VfL Wolfsburg: Was Hasenhüttl von Rangnick mitgenommen hat - kicker
Joakim Maehle, Lovro Majer, Patrick Wimmer: Beim VfL Wolfsburg sitzen die großen Namen aktuell nur auf der Bank. Trainer Ralph Hasenhüttl erklärt, warum das so ist.
Nimmt keine Rücksicht auf Rang und Namen: Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl.
Der Wolfsburger Jubel am späten Samstagnachmittag fiel frenetisch aus. Der VfL glänzte bei weitem nicht gegen den VfL Bochum (1:0), aber er gewann. Und so jubelten sie alle zusammen. Spieler, die auf dem Platz standen, Spieler, die auf der Bank saßen.
"Wir brauchen sie alle", betont Trainer Ralph Hasenhüttl, der überrascht. Mit seinen Aufstellungen, mit seinen Einwechslungen. Auf den beheizbaren Ledersitzen der VfL-Ersatzbank saßen am Samstag zu Spielende drei Akteure, die eigentlich Wolfsburger Leistungsträger sein sollten.
Auf Rang und Namen nimmt Hasenhüttl keine Rücksicht
Joakim Maehle, für zwölf Millionen Euro geholter Führungsspieler von Atalanta Bergamo, kam in diesem Abstiegs-Endspiel ebenso nicht zum Einsatz wie Lovro Majer, 25-Millionen-Euro-Neuzugang von Stade Rennes, und Patrick Wimmer, Topscorer der Vorsaison. Drei potenzielle Säulen einer Mannschaft, die in dieser Saison schwer vom Kurs abgekommen ist.
Ein Team, das Hasenhüttl Mitte März aus den Händen von Niko Kovac übernahm. "Ich muss schauen", sagt der Österreicher, "dass ich ein Gebilde, das aus welchen Gründen auch immer nicht mehr funktioniert hat, zum Laufen bringe". Auf Rang und Namen innerhalb seines Kaders nimmt er dabei keine Rücksicht.
Statt Maehle spielt seit zwei Spielen Kilian Fischer, statt Majer setzt der Coach auf Amin Sarr, statt Wimmer kommt ein Kevin Paredes. Neuzugang Vaclav Cerny stand nicht einmal im Kader.
Der Nachteil der Wolfsburger Freigeister
Hasenhüttl erklärt: "Es ist wichtig, dass wir Leute auf dem Platz habe, auf die ich mich taktisch hundertprozentig verlassen kann. Und da sind Freigeister und Spieler, die über die individuelle Klasse kommen, vielleicht ein bisschen benachteiligt. Das ist im Moment der einzig gangbare Weg für uns."
Bitter für die teuer verpflichteten Stars der Niedersachsen, die wiederholt eine Promi-Bank bildeten. Hasenhüttl lobt jeden Einzelnen, schwärmt von Maehles Physis, von Majers und Wimmers Qualität: "Aber es waren jetzt vielleicht nicht die Spiele, der Moment, um sie zu bringen, weil sie vielleicht doch ein bisschen mehr die Spieler sind, die selber scheinen wollen als diejenigen, die eine Mannschaft zum Scheinen bringen lassen wollen."
Der Trainer orientiert sich an Ralf Rangnick, unter dem er einst bei RB Leipzig gearbeitet hat. Von ihm hat er folgenden Satz mitgenommen: "Wir haben vielleicht nicht die schönsten Bäume auf dem Platz, aber wenn man sie zusammenstellt, ist es der schönste Wald." Den der Trainer nicht abholzen will: "Wir wollen es beibehalten."
Thomas Hiete