Vorschau auf Quartalszahlen: UBS hat Baustellen an vielen Fronten
AboVorschau auf Quartalszahlen –
UBS hat Baustellen an vielen FrontenAm Mittwoch veröffentlicht UBS die Quartalsbilanz. Die Erwartungen an die Schweizer Grossbank, die mitten in der Restrukturierung steckt, sind hoch. Worauf Anleger an der bevorstehenden Zahlenpräsentation achten sollten.
- Die starken Vorgaben der US-Grossbanken erhöhen die Erwartungen an UBS.
- Der unerwartete Geldsegen für die US-Konkurrenz im Investment Banking bringt UBS in die Zwickmühle.
- Grössere Kostensenkungen sind erst wieder ab Mitte 2025 zu erwarten.
- Die Unklarheit über künftige Kapitalanforderungen belastet den UBS-Aktienkurs.
UBS hat keinen leichten Stand. Die Erwartungen im Markt haben nach den guten Resultaten der amerikanischen Grossbanken noch weiter zugenommen. Bereits seit Mitte September avancieren die Titel, wohl in der Hoffnung auf demnächst gute Neuigkeiten bei der Schweizer Grossbank. Nächsten Mittwoch legt sie ihre Drittquartalszahlen vor.
Kann sie dann für gute Stimmung an der Börse sorgen? Es wird schwierig. «Es darf kein Haar in der Suppe sein», sagt LUKB-Analyst Daniel Bosshard. Und Vontobel-Analyst Andreas Venditti meint: «Ein Ergebnis im Rahmen des Konsenses wäre wohl eine Enttäuschung.» Denn der jüngste umfassende Konsensbericht, den UBS regelmässig erhebt, berücksichtigt die unerwartet besseren Ergebnisse der grossen US-Banken noch nicht.
Starke US-Banken
Die Top-US-Banken haben im abgelaufenen Quartal sehr gute Resultate im Investment Banking abgeliefert. Das wieder anziehende Geschäft mit Beratung für Mergers & Acquisitions (M&A) sorgte für einen kräftigen Zuwachs. Dies ist zwar ein gutes Vorzeichen für die Ergebnisse der Investmentbank von UBS. Ganz damit mithalten wird UBS voraussichtlich aber nicht.
In diesem wichtigen Geschäft mit M&A-Beratung hinkt das Schweizer Institut der Konkurrenz aus den USA im bisherigen Jahresverlauf hinterher. Schon bei der letzten Zahlenpräsentation im August hat es die Erwartungen gesenkt. Es sei mit einer Verzögerung bei der Ausführung von Deals zu rechnen. Rund die Hälfte weniger Vorsteuergewinn als im Vorquartal erwarten die Analysten im Schnitt bei der Investmentbank von UBS. Doch UBS hat dank der übernommenen CS-Power in diesem Geschäft gute Karten, um weiter vorne mitzuspielen. Und der Aufschwung im Investment Banking nimmt jetzt immer mehr Fahrt auf.
Dass dieser Bereich nach zwei Jahren Flaute wieder floriert, bringt UBS aber auch in ein Dilemma: Die Unternehmensspitze um CEO Sergio Ermotti hat versprochen, ihr Investment Banking nicht zu sehr wachsen zu lassen. Es soll in erster Linie der Vermögensverwaltung dienen und nicht mehr als ein Viertel des Risikokapitals der Bank binden. «Kippen die Manager diesen Entscheid, oder weichen sie ihn auf? Dann kämen sofort wieder Risikoüberlegungen ins Spiel», sagt LUKB-Analyst Bosshard. Es lohnt sich also, bei der bevorstehenden Zahlenpräsentation genau hinzuhören.
Zinsertrag unter Druck
Die Erholung der Märkte dürfte sich positiv auf die Höhe des gesamten verwalteten Vermögens von UBS auswirken. Die Analysten rechnen im Konsens mit einer Steigerung der angelegten Gelder in der globalen Vermögensverwaltungssparte um 2,4% auf 4133 Mrd. $ gegenüber dem Vorquartal. Das Ziel von UBS ist es, die Marke von 5 Bio. $ bis 2028 zu erreichen.
Eine weitere grosse Frage ist, wie sich die Neugeldzuflüsse (Net New Assets, NNA) entwickelt haben – insbesondere in Asien, wo die Grossbank überdurchschnittlich wachsen will. Der Anteil Asiens an den gesamthaft verwalteten Vermögen soll spätestens in sechs Jahren 20% betragen. Zudem hat sich UBS zum Ziel gesetzt, bis 2028 pro Jahr rund 200 Mrd. $ NNA anzuziehen. Mit dem derzeitigen Tempo wird sie dieses Ziel nicht erreichen. Sie muss den Neugeldzufluss verdoppeln. Eine Verlangsamung der Dynamik bei den Neugeldern dürfte an der Börse nicht gut ankommen.
Vor etwas über einem Monat hat die US-Notenbank Fed die Zinswende in den Staaten mit einem ungewöhnlich grossen Schritt nach unten gestartet. Die Schweizerische Nationalbank senkt ihren Leitzins schon seit März kontinuierlich. ZKB-Analyst Michael Klien sagt: «Insbesondere die sinkenden Zinsen in Franken und US-Dollar dürften den Zinsertrag von UBS unter Druck setzen.»
Aufseher im Nacken
Vonseiten der Integration von Credit Suisse gibt es momentan viele gute Neuigkeiten. Das Tempo ist hoch. UBS liegt rund sechs Monate vor dem Zeitplan. Im September hat die Migration der CS-Kunden auf die Informatikplattform von UBS begonnen. Konzernchef Sergio Ermotti hatte die Überführung der Kunden in der Vergangenheit als das grösste Risiko der Zusammenführung bezeichnet. Laut UBS-Technologiechef Mike Dargan handelt es sich dabei um die grösste Datenmigration bei einer Übernahme im Finanzsektor. In den kommenden Quartalen sollen rund 1,3 Mio. CS-Kunden auf die UBS-Plattform wechseln.
Für UBS ist es wichtig, die Kosten des Betriebs herunterzubringen und ihr Sparziel von 13 Mrd. $ bis Ende 2026 zu erreichen. Bis Ende Jahr will man auf halber Strecke sein. Da die Migration der Kundenkonten und der verschiedenen IT-Plattformen nun begonnen hat, dürfte sich der Schwerpunkt der Kostensenkungen zunehmend verlagern. Laut Klien steht weniger der Non-Core- und Legacy-Bereich im Fokus, stattdessen aber die globale Vermögensverwaltung und das Geschäft mit Privat-, Firmen- und institutionellen Kunden in der Schweiz. «Spürbare Verbesserungen in der Kostenstruktur sind jedoch erst ab Mitte 2025 zu erwarten.» Die Realisierung der Kosteneinsparungen brauche noch Zeit.
Letzte Woche hat die Finanzmarktaufsicht neue Ansprüche an UBS angemeldet. Sie will unter anderem einzelne Unternehmensteile verkaufen oder herunterfahren können, falls UBS in Schieflage gerät. Damit das überhaupt möglich ist, müsste es allerdings eine gewisse Entflechtung von einzelnen Teilen innerhalb des Konzerns geben. Im schlimmsten Fall bedeutet dies für UBS, dass sie die Synergien, mit denen sie dank der Integration von Credit Suisse rechnet, nicht in vollem Umfang nutzen kann.
Höherer Kapitalbedarf
UBS wird aufgrund der CS-Übernahme voraussichtlich mehr verlustabsorbierende Mittel für den Krisenfall bereitstellen müssen. Ein wichtiger Datenpunkt zum möglichen zusätzlichen Kapitalbedarf für die systemrelevante Bank ist der Schlussbericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK), der für Ende Jahr erwartet wird. Der Bundesrat und das Parlament werden ihn für die anstehenden Anpassungen des Too-big-to-fail-Regimes berücksichtigen.
Die Unsicherheit über die zukünftigen Kapitalanforderungen lastet auf dem Aktienkurs von UBS. Die Titel kommen dieses Jahr nicht so richtig in Schwung. Anleger wollen wissen, ob sie auch in Zukunft von grosszügigen Kapitalrückführungen der Grossbank profitieren können. Bankenexperte Andreas Ita vom Beratungsunternehmen Orbit36 sagt: «Relevant ist weniger das laufende Aktienrückkaufprogramm, sondern das, was ab 2026 passieren wird.»
Für das laufende Aktienrückkaufprogramm hat UBS bereits genug Kapital auf die Seite gelegt. Ob es zusätzlich zu weiteren Aktienrückkäufen kommt, darüber hüllt sich das Management bis jetzt in Schweigen. Ita sagt: «Bis die Kapitalfrage geklärt ist, hat auch UBS nur eine begrenzte Visibilität und dürfte sich gegenüber den Investoren kaum festlegen wollen.» Zu erwarten sind für nächsten Mittwoch wohl auch weiterhin keine grossen Ankündigungen der Bank diesbezüglich. Der Ball liegt hier bei der Regierung. Bis zum PUK-Bericht dürfte sich nicht viel bewegen.
Mehr zu UBS
NewsletterFuW Insider
Erhalten Sie die besten Anlagetipps – kuratiert von der FuW-Redaktion.Weitere Newsletter
EinloggenFehler gefunden?Jetzt melden.
1 Kommentar