Last Chance Regatta: Alle für einen – vor Hyères geht es um die letzten Olympia-Startplätze
Es ist erst drei Jahre her, dass Tina Lutz und Susann Beucke in Enoshima ihre olympische Karriere am 3. August 2021 mit Silber im 49er FX krönten. Am selben Tag gewannen die 49er-Asse Erik Heil und Thomas Plößel in Japan ihre zweite Bronzemedaille nach 2016 in Rio. Die deutschen Skiffsegler zählten lange zu den besten der Welt. Jetzt stehen sie mit dem Rücken zu Wand.
Sie kämpfen bei der Last Chance Regatta vor Hyéres, die parallel zum französischen Klassiker Semaine Olympique Française im selben Revier ausgetragen wird, ab 21. April um die letzten beiden Nationenstartplätze, die den deutschen Olympiaseglern auf Kurs Olympia 2024 noch fehlen. Jeweils die letzten drei Nationenstartplätze werden vor Hyères in jeder der insgesamt zehn olympischen Segeldisziplinen vergeben.
Maximales GER-Aufgebot bei Last Chance Regatta
Das German Sailing Team hat sowohl im 49er als auch im 49er FX das maximal erlaubte Kontingent von drei Crews für die Last Chance Regatta gemeldet. Dabei könnten die Voraussetzungen für die GER-Frauen und -Männer kaum unterschiedlicher sein. Bei den 49er-Seglern konnte in der bereits beendeten nationalen Ausscheidungsserie kein Team die individuellen olympischen Qualifikationsbedingungen erfüllen.
Damit waren die Olympia-Träume von Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club), Max Stingele/Linov Scheel (Kieler Yacht-Club) sowie Fabian Rieger/Tom Heinrich (Verein Seglerhaus am Wannsee/Kieler Yacht-Club) vorerst geplatzt. Die drei Crews wollen bei der Last Chance Regatta trotzdem zeigen, wozu sie imstande sind.
Meistgelesene Artikel
Bei den 49er-FX-Frauen ist die Lage vor Beginn der Last Chance Regatta deutlich hoffnungsfroher. Hier haben Marla Bergmann und Hanna Wille die nationale Ausscheidung mit dem gerade zu Ende gegangenen Finale bei der Trofeo Princesa Sofía vor Mallorca für sich entscheiden können. Sie haben damit alle Qualifikationshürden auf Kurs Marseille 2024 genommen.
Wie versprochen: alle für eine Crew
Die Elbseglerinnen vom Mühlenberger Segel-Club (MSC) kämpfen ab Sonntag bei der Last Chance Regatta vor Hyères um ihren Olympia-Traum. An ihrer Seite stehen die in der Ausscheidung unterlegenen Maru Scheel/Freya Feilcke (Kieler Yacht-Club) und Sophie Steinlein/Jill Paland (Norddeutscher Regatta Verein). So hatten es sich die Crews vom German Sailing Team vor Ausscheidungsbeginn gegenseitig versprochen: Wer immer sich durchsetzt, darf mit der Unterstützung der anderen rechnen.
Die geschlagenen Crews halten jetzt Wort, treten in Hyères für Marla Bergmann und Hanna Wille an, obwohl sie den eigenen Olympia-Traum nicht mehr realisieren können. Der Plan ist klar: Gemeinsam jagt es sich chancenreicher. Weil es beim Kampf um den fehlenden Nationenstartplatz egal ist, welche deutsche Crew sich in den Top-Drei-Nationen platzieren kann, um einen der drei letzten Nationenstartplätze für Team D zu sichern, ist auch denkbar, dass Scheel/Feilcke oder Steinlein/Paland den Startplatz sichern, den nur Marla Bergmann/Hanna Wille besetzen können. Es gilt ab Sonntag bei den deutschen 49er-FX-Crews Teil zwei des Mottos: Eine für alle, alle für eine Crew.
Nur Japan, Polen und Deutschland haben im 49er FX die maximale Starterzahl für die Last Chance Regatta ausgeschöpft, schicken jeweils drei Crews ins Rennen. Mit jeweils einer Crew aus Argentinien, Kroatien, Tschechien, Estland, Finnland, Israel, Malta und Singapur ringen insgesamt elf Nationen im 49er FX um die drei Nationenstartplätze. Hanna Wille sagt über die Stärken der Konkurrenz: “Polen wird auf jeden Fall ein Ticket holen. Die Finninnen haben was drauf. Bei anderen Nationen ist es durchmischter. Da sind auch junge und unerfahrenere Crews dabei.”
Unsere Gruppe gibt uns mega Rückhalt” (Marla Bergmann)
Die beiden Sportsoldatinnen Marla Bergmann und Hanna Wille fühlen sich gut gerüstet für den Kampf um ihren Olympia-Traum, auch wenn ein mächtiger Mistral die geplante Trainingswoche für alle Crews vor Ort verweht hat. Bis Ende der Woche konnte nicht trainiert werden, weil Winde bis 50 Knoten das Mittelmeer tosen ließ. Umso mehr sehnen sich alle nach dem ersten Startschuss am Sonntag. “Wir sind aber relativ ruhig, weil wir bei allen Bedingungen gut klarkommen”, sagte die 22-jährige Steuerfrau Marla Bergmann.
Dass sie bei der Last Chance Regatta im deutschen Trio antreten, empfinden Marla Bergmann und Hanna Wille als beflügelnd. Marla Bergmann sagt: “In unserer Gruppe haben alle das Potenzial, den Startplatz zu holen. Das gibt uns mega Rückhalt. Die Last Chance Regatta ist ein komplett anderes Event als alle anderen. Sie bedeutet mehr Druck für alle. Aber ich glaube, wir sind gerade wegen unserer starken Gruppe sehr gut aufgestellt. Wir hatten während der gesamten Ausscheidung viel Druck. Wir haben gelernt, damit umzugehen. Damit haben wir jetzt als Gruppe einen Vorteil gegenüber den anderen.”
Hier geht es zu den Meldelisten für die Last Chance Regatta(abgekürzt mit “LCR”) und den Ergebnissen der Semaine Olympique Française, an der weitere Starter des German Sailing Teams wie beispielsweise die bereits für Olympia qualifizierten Philipp Buhl (Ilca 7) und iQFoil-Windsurfer Sebastian Kördel teilnehmen.