Heiße Themen Schließen

"Des Teufels Bad": Ein Brueghel-Bild am Abgrund

Des Teufels Bad Ein BrueghelBild am Abgrund
Dem österreichischem Regieduo Franz & Fiala gelingt im Berlinale-Wettbewerb, die Abgründe einer Depression, ein fremdes Zeitalter und ein unglaubliches Glaubenssystem zu porträtieren.

Historische Gerichtsprotokolle als Inspiration

Agnes ist tiefreligiös, sensibel und findet in der harten bäuerlichen Welt nicht so recht ihren Platz. Wolf begehrt sie nicht, und ihre Schwiegermutter (Maria Hofstätter) nimmt sich der neuen Frau zwar an, dringt mit ihrer reschen Art jedoch nicht zu Agnes vor. Die junge Frau passt schlicht nicht in ihre Welt und gleitet zusehends in die Untiefen einer massiven Depression ab, das titelgebende "Teufels Bad". Sie bleibt eine Auswärtige, auch wenn sie letztlich nicht von weit weg stammt.

Weder ihr letztlich nicht unverständiges Umfeld, noch der Bader mit den Mitteln der Zeit wie einem offenen Faden im Genick, aus dem das böse Blut ausfließen soll, können Agnes helfen. Und Selbstmord kommt in einer Gesellschaft, in der für diese Sünde die Seele auf ewig im Fegefeuer büßen muss, nicht in Frage. So greift die Verzweifelte letztlich zu einem ebenso verzweifelten Gewaltakt.

Franz und Fiala haben sich für "Des Teufels Bad" historische Gerichtsprotokolle als Inspirationsquelle genommen und zeichnen anhand derer ein bisher unbeleuchtetes Kapitel Frauengeschichte in der frühen Neuzeit nach. Es bleibt für den modernen Menschen ein schwer nachvollziehbares Mysterium, wie es möglich ist, dass die größere Sünde im Selbstmord als im Mord gesehen wird. Doch während beim Suizid nicht mehr die Möglichkeit der Reue und damit verbundenen Absolution besteht, war dies im Falle eines Mordes möglich.

Ähnliche Nachrichten
Nachrichtenarchiv
Die beliebtesten Nachrichten der Woche