Trucker-Proteste in Kanada: Polizei beginnt mit Auflösung
Stand: 12.02.2022 16:31 Uhr
Trotz einer Gerichtsanordnung hatten Lkw-Fahrer in Kanada ihre Blockade einer wichtigen Brücke an der Grenze zu den USA fortgesetzt - und Premier Trudeau zuletzt immer mehr in Bedrängnis gebracht. Nun hat die Polizei mit der Auflösung begonnen.
Die kanadische Polizei hat mit der Auflösung von Trucker-Blockaden an einer wichtigen Grenzbrücke zwischen der Stadt Windsor in Kanada und Detroit in den USA begonnen. Das teilte die Polizei in Windsor mit. "Wir fordern alle Demonstranten auf, das Gesetz zu befolgen und friedlich zu handeln", appellierte sie.
tagesschau24 18:00 Uhr, 12.2.2022
Die Lkw-Fahrer hatten ihren Protest gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung trotz einer Gerichtsanordnung fortgesetzt. Laut dem Beschluss eines kanadischen Gerichts hätten die Trucker die Ambassador-Brücke bis Freitagabend räumen müssen. Die Frist verstrich jedoch in der Nacht zum Samstag, ohne dass die Demonstranten der Anordnung nachkamen.
Premierminister Justin Trudeau hatte die gewaltsame Auflösung der Blockaden zuletzt nicht ausgeschlossen. Wenn die Demonstranten nicht nach Hause gingen, werde es "ein immer stärkeres Eingreifen" der Polizei geben, kündigte er an. Die betroffene Provinz Ontario hat den Notstand ausgerufen.
Brücke ist wichtige VerkehrsaderSeit Wochen demonstrieren in Kanada Tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockieren sie unter anderem Teile der Innenstadt Ottawas. Gegenstand der Proteste waren zunächst Impfvorschriften für Lastwagenfahrer und danach die staatlichen Pandemiebeschränkungen insgesamt. Im Januar trat eine Verordnung in Kraft, nach der auch Lastwagenfahrer, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen.
Die Ambassador-Brücke ist eine wichtige Verkehrsader. Sie wird täglich von mehr als 40.000 Berufspendlern und Touristen genutzt, Lastwagen transportieren pro Tag Waren im Wert von rund 83 Millionen Euro über die Brücke. Auch ein Grenzübergang zwischen der kanadischen Provinz Alberta und den USA sowie ein weiterer Übergang in der Provinz Manitoba wurden von Gegnern der Corona-Maßnahmen blockiert.
Trudeau unter DruckDie Blockaden führten nach Trudeaus Worten zum Stopp der Autoproduktion von sechs Herstellern wegen fehlender Teile. Über die Brücke fließen 25 Prozent des kanadisch-amerikanischen Güterverkehrs - das entspricht pro Tag einem Warenwert von umgerechnet 275 Millionen Euro. Die Region ist wirtschaftlich über die Grenze hinaus eng verwoben.
Trudeau gerät angesichts der seit Wochen andauernden Proteste zunehmend unter Druck. US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag in einem Telefonat mit Trudeau wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Blockaden für die USA ein schärferes Vorgehen der kanadischen Behörden gefordert.