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Lehren aus Tsunami 2004: So kann man die Folgen abschwächen

Lehren aus Tsunami 2004 So kann man die Folgen abschwächen
20 Jahre nach der Katastrophe: Martin Voss begleitet die Entwicklung eines Warnsystems für Tsunamis. Wie man künftig mit ihnen umgehen will.
Es ist eine Naturkatastrophe bei der rund 230.000 Menschen ihr Leben lassen. Nach einem Erdbeben rollen Tsunamis an die Küsten des Indischen Ozeans und sorgen für pure Zerstörung. 20.12.2024 | 15:13 min
ZDFheute: Was genau ist an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean passiert?
Martin Voss: Es gab ein sogenanntes Megathrust-Beben, also ein sehr schweres Erdbeben vor der Küste Sumatras. Dadurch lösten sich Tsunami-Wellen, die in mehreren Wellen dann zu verheerenden Zerstörungen geführt haben.
Die Animation zeigt, was bei dem starken Beben und den folgenden Flutwellen am 26. Dezember 2004 geschah. 19.12.2024 | 1:07 min

ZDFheute: Was ist damals schiefgelaufen?

Voss: Zwar gab es damals Informationen, dass es in Folge des Bebens ein hohes Tsunami-Risiko gibt. Aber schnelle Kommunikationswege gab es nicht. Die Vorwarnzeit wäre zwar in jedem Fall sehr kurz gewesen, doch das Ausmaß der Katastrophe hätte wesentlich reduziert werden können.

Martin Voss ...

Martin Voss

Quelle: Bernhard Wannemacher

... leitet die Krisen- und Katastrophenforschungsstelle an der Freien Universität in Berlin. In den vergangenen Jahren widmete er sich in seiner Forschung auch dem Tsunami von 2004.

Als Leiter eines Teilprojektes im deutsch-indonesischen Forschungsprojekt "Tsunami-Risk" beschäftigt sich Voss mit der Frage, wie Tsunami-Frühwarnsysteme verbessert werden können.

ZDFheute: Was ist seitdem geschehen, um so eine Katastrophe zu verhindern?

Voss: Es wurde zum Beispiel das deutsch-indonesische Tsunami-Warnsystem - ein technisches Warnsystem - installiert und über die Jahre weiter verbessert.

Aber ein Tsunami-Warnsystem ist mehr als ein paar Messstationen im Meer, es ist eine hochkomplexe, sozio-technische Konfiguration.

Da spielt die Technik auch eine Rolle, aber sie rettet noch kein einziges Menschenleben.

In Gedenken an die Tsunami-Opfer haben sich in Indonesien, Thailand und Sri Lanka Tausende Menschen zum Gebet versammelt.26.12.2024 | 0:28 min

ZDFheute: Was dann?

Voss: Die gemessenen Daten müssen bewertet und dann in verständliche und handlungsanleitende Informationen übersetzt werden. Bis 2004 sprach man von der "letzten Meile", um die man sich auch noch kümmern müsse, um Menschen zu informieren, wenn die Messungen ein Tsunami-Risiko erkennen lassen.

Heute weiß man: Die vermeintlich "letzte Meile" ist die Wichtigste. Wenn Menschen eine Warnung nicht verstehen oder nicht wissen, was zu tun ist, bringt die beste Technologie gar nichts.

Die Karte zeigt: welche Länder der Tsunami 2004 traf: Indonesien, Malaysia, Thailand, Myanmar, Bangladesch, Sri Lanka, Malediven, Indien, Seychellen, Somalia, Kenia, Tansania

ZDFheute: Was hat sich seither auf der "letzten Meile" getan?

Voss: Es gibt regelmäßige Übungen. Evakuierungsrouten sind ausgewiesen, es gibt Sammelpunkte und Schutzräume. Außerdem ein Warnsystem, das über Radio und Fernsehen, Sirenen und Lautsprecher, Apps und auch per SMS informiert.

Einmal im Monat, immer am 26., werden die Sirenen getestet, auch um die Erinnerung wach zu halten. 20 Jahre nach dem Tsunami können sich zwar die meisten Menschen noch daran erinnern, aber in 20 Jahren sieht das schon wieder anders aus. Man muss über lange Zeiträume denken.

In Gedenken an die Tsunami-Opfer vor 20 Jahren haben sich in Indonesien, Thailand und Sri Lanka Tausende Menschen zum Gebet versammelt. Damals kamen 230.000 Menschen ums Leben.26.12.2024 | 0:28 min

ZDFheute: Ist ein Unglück in dem Ausmaß von 2004 nochmal vorstellbar?

Voss: Grundsätzlich können der Tsunami selbst oder auch ein Erdbeben nicht beeinflusst werden. Aber wir können sehr viel tun, um Schaden und Opfer zu verhindern. Man kann so bauen, dass Häuser auch starken Erdbeben standhalten. Und wir können die Kommunikation und die Vorwarnzeit so optimieren, dass Menschen in den allermeisten Fällen noch genug Zeit haben, sich in Sicherheit zu bringen.

Grundsätzlich sind solche Katastrophen heute zumindest weitgehend vermeidbar, weshalb selbst die Vereinten Nationen heute fordern, nicht mehr von Naturkatastrophen zu sprechen.

Nicht die Natur ist schuld, sondern immer der Mensch, wenn es doch wieder zu solch einem Ereignis kommt, obwohl es hätte verhindert werden können.

Das Interview führte Simon Seitel.

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Quelle: ZDF

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