Mini-Gym, Kletter-Sauger, smarte Brille – die 6 originellsten Technik-Geschenke zum Fest
Neue Technik erfreut sich unter dem Tannenbaum traditionell großer Beliebtheit. Doch es muss nicht immer eine Playstation oder ein neues Smartphone sein. WELT hat sechs besonders außergewöhnliche Geräte ausgiebig getestet.
Der Fitness-Club mag eine halbe Stunde entfernt sein, die Horizon Fitness Bench hingegen passt in jedes Zimmer. Und damit gibt es dann keine Ausreden mehr. Zumindest wenn es um Gewichte geht, ist sie im Grunde ein komplettes Gym. Ein Paar Kurzhanteln lässt sich in Zwei-Kilogramm-Schritten bis zu 20 Kilo je Hantel einstellen, indem man nur den Griff dreht. Ein technisch äußerst cleverer Mechanismus, der einen kompletten Ständer mit zehn Paar Gewichten ersetzt – und die Mini-Muckibude zu einem der sechs originellsten Technik-Geschenke für das Weihnachtsfest macht.
Smarte Hantelbank
Ein Kettlebell ist ähnlich schlau konstruiert und kann per Knopfdruck in sechs Stufen zwischen sechs und 16 Kilogramm beladen werden. Alle Gewichte passen unter die Liegefläche, die sich fünffach in verschiedenen Winkeln zur Rückenlehne aufstellen lässt. Zudem gibt es an den Seiten Befestigungen, an denen Widerstandsbänder angebracht werden können.
Für ihre Funktionsvielfalt ist die Hantelbank zwar äußerst kompakt, aber mit gut 100 Kilogramm auch sehr schwer. Dafür steht sie dann auch sicher auf dem Boden. Der Hersteller Johnson Health Tech liefert seine Bank mit der atZone-App für Android und iPhone. Mit ihr werden QR-Codes auf der Bank und den Gewichten gescannt. Anschließend stehen eine ganze Reihe von Übungen für den Muskelaufbau oder die Körperformung zur Auswahl. In 20 Erklär-Videos zeigen Trainer den genauen Ablauf von Übungen, damit es zu keinen Verletzungen kommt.
Das ist schon anstrengend genug. Wer mehr will, kann aus zahlreichen Workout-Videos auswählen. Zwar gibt es keine Abo-Gebühr. Doch für die Workout-Videos muss mit sogenannten Z-Points bezahlt werden. Zum Anfang des Monats bekommen Nutzer immer 300 Punkte gutgeschrieben, die am Monatsende wieder verfallen. Ein Training kostet etwa 25 Punkte, was die meisten Nutzer wohl über den Monat bringt. Wer mehr braucht, kann Punkte-Pakete dazubuchen, 480 Punkte kosten knapp sechs Euro und verfallen dann nicht mehr.
In vielen Videos bietet die atZone-App eine Bewegungserkennung über die Front-Kamera des Smartphones an – und zählt die Wiederholungen mit, wenn sie korrekt ausgeführt werden. Das funktionierte im Test leider nicht bei allen Übungen. Die Horizon Fitness Bench kostet 1799 Euro.
E-Reader mit Schreib-Funktion
Einen E-Reader zum Lesen kennt jeder. Mit seinem Kindle Scribe der zweiten Generation legt Amazon aber noch etwas drauf. Auf diesem Reader können Nutzer auch schreiben. Den Stift dazu liefert das Unternehmen gleich mit. Tatsächlich sind Stift und Display-Oberfläche so aufeinander abgestimmt, dass sich das Schreiben ein wenig so wie auf Papier anfühlt. Im Test wurde keine Verzögerung zwischen dem Bewegen des Stiftes auf dem Display und der Darstellung festgestellt. Und damit es sich möglichst wenig digital anfühlt, ist am anderen Ende des Stiftes ein Radiergummi angebracht, mit dem auf dem Display Text gelöscht werden kann.
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Notizen werden auf dem Kindle Scribe in eine Notizbuch-Anwendung abgelegt. Man kann aber auch einfach beliebig auf die Seiten eines Kindle-Buches kritzeln, wie man es von richtigen Büchern kennt. Der Buchtext umfließt dann die eigenen Anmerkungen. Zwar ist der Kindle Scribe nicht wasserdicht wie der populäre Kindle Paperwhite. Dafür hat er aber mit 10,2 Zoll (25,9 Zentimeter) ein deutlich größeres Display.
Wie es bei E-Readern üblich ist, wird der Bildschirm nicht wie bei anderen Tablets hintergrundbeleuchtet. Dadurch schont er die Augen. Je mehr Umgebungslicht darauf fällt, desto besser. So können E-Reader im Unterschied zu Tablets auch in der prallen Sonne genutzt werden.
Der Akku des Kindle Scribe hält drei Monate durch, wenn man täglich nur eine halbe Stunde liest. Wer täglich eine halbe Stunde schreibt, muss nach drei Wochen wieder an den Strom. Leider fehlen in Deutschland zwei KI-Funktionen, die in den USA verfügbar sind. So kann der Kindle Scribe dort auch unleserliche handschriftliche Notizen automatisch in Schönschrift umwandeln und den Text sogar zusammenfassen. Wann diese Funktionen nach Deutschland kommen, wollte Amazon nicht sagen. Der Kindle Scribe kostet je nach Speichergröße ab 420 Euro.
Als Dirigent in die virtuelle Realität
Der Facebook-Konzern Meta lässt nicht locker. Er will die virtuelle Realität (VR) mit aller Macht in den Massenmarkt bringen. Wer sich in der Vergangenheit von hohen Preisen für die VR-Brillen abschrecken ließ, könnte nun weich werden. Für vergleichsweise günstige 330 Euro bringt der Hersteller seine Meta Quest 3S auf den Markt.
Im Grunde ist das eine Kopie der kostspieligeren Quest 3, nur mit anderen Linsen und etwas niedriger auflösenden Displays. Im Test machte die 3S trotzdem Spaß. Und dafür ist sie eigentlich auch gemacht, weil sie vor allem bei VR-Spielen überzeugt.
Zum Start ist der brandneue Titel „Batman: Arkham Shadow“ kostenlos dabei. Noch mehr gefallen hat aber das Rhythmusspiel „Maestro“, bei dem der Nutzer zum Dirigenten wird und mit Handbewegungen ein Orchester anleitet. Zwar kommt die Quest 3S mit zwei Controllern, aber sie lässt sich eben auch – wie in Maestro – nur mit den Händen steuern. Wer hier als Dirigent den richtigen Einsatz verpasst, sollte sich auf etwas gefasst machen. Uns hat das Publikum im Orchesterhaus mit faulem Obst beworfen. Und es hatte recht.
In einigen Spielen wird auch die reale Umgebung einbezogen. Dann nehmen Außenkameras an der Brille die Außenansicht auf und projizieren sie auf die Displays, als würde man durch sie hindurchsehen. Augmented Reality nennt Meta das. Lustig, wenn dann kleine Monster durch die Zimmerdecke stoßen. Wer so etwas nicht mag, kann mit der Quest 3S aber auch einfach nur Filme schauen – und zwar im Kinoformat.
Der eingebaute Akku hält genau einen Film von gut zwei Stunden durch und muss dann wieder geladen werden. Mit etwas Mühe lässt sich die Quest 3S zudem drahtlos mit einem Computer verbinden. Der Inhalt wird dann auf großen Displays dargestellt, die man sich in der virtuellen Realität an beliebiger Stelle verschieben kann.
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Doch hier ernsthaft E-Mails zu schreiben oder längere Texte zu lesen, hat sich im Test als äußerst anstrengend herausgestellt. Denn dafür sind die verbauten Displays in der Brille nicht hochauflösend genug. Aber man bekommt einen Eindruck davon, was noch kommen wird. Obwohl die Brille etwas mehr als 500 Gramm wiegt, konnten wir sie über eine Stunde tragen, bevor sie etwas unbequem wurde.
Es gibt im inzwischen umfangreichen App-Store auch jede Menge Sportspiele, die den Puls in die Höhe schnellen lassen. Boxen, Tennis, Basketball, Kegeln – alles geht auch in VR. Doch unter der Brille wird es dann schnell warm. Mehr als ein kurzes Workout zwischendurch ist da nicht zu empfehlen.
Meister des Kletterns
Der Roborock Qrevo Curv dürfte besonders für Bewohner von Altbauwohnungen eine wirklich gute Wahl sein. Denn es gibt keinen Konkurrenten, der so hoch klettern kann wie dieser Staubsauger-Roboter. Im Test schaffte er es, Türschwellen von drei Zentimetern zu überwinden. Dafür fährt das Gerät seine Vorder- und Hinterräder aus und hebt sein komplettes Chassis an.
Zudem umgeht er einige Schwächen, die bei anderen Modellen nerven. So ist seine Bürste in der Mitte geteilt, damit sich dort zusammengesaugte Haare nicht um diese herumwickeln und blockieren. Stattdessen landen die Haare direkt im Saugschacht. Der Roborock Qrevo Curv übernimmt neben dem Saugen auch gleich noch das Wischen mit zwei sich drehenden tellerrunden Wischmopps, von denen sich einer für die Randreinigung sogar ausfahren kann. Und mit einer Saugleistung von 18.500 Pascal schafft er mehr als so mancher Akku-Sauger.
Die Versorgungsstation lädt den Curv nicht nur wieder auf, sie füllt ihn auch mit frischem Wischwasser und reinigt automatisch seine Wischmopps. Danach werden sie trocken geföhnt, damit es nicht in der Folge zu unangenehmen Gerüchen kommt. Leider fehlt der Station die Möglichkeit, ein Reinigungsmittel ins Wischwasser zu geben. Andere Roborock-Modelle haben hierfür einen eigenen Behälter.
Eigentlich soll der Curv mit seiner Kamera und seinen Sensoren jedem Hindernis ausweichen. Im Test klappte das meistens, aber eben nicht immer. Auch das können andere besser. Während seiner ersten Reinigung erstellt der Roboter eine Karte der Wohnung und legt sie in einer Smartphone-App ab. Dort können dann unter anderem Zeitpläne für die Reinigung und je nach Zimmer oder Zone die Intensität erstellt werden. Der Curv ist sehr ausdauernd und konnte mit einer Akku-Ladung unsere komplette Testwohnung von 150 Quadratmeter saugen und wischen. Der Roborock Qrevo Curv kostet 1500 Euro.
Schwimmbrille mit Display
Die Smart Swim 2 des Herstellers Form ist praktisch für all jene Schwimmer, die einen genauen Blick auf ihre sportlichen Daten haben möchten. Denn die Informationen werden direkt in die Schwimmbrille auf ein transparentes Augmented-Reality-Display (AR) projiziert, sodass sie während des Trainings abgelesen werden können.
Die Smart Swim 2 steckt voller Sensoren, einer davon berührt die Schläfe und misst die Herzfrequenz. Was während des Schwimmens angezeigt wird, lässt sich in einer Smartphone-App festlegen. Zur Auswahl stehen neben dem Puls unter anderem auch die zurückgelegte Schwimmstrecke und die Zahl der Pool-Bahnen, die Zeit, die Geschwindigkeit und die Anzahl der Schwimmzüge.
Nach dem Workout werden die Daten per Bluetooth mit dem Smartphone synchronisiert und dort in übersichtlichen Grafiken und Tabellen dargestellt. Im Test hat all das gut funktioniert. Über die App können vorgeschlagene oder selbst erstellte Trainingspläne auf die Brille geladen werden, die dann im Wasser anzeigt, wie viele Bahnen der Schwimmer in welcher Art zurücklegen soll. Sie bietet 1500 Trainingseinheiten und 45 mehrwöchige Trainingspläne für Schwimmer aller Leistungsstufen.
Beeindruckend fanden wir die Möglichkeit, über die Brille auch den Schwimmstil zu verbessern. So misst sie auch, wie weit beim Kraulen der Kopf im Wasser geneigt und zum Luftholen gedreht wird. Um die optimalen Positionen zu erreichen, muss sich der Schwimmer so bewegen, dass im Display ein Punkt immer innerhalb von zwei Begrenzungen bleibt.
Sogar an Freiwasserschwimmer hat der Hersteller gedacht. Hier kann die Brille mit einer Apple oder Garmin Watch verbunden werden, damit die zurückgelegte Strecke gemessen wird. Zudem lässt sich ein Kompass einblenden, damit Schwimmer im Freiwasser sich nicht im Zickzack-Kurs bewegen. Gestört hat uns im Test eigentlich nur das Design der Sichtkappen, das zu einem eingeschränkten Sichtfeld führt, eine Art Tunnelblick. Der Akku hält etwa 14 Stunden durch und muss dann wieder aufgeladen werden. Die Brille kostet 249 Euro.
Fliegen ohne Fernbedienung
Mehr Automatik geht nicht: Die neue DJI Neo ist eine Selfie-Drohne, die auf Wunsch sogar ohne Fernbedienung fliegt. Nutzer können sie einfach auf der Hand starten und mit einem Knopfdruck verschiedene automatische Flugmodi auswählen. Dann folgt die Drohne dem Nutzer, umkreist ihn oder entfernt sich. Währenddessen nimmt sie Videos in der hohen 4K-Auflösung auf. All dies funktionierte in unserem Test während einer Wanderung in den Dolomiten hervorragend. Selbst unerfahrene Drohnenpiloten können eigentlich nichts falsch machen.
Zudem ist die DJI Neo mit 135 Gramm sehr leicht und passt sogar in eine größere Jackentasche. Gespeichert werden die Videos und Fotos auf einem internen Speicher, nach dem Flug können sie auf das Smartphone übertragen und in der App weiter bearbeitet werden. Sie ist eindeutig darauf ausgelegt, ihre Inhalte in sozialen Netzwerken zu teilen.
Im Unterschied zu größeren und schwereren Drohnen ist die Neo allerdings bei viel Wind weniger stabil, was jedoch durch die Bildstabilisierung in den Videos kaum auffällt. Die Neo kostet 199 Euro und bietet eine Flugzeit von etwa 13 Minuten pro Akkuladung, was für etwa ein Dutzend Flugmanöver reicht. Sie kann auch mit einem optionalen DJI-Controller oder über die DJI-Smartphone-App mit einem virtuellen Joystick gesteuert werden.
Mit der Smartphone-App ist die Reichweite auf etwa 50 Meter beschränkt. Der Controller erhöht die Reichweite auf sechs Kilometer, was aber aus zwei Gründen nicht gemacht werden sollte: Zum einen dürfte die Akku-Kapazität nicht dafür ausreichen, sie auch wieder zurückzufliegen. Zum anderen ist es verboten, eine Drohne außer Sichtweite zu fliegen.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.