"Uncharted": Indiana Jones 2.0
Stand: 16.02.2022 14:48 Uhr
In Ruben Fleischers "Uncharted" gehen Tom Holland und Mark Wahlberg auf actionreiche Schatzsuche. Die Computerspielverfilmung überrascht mit einer kräftigen Prise Selbstironie und fliegenden Piratenschiffen.
von Anna Wollner
Allein der Versuch der Verfilmung von "Uncharted" wäre verfilmungswürdig. Über 15 Jahre, mehrere Drehbuchfassungen, Drehbücher, wechselnde Hauptdarsteller und Regisseure später haben Ruben Fleischer als Regisseur und Spiderman-Darsteller Tom Holland und Mark Wahlberg als Hauptdarsteller den Zuschlag bekommen. Corona hat den Drehplan gehörig durcheinandergewirbelt und mit mehrfacher Verschiebung ist die zu Teilen in Potsdam und Berlin gedrehte Videospieleverfilmung aus dem Hause Sony endlich im Kino.
"Uncharted": Das Warten hat sich gelohntNormalerweise ist so eine holprige Produktionsgeschichte der Todesstoß für jedes Vorzeigeprojekt dieser Größenordnung, aber das Warten hat sich gelohnt - selbst für Nichtkenner der Playstation-Vorlage.
"Uncharted" setzt schon in der ersten Szene die Messlatte für alle Action. Ein Cargo-Flugzeug hoch oben in den Lüften, nach und nach purzelt die Ladung aus der geöffneten Heckklappe und hängt wie eine aufgezogene Perlenschnur aus dem Bauch des Flugzeugs. Mittendrin oder besser gesagt mittendrauf auf der Ladung: Nathan Drake, ein verschmitzter, muskelbepackter Jüngling, der sich bei seinen Gegnern im Nahkampf für jeden Tritt entschuldigt und ihnen, wenn sie denn in den sicheren Tod stürzen, fast schon entschuldigend hinterherguckt.
Actionbeladene Schnitzeljagd mit Tom Holland und Mark WahlbergDieser Nathan Drake, gespielt von Tom Holland, muss sich hier an seine neue Rolle noch gewöhnen. Das ehemalige Waisenkind, das schon mit seinem Bruder in Kinderjahren am liebsten Schatzkarten gelesen und über Geheimsprache miteinander kommuniziert hat, ist mittlerweile Mitte zwanzig, verdingte sich bis vor kurzem noch als Barkeeper und war an den Cocktailshakern genauso famos wie beim Bestehlen seiner Gäste. Ein gewöhnlicher Taschendieb mit Charme. Eine Begegnung mit dem Schatzsucher Victor Sullivan ändert alles. Die beiden reisen auf einer actionbeladenen Schnitzeljagd durch die halbe Welt. Auf der Suche nach dem verschwundenen Gold des Entdeckers Ferdinand Magellan.
Natürlich ist "Uncharted" eine Videospielverfilmung ganz im Geiste von Indiana Jones und Tomb Raider und der berühmten Vorlage. Die globale Verfolgungsjagd mit dem Bösewicht (Antonio Banderas) wird durch ein Flugzeug auf einer Weltkarte visualisiert, das Abklappern der verschiedenen Schnitzeljagdstationen, unter anderem in einem unterirdischen Katakombengewölbe in Barcelona, ist aus dem Action-Adventure Genre des Spiels eins zu eins übernommen worden, ein paar Gimmicks aus dem Spiel, wie etwa das Tagebuch als Koordinatensammler, als Fanpleaser eingebaut.
Fans des Spiels werden allerdings bemängeln, dass Tom Holland als Nathan Drake zu jung ist und nur wenig Ähnlichkeiten mit der maskulinen Vorlage hat. Aber gerade sein jugendlicher Charme ist es, der in Kombination mit Mark Wahlberg aus dem Actionfilm zeitweise eine Buddy-Komödie werden lässt. Das Herzstück des Films lässt dann alle Herzen höherschlagen: eine knapp 20-minütige, waghalsige Verfolgungsjagd mit fliegenden Schiffswracks. So viel Übermut und Größenwahn muss sein dürfen.
"Uncharted" ist eine Computerspielverfilmung, die alle Gesetze der Computerspielverfilmung einhält. Und trotzdem überrascht. Das kann man langweilig finden, man kann sich aber auch einfach gut unterhalten lassen: von fliegenden Piratenschiffen und einer gehörigen Prise Selbstironie.
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