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Kann Unilever durch den Verkauf von Langnese-Eis den Turbo zünden?

Kann Unilever durch den Verkauf von LangneseEis den Turbo zünden
Unilever trennt sich vom Eiscreme-Geschäft und entlässt 7500 Beschäftigte. Das Sparprogramm soll den Lebensmittel-Konzern zurück auf Erfolgskurs bringen. Das hat er allerdings auch schon früher erfolglos versucht

Langnese Unilever verkauft Eissparte – aber Analysten bleiben skeptisch

Eine Truhe mit Speiseeis von Langnese

Eine Kundin greift in eine Truhe mit Speiseeis von Langnese. Unilever verkauft jetzt seine Eiscreme-Sparte

© dpa / Frank Rumpenhorst / Picture Alliance

Udo Trichtl

von Udo Trichtl

21.03.2024, 13:23 3 Min.

Unilever trennt sich vom Eiscreme-Geschäft und entlässt 7500 Beschäftigte. Das Sparprogramm soll den Konzern wieder auf Erfolgskurs bringen. Das hat er allerdings auch schon früher erfolglos versucht

Der britische Konsumgüterriese Unilever will sein Eiscreme-Geschäft abspalten. Der Geschäftsbereich umfasst bekannte Marken wie Langnese, Magnum und Ben & Jerry's und trägt mit einem Jahresumsatz von 7,9 Mrd. Euro 13 Prozent zum Gesamtumsatz von Unilever bei. Das Unternehmen hat aufgrund wachsender Konkurrenz zuletzt allerdings weniger Eis verkauft, die ohnehin niedrigen Margen waren weiter dahingeschmolzen. Mit der Abspaltung soll sich das ändern.

Unilever plant, die Sparte bis 2025 als eigenständiges Unternehmen auszugliedern. Wahrscheinlich will sie das neue Geschäft dann an die Börse bringen. Die britische Großbank Barclays schätzt, dass das Speiseeisgeschäft einen Wert von 17 Mrd. Euro haben könnte. Unilevers Weltmarktanteil liegt demnach bei branchenführenden 20 Prozent. Die Börse reagierte positiv auf die Ankündigung: Das Unilever-Papier verzeichnete am Dienstagvormittag einen deutlichen Kurssprung an der Börse in London. Inzwischen hat sich die Euphorie gelegt, dennoch notiert die Aktie in London mit 45,36 Euro weiterhin höher als vor der Strategie-Bekanntgabe. 

Aktionäre machen CEO Druck

Ein wichtiger Grund für die Abspaltung scheint der steigende Druck der Aktionäre auf Unilevers noch frischen CEO Hein Schumacher zu sein. Die Unilever-Aktie hat in den vergangenen fünf Jahren acht Prozent an Wert verloren, während der Vergleichsindex S&P 500 Consumer Staples im gleichen Zeitraum um sieben Prozent gestiegen ist.

Auf rasche Änderungen drängte zuletzt unter anderem der aktivistische Finanzinvestor Nelson Peltz, der seit 2023 bei Unilever an Bord ist und als Unterstützer von Schumachers Machtübernahme gilt. Dieser muss nun offenbar liefern.

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Schumacher selbst hat bereits einen Wachstumsaktionsplan angekündigt. Er möchte das Markenportfolio verkleinern und sich auf komplementäre Betriebsmodelle fokussieren. Das Geschäft mit Eiscreme scheint nicht in diese Strategie zu passen. Es fehlt hier laut Unilever an kostensparenden Synergien bei den Lieferketten, das Eis-Geschäft sei zudem generell zu teuer. Zudem ist es stark saisonabhängig und damit schwer kalkulierbar. Auch das passt nicht in den von Aktionären geforderten Wachstumskurs. Um die Rendite weiter zu optimieren, streicht der neue Konzernlenker zudem 7500 von insgesamt 128.000 Stellen weltweit. Damit will das Unternehmen seine Kosten in den kommenden drei Jahren um insgesamt rund 800 Mio. Euro senken.

Tee und Brotaufstriche auch schon abgespalten

Es ist nicht das erste Mal, dass Unilever Geschäftsbereiche abspaltet. Im Jahr 2021 ging die Teesparte mit Topmarken wie Lipton-Eistee für 4,5 Mrd. Euro an den Private-Equity-Riesen CVC Capital Partners. 2017 veräußerte Unilever seine Brotaufstriche Rama, Flora und Becel für rund sieben Mrd. Euro an den Finanzinvestor KKR. Der Umsatz der Brotaufstrich-Marken lag zum damaligen Zeitpunkt bei etwa drei Mrd. Euro im Vergleich zu den konzernweiten 53 Mrd. Euro. Rückblickend betrachtet haben diese beiden Abspaltungen offenbar nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt.

Unter Marktbeobachtern herrscht Uneinigkeit darüber, wie es für Unilever weitergeht. Auf der Finanz-Informationsplattform Marketscreener empfehlen sechs Analysten den Kauf der Aktie, sechs sagen „Halten“, fünf raten zum Verkauf des Papiers.

Analysten uneins: Unilever-Aktie kaufen oder verkaufen?

Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für Unilever auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 4600 Pence belassen. Die Abtrennung des Eiscreme-Geschäfts sieht Analyst Warren Ackerman als positiven Schritt für den Konsumgüterkonzern. Dadurch werde das mittelfristige Wachstum angetrieben, schrieb er in einer am Dienstag vorliegenden Studie.

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Ganz anders sieht man das bei der US-Bank JP Morgan: Sie hat die Einstufung für Unilever auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 3600 Pence belassen. Da die Speiseeis-Sparte ein schwächeres Umsatz-, Margen- und Kapital-Profil als der Konzern habe, eröffne dies dem Management zwar die Möglichkeit, das Portfolio zu optimieren, schrieb Analystin Celine Pannuti. Allerdings müsse der Konsumgüterkonzern erst noch beweisen, dass die Veräußerung von Unternehmensteilen das Kerngeschäft beschleunigen werde. Frühere Fälle hätten dieses Versprechen nicht erfüllt.

Demgegenüber positioniert sich das US-Analysehaus Bernstein Research neutral und belässt seine Einstufung für Unilever auf „Market-Perform“ bei einem Kursziel von ebenfalls 3600 Pence. Der Konsumgüterkonzern spalte mit dem Eisgeschäft seine „heißeste Sparte“ ab, schrieb Analyst Bruno Monteyne. Zwar sieht er darin eine generell gute Nachricht, da Markenkonglomerate in der Regel nicht gut funktionierten. Monteyne zeigt sich aber mit Blick auf die Wachstumsaussichten skeptisch.

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