Lehren aus Tsunami 2004: So kann man die Folgen abschwächen
ZDFheute: Was ist damals schiefgelaufen?
Voss: Zwar gab es damals Informationen, dass es in Folge des Bebens ein hohes Tsunami-Risiko gibt. Aber schnelle Kommunikationswege gab es nicht. Die Vorwarnzeit wäre zwar in jedem Fall sehr kurz gewesen, doch das Ausmaß der Katastrophe hätte wesentlich reduziert werden können.
Martin Voss ...
Quelle: Bernhard Wannemacher
Als Leiter eines Teilprojektes im deutsch-indonesischen Forschungsprojekt "Tsunami-Risk" beschäftigt sich Voss mit der Frage, wie Tsunami-Frühwarnsysteme verbessert werden können.
ZDFheute: Was ist seitdem geschehen, um so eine Katastrophe zu verhindern?
Voss: Es wurde zum Beispiel das deutsch-indonesische Tsunami-Warnsystem - ein technisches Warnsystem - installiert und über die Jahre weiter verbessert.
Da spielt die Technik auch eine Rolle, aber sie rettet noch kein einziges Menschenleben.
ZDFheute: Was dann?
Voss: Die gemessenen Daten müssen bewertet und dann in verständliche und handlungsanleitende Informationen übersetzt werden. Bis 2004 sprach man von der "letzten Meile", um die man sich auch noch kümmern müsse, um Menschen zu informieren, wenn die Messungen ein Tsunami-Risiko erkennen lassen.
ZDFheute: Was hat sich seither auf der "letzten Meile" getan?
Voss: Es gibt regelmäßige Übungen. Evakuierungsrouten sind ausgewiesen, es gibt Sammelpunkte und Schutzräume. Außerdem ein Warnsystem, das über Radio und Fernsehen, Sirenen und Lautsprecher, Apps und auch per SMS informiert.
Einmal im Monat, immer am 26., werden die Sirenen getestet, auch um die Erinnerung wach zu halten. 20 Jahre nach dem Tsunami können sich zwar die meisten Menschen noch daran erinnern, aber in 20 Jahren sieht das schon wieder anders aus. Man muss über lange Zeiträume denken.
ZDFheute: Ist ein Unglück in dem Ausmaß von 2004 nochmal vorstellbar?
Voss: Grundsätzlich können der Tsunami selbst oder auch ein Erdbeben nicht beeinflusst werden. Aber wir können sehr viel tun, um Schaden und Opfer zu verhindern. Man kann so bauen, dass Häuser auch starken Erdbeben standhalten. Und wir können die Kommunikation und die Vorwarnzeit so optimieren, dass Menschen in den allermeisten Fällen noch genug Zeit haben, sich in Sicherheit zu bringen.
Nicht die Natur ist schuld, sondern immer der Mensch, wenn es doch wieder zu solch einem Ereignis kommt, obwohl es hätte verhindert werden können.
Das Interview führte Simon Seitel.
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Quelle: ZDF