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Microsoft kauft Activision Blizzard - Activision-Aktie +37 Prozent

Microsoft kauft Activision Blizzard  ActivisionAktie 37 Prozent
Microsoft übernimmt in einem fast 70 Milliarden Dollar schweren Deal den großen Videospieleanbieter Activision Blizzard.
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Mega-Übernahme in der Spielebranche: Populäre Games wie "Call of Duty" und "Candy Crush" sollen künftig von Microsoft kommen. Der Software-Riese hinter der Spielekonsole Xbox will dafür den Spieleanbieter Activision Blizzard für fast 70 Milliarden US-Dollar kaufen.

Microsoft ist bereit, für Activision Blizzard einen heftigen Aufpreis zu zahlen: Das Gebot von 95 Dollar je Aktie liegt gut 45 Prozent über dem Schlusskurs von 65,39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde damit insgesamt mit 68,7 Milliarden Dollar (60,4 Mrd Euro) bewertet, teilte Microsoft am Dienstag mit.

Der umstrittene Chef von Activision Blizzard, Bobby Kotick, solle weiter an der Spitze der Spielefirma blieben, hieß es. Kotick war in den vergangenen Monaten nach Vorwürfen von sexueller Belästigung und Diskriminierung bei dem Unternehmen in die Kritik geraten. Unter anderem wurde ihm vorgehalten, nicht entschieden genug gegen Fehlverhalten von Managern eingeschritten zu sein.

Activision Blizzard war im Sommer vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde DFEH. Die Firma wies die Vorwürfe zunächst weit von sich, beauftragte dann aber doch eine Anwaltsfirma mit der Aufklärung der Vorwürfe.

In der Industrie wurde auch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob ein Neuanfang bei Activision Blizzard mit Kotick an der Spitze überhaupt möglich sei. Er hielt sich jedoch mit Rückhalt seines Verwaltungsrates fest im Chefsessel. Nach Abschluss der Übernahme soll Activision Blizzard nun Microsofts Spiele-Chef Phil Spencer unterstellt werden, der damit Koticks Boss wäre.

Microsoft rechnet mit einem Abschluss des Deals bis Ende seines nächsten Geschäftsjahres, das bis Mitte 2023 läuft. Vorher muss unter anderem noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter eingeholt werden.

Der Microsoft-Konzern, der bereits Spielestudios mit bekannten Titeln wie "Doom" und "Minecraft" unter seinem Dach hat, würde seine Marktposition mit Activision Blizzard deutlich stärken. Games der Firma locken monatlich knapp 400 Millionen Spieler an. Rund 245 Millionen davon entfallen auf den vor einigen Jahren übernommenen "Candy Crush"-Anbieter King.

Die Spielebranche befindet sich aktuell in einem großen Wandel. Zum einen verlagert sich mehr Geschäft von Konsolen und PCs auf Smartphones. Dort sind die Games meist zwar kostenlos zu spielen - viele Nutzer geben aber Geld für zusätzliche Inhalte oder Hilfen aus. Diese kleinen Beträge addieren sich angesichts der Größe des Smartphone-Marktes zu beträchtlichen Summen.

Zum anderen gehört Microsoft zu den Plattform-Anbietern, die versuchen, Spiele-Streaming im Markt zu etablieren. Die Spiele laufen dabei eigentlich nicht auf den Geräten der Nutzer, sondern auf Servern im Netz. Das Modell bietet die Aussicht auf fortlaufende Abo-Einnahmen statt des einmaligen Verkaufs einer Konsole. Allerdings sind schnelle und reaktionsfreudige Internet-Verbindungen eine Grundvoraussetzung für das Modell, das bisher noch ein Nischenangebot ist.

Microsofts Geschäft mit der Xbox-Konsole wurde zuletzt - wie auch beim Konkurrenten Sony mit seiner Playstation - stark von den globalen Engpässen bei Chips und anderen Bauteilen zurückgehalten. Xbox- und Playstation-Geräte der neuesten Generation sind mehr als ein Jahr nach der Markteinführung nach wie vor schwer zu bekommen.

Activision Blizzard profitierte wie auch andere Branchenplayer zeitweise von der Corona-Pandemie, in der Menschen mehr Zeit mit Videospielen und Smartphone-Games verbringen. Zuletzt verbuchte die Firma im Ende September abgeschlossenen Quartal ein leichtes Umsatzplus auf gut zwei Milliarden Dollar. Der Gewinn legte im Jahresvergleich um rund sechs Prozent auf 639 Millionen Dollar zu.

Activision schnellen hoch nach Übernahmegebot durch Microsoft

Das Übernahmeangebot für Activision Blizzard von dem Software-Giganten Microsoft für fast 70 Milliarden US-Dollar hat den Kurs des großen Videospieleanbieters am Dienstag nach oben schnellen lassen. Als mit Abstand größter Gewinner im Technologie-Index NASDAQ 100 schossen die Aktien um rund 27 Prozent auf 83 Dollar hoch und erreichten den höchsten Stand seit Juli vergangenen Jahres. Im Tageshoch betrug der Aufschlag sogar 34,5 Prozent.

Die Aktien blieben damit allerdings zunächst noch unter dem von Microsoft gebotenen Kaufpreis von 95 Dollar je Aktie - ein kräftiger Aufpreis auf den Schlusskurs von 65,39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde mit insgesamt 68,7 Milliarden Dollar (60,4 Milliarden Euro) bewertet, wie Microsoft am Dienstag mitteilte.

"Activision Blizzard hat einige der wertvollsten Spiele der Welt wie 'Call of Duty' und eine Reihe anderer Spiele mit geradezu dogmatisch loyalen Kunden", schrieb Analystin Sophie Lund von Hargreaves Landsdown. Das Angebot von Microsoft zeige aber nicht nur das große Interesse vieler Menschen an derartigen Spielen auf. Es belege vielmehr "die integrale Funktion von Spielen als Teil des zukünftigen sozialen und digitalen Lebens".

Das Spielen habe sich zuletzt immer mehr auf das Internet verlagert, während Spielekonsolen immer kostspieliger geworden seien, schrieb Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets. Microsoft mit seinem prall gefüllten Geldbeutel könne erheblich in schnellere und realistischere Grafik investieren, was in der Folge immer bessere Angebote nach sich ziehen dürfte.

Die spektakuläre Übernahme und die voranschreitende Konsolidierung der Branche trieb am Dienstag auch die Kurse anderer Spielentwickler an: So verteuerten sich an der NASDAQ-Börse die Aktien von Electronic Arts um mehr als sechs Prozent und die von Take-Two Interactive um drei Prozent. Take-Two hatte erst vor wenigen Tagen mit einer Offerte für den Browserspiele-Spezialisten Zynga einen ähnlichen Schritt vorgenommen. An der Euronext-Börse schnellten die Papiere von Ubisoft Entertainment sogar um 11 Prozent nach oben.

/so/DP/eas

REDMOND (dpa-AFX)

Bildquellen: Pavel Kapysh / Shutterstock.com, Eric Broder Van Dyke / Shutterstock

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