Heiße Themen Schließen

Preisstreit von Spar und Nöm: Warum jetzt beide Seiten Briefe an die Milchbauern schreiben

Preisstreit von Spar und Nöm Warum jetzt beide Seiten Briefe an die 
Milchbauern schreiben
Zwischen Spar und den niederösterreichischen Molkereien gibt es immer noch keine Einigung über die Milchpreise. Jetzt machen beide Seiten bei den Milchbauern Stimmung.

Zwischen Spar und den niederösterreichischen Molkereien gibt es immer noch keine Einigung über die Milchpreise. Jetzt machen beide Seiten bei den Milchbauern Stimmung.

Die Auseinandersetzung zwischen der NÖM AG und der Supermarktkette Spar: Das ist eine Geschichte, die Mitte Oktober ihren Anfang nahm. Da kam es zum Lieferstopp der niederösterreichischen Molkerei NÖM – Spar bekommt seitdem weder Milch noch Topfen, Joghurt, Butter oder jegliche Milchprodukte aus deren Sortiment. Grund ist der Streit um das liebe Geld: NÖM forderte von Spar Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich. Spar lehnte ab.

Das ist immer noch der letzte Stand der Dinge, im Hintergrund freilich gärt es. Beide Seiten versuchen bei den betroffenen Milchbauern Stimmung zu machen und ihre Sicht der Dinge darzulegen. Die Überzeugungsarbeit zeigt sich überwiegend schriftlicher Natur – in Form von offenen Briefen.

Nach dem allgemeinen Verhandlungsstopp zwischen NÖM und Spar wurde ein erstes Schreiben vom Supermarktkonzern an Landwirte und Bäuerinnen verfasst. Darin wird festgehalten, dass es für Spar als österreichischen Händler selbstverständlich das Ziel sei, Partnerlieferanten zu fördern. „Dies kann jedoch nicht nur durch den Einkaufspreis bestimmt werden, sondern es wird versucht, durch eine umsichtige Sortimentsentwicklung die Wertschöpfung in Österreich zu steigern.“ Blicke man auf manche Produktgruppen wie Butter zum Beispiel, sei eine Preiserhöhung nachvollziehbar und auch passiert, da die Nachfrage stärker werde und das Angebot gering. Auf die gesamte Palette an Milchprodukten werde eine Preiserhöhung aber nicht akzeptiert.

Klargestellt wird auch, dass die Hälfte der heimischen Milch jedoch ins Ausland exportiert werde, und deshalb die Molkereien zur Hälfte vom europäischen Markt abhängig seien. Bei der Molkerei NÖM konkret habe Spar Österreich nur einen Anteil von unter zehn Prozent am gesamten Verkaufsumsatz. Der Milchpreis, den die erzeugenden landwirtschaftlichen Betriebe bekommen, sei daher auch nicht direkt von den Supermärkten abhängig, sondern zu einem großen Anteil von den Molkereien.

Bauernbund holt weiter aus

Die Antwort auf den offenen Brief von Spar folgte prompt in Form einer schriftlichen Antwort des Bauernbundes. Immerhin stehen kommendes Jahr auch die Wahlen der Landwirtschaftskammer Niederösterreich an. Klargestellt wird darin, dass sich zahlreiche aufgebrachte Milchbäuerinnen und Milchbauern, die sich direkt an Spar gewandt hatten, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen, durch das Schriftstück von Spar vor den Kopf gestoßen fühlten. „Nach wie vor haben die bäuerlichen Familienbetriebe in Österreich mit hohen Inputkosten zu kämpfen. Die Preise für Energie, Betriebs- und Futtermittel sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, bäuerliche Einkommen stagnieren gleichzeitig. Während andere Berufsgruppen auf eine regelmäßige Anpassung ihrer Einkommen analog zur Inflation zählen können, gleicht die Entwicklung der land- und forstwirtschaftlichen Einkommen einer Achterbahnfahrt.“

Bestätigt wird im Brief des Bauernbundes, dass in Österreich deutlich mehr Milch produziert als verbraucht wird. Dennoch bilde sich das im Handel nicht ab. Bei den Eigenmarken wäre es einfach darzulegen, dass rein österreichische Rohstoffe verwendet werden, und „wir können nicht akzeptieren, dass Sie versuchen, die Verantwortung für die Gestaltung des Bauernmilchpreises zur Gänze den Molkereien zuzuschieben. Molkereien können lediglich das ausbezahlen, was sie am Markt mit ihren Produkten verdienen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ein- und Verkäufer ist daher notwendig.“ Es bräuchte marktseitige Anpassungen, wie sie von der NÖM in den Verhandlungen gefordert wurden. Diese seien von sämtlichen Lebensmitteleinzelhändlern akzeptiert worden, mit Ausnahme von Spar.

Weitere Rückendeckung erhielten die Vertreter der NÖM vom Niederösterreichischen Bauernbund, der eine Beschwerde bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eingereicht hat. Geprüft werden soll, ob die Handelskette ihre Marktstellung missbraucht hat.

Milchbauern unter Druck

Egal ob sich Spar und NÖM einigen werden, die Basis für den Auszahlungspreis, den die Produzenten pro Kilogramm Milch von der NÖM bekommen, ist vertraglich geregelt und betrifft die rund 2200 Landwirte, die in der Milchverarbeitenden Genossenschaft Niederösterreich (MGN) zusammengeschlossen sind. Er entspricht dem Durchschnittswert der vier größten Molkereibetriebe Österreichs. Mehrmals im Jahr findet eine Anpassung statt.

Blickt man auf das Jahr 2023, als die liefernden landwirtschaftlichen Betriebe die stark gestiegenen Produktionskosten von Energie und Futtermittel abfedern mussten, kam es laufend zu Senkungen des Milchgeldes pro Kilogramm für die Bauern. Insgesamt waren es 4,6 Cent netto, die sie über das Jahr verteilt weniger bekamen. Die Molkereien bekamen von den Supermärkten jedoch denselben Preis wie verhandelt. Im Laufe dieses Jahres kam es wieder zu Preiserhöhungen, der Wert liegt mit November bei 51 Cent netto pro Kilogramm Milch. In dem Brief an die Mitglieder der MGN heißt es: „Mittlerweile ist mit allen namhaften Handelspartnern eine Einigung über die Erhöhung der Preise erzielt werden, nur mit Spar war das nicht möglich.“ Zusatz: „Wir bitten Sie und Euch, bei Spar bewusst nach unseren Produkten nachzufragen!“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Ähnliche Nachrichten
Nachrichtenarchiv
  • Meisterdetektiv Pikachu
    Meisterdetektiv Pikachu
    Pokémon Studio Creatures Inc. rekrutiert Entwickler für Detective Pikachu für Nintendo Switch
    8 Aug 2019
    1
  • Schröcksnadel
    Schröcksnadel
    Peter Schröcksnadel nimmt eine klare Haltung ein: „Ich werde mich ...
    7 Nov 2023
    1
  • Florian Silbereisen
    Florian Silbereisen
    Beatrice Egli? Neue Freundin? Deshalb sind Moderator Florian Silbereisen Spekulationen über seine Liebe egal
    19 Okt 2024
    71
  • Torchlight II
    Torchlight II
    Computerspiel Torchlight 2 gibt es gratis
    18 Jul 2020
    1
  • Pandemie
    Pandemie
    Produktfälscher haben schnell auf die Pandemie reagiert
    7 Aug 2023
    4
  • Katharina Truppe
    Katharina Truppe
    ÖSV-Dame bedient Truppe: „Schlaftablette hat zu wirken begonnen“
    19 Feb 2023
    10