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„Es wird alles schneller und austauschbarer“

Ein Stadtmensch auf dem Land: Für die ZDF-Reihe „Frühling“ dreht Simone Thomalla schon seit zehn Jahren regelmäßig in Oberbayern. Im Interview verrät die in Berlin lebende Schauspielerin, wie sehr sie das Landleben neben der Arbeit genießen kann
Simone Thomalla spielt seit zehn Jahren die Rolle der Katja Baumann, die

Simone Thomalla spielt seit zehn Jahren die Rolle der Katja Baumann, die "Dorfhelferin mit Herz" in der ZDF-Reihe "Frühling". Am Sonntag, 31. Januar, starten vier neue Folgen der Reihe. (ZDF/Barbara Bauriedl)

Was für ein Kontrast: Für die „Herzkino“-Reihe „Frühling“ im ZDF schlüpft Simone Thomalla, ein „überzeugter Stadtmensch“, seit zehn Jahren in die Rolle der Dorfhelferin Katja Baumann, die mit viel Geduld und Einfühlsamkeit den Bewohnern in ihrem Dorf in Notsituationen zur Seite steht. Für vier neue Folgen (ab Sonntag, 31. Januar, 20.15 Uhr) durfte die Schauspielerin auch im Corona-Jahr 2020 im oberbayerischen Ort Bayrischzell drehen, der als Kulisse für das fiktive Alpendorf Frühling dient. Pünktlich zum Jubiläumsjahr blickt Thomalla zurück: Was war ihr größtes Highlight in zehn Jahren „Frühling“? Und wie veränderten die Corona-Auflagen ihren Drehalltag? Außerdem analysiert die 55-Jährige die veränderte Schauspielbranche und verrät, ob sie ihre „Tatort“-Rolle vermisst.

teleschau: Wie ausgeprägt ist Ihr Helfergen?

Katja (Simone Thomalla) ist als Dorfhelferin immer zur Stelle, wenn Menschen im fiktiven Ort Frühling in Not sind. In der neuen Folge

Katja (Simone Thomalla) ist als Dorfhelferin immer zur Stelle, wenn Menschen im fiktiven Ort Frühling in Not sind. In der neuen Folge "Mit Regenschirmen fliegen" muss sie einem Mädchen helfen, dass für Aufruhr sorgt. (ZDF/Barbara Bauriedl)

Simone Thomalla: Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch, Freunde können sich immer auf mich verlassen. Allerdings renne ich nicht von Haustür zu Haustür, klopfe an und frage, ob ich Probleme lösen kann (lacht). Das, was Katja Baumann als ihre Berufung empfindet, ist es bei mir nicht. Ich würde auch nicht sagen, dass Katja ein Helfersyndrom hat. Es ist ihr Job, sie macht es gerne, und sie macht es gut, es ist das, was sie sich ausgesucht hat, so wie ich mich eines Tages entschieden habe, Schauspielerin zu werden.

teleschau: In der ersten neuen Folge von „Frühling“ hilft Dorfhelferin Katja einem Mädchen, das für Ärger sorgt. Warum können fremde Menschen manchmal besser helfen als das direkte Umfeld?

"Ich bin ein sehr hilfsbereiter Mensch, Freunde können sich immer auf mich verlassen", verrät Schauspielerin Simone Thomalla im Interview. Allerdings laufe sie nicht von Tür zu Tür und frage, ob sie Probleme lösen könne, lacht sie. (2019 Getty Images/Andreas Rentz)

Thomalla: Wenn ich das wüsste, würde ich ein Buch darüber schreiben. Ich glaube aber, dass Kinder vielleicht den Menschen, denen sie nahestehen, zum Beispiel den Eltern, immer gefallen möchten oder ihnen nicht wehtun möchten. Die Distanz zu einem Menschen, der einem nicht so nahesteht, ist dann vielleicht hilfreicher.

teleschau: Ist die Bereitschaft, zu helfen etwas, das mit der Zeit eher verschwindet?

Simone Thomalla ist seit fast 40 Jahren in der Schauspielbranche tätig.

Simone Thomalla ist seit fast 40 Jahren in der Schauspielbranche tätig. "Es wird alles schneller und austauschbarer. Es werden Serien produziert, und wenn sie nicht laufen, werden sie gleich wieder gekippt", stellt sie fest. "Die Beständigkeit ist eine andere geworden." (2019 Getty Images/Christian Marquardt)

Thomalla: Nein. Im Gegenteil, ich kenne sehr viele Organisationen, und sehr viele Leute, die karitativ unterwegs sind und nichts dafür bekommen. Ich glaube, dass sich das aufgrund der aktuellen Gegebenheiten wieder ein bisschen in eine positive Richtung entwickelt.

„Wir machen nicht nur 'seichtes' Herzkino“

Im Interview blickt Schauspielerin Simone Thomalla auf die Dreharbeiten im Corona-Jahr 2020 zurück.

Im Interview blickt Schauspielerin Simone Thomalla auf die Dreharbeiten im Corona-Jahr 2020 zurück. "Wenn man immer vor vermummten Menschen spielt, ist das ein bisschen schade. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich überhaupt drehen konnte", betont sie. (2017 Andreas Rentz/Getty Images)

teleschau: Ist der Zusammenhalt auf dem Dorf anders als in einer Stadt?

Thomalla: Das kann ich schlecht beurteilen, da ich auf dem Dorf der Arbeit wegen bin, das ist nicht mein Lebensumfeld. Ich glaube aber, dass es in einem Dorf aufgrund der Örtlichkeiten und der Entfernungen einfacher ist, hilfreich zur Seite zu stehen. In einer Stadt verläuft sich vieles durch die Entfernungen, die Massen und das Tempo. Das ist in einem Dorf ein bisschen übersichtlicher.

Seit zehn Jahren steht Simone Thomalla als Katja Baumann vor der Kamera.

Seit zehn Jahren steht Simone Thomalla als Katja Baumann vor der Kamera. "Wir machen nicht nur 'seichtes' Herzkino, sondern wir packen Probleme an und lösen sie auch - so wie beim 'Tatort' am Ende immer der Mörder gefunden werden muss", betont die 55-Jährige. (ZDF/Barbara Bauriedl)

teleschau: Sie leben in Berlin - ein ziemlich starker Kontrast zum oberbayerischen Dorf „Frühling“ ...

Thomalla: Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, beides zu lieben. Ich bin ein überzeugter Stadtmensch, weil ich das kulturelle Angebot, das mir gerade sehr abgeht, brauche. Auf der anderen Seite genieße ich es auch, wenn ich weiß, es geht wieder los: die schöne Landluft, die Entschleunigung, die Weite, das Gras ist grüner, die Luft ist reiner ... Ich kann also mit beidem gut leben.

In der ersten neuen Folge

In der ersten neuen Folge "Mit Regenschirmen fliegen" beschäftigt sich Katja (Simone Thomalla, links) mit Mathilda (Nele Richter). Ist das kleine Mädchen tatsächlich so dumm, wie jeder glaubt? (ZDF/Christof Oefelein)

teleschau: Können Sie die Gegend neben der Arbeit auch genießen?

Thomalla: Es ist schon ein anstrengender Arbeitstag. Ich stehe immer so gegen 6 Uhr auf, und die Drehtage sind meist vollgepackt. Ich komme abends nach Hause und bin ich froh, wenn ich mich vielleicht noch eine Stunde an den See setzen und aufs Wasser gucken kann. Aber da viele Drehorte draußen in der Natur sind, kann ich das schon mitgenießen.

Die neuen Folgen der ZDF-Reihe

Die neuen Folgen der ZDF-Reihe "Frühling" mit Katja Baumann (Simone Thomalla) in der Hauptrolle werden immer sonntags, 20.15 Uhr, im ZDF gezeigt. Außerdem wurde 2020 erneut ein Weihnachtsspecial produziert, das im nächsten Winter ausgestrahlt werden soll. (ZDF/Barbara Bauriedl)

teleschau: Hat die Arbeit in Oberbayern Ihr Leben bereichert?

Thomalla: Ja. Jede Rolle, die einem Spaß macht, ist eine Bereicherung. In dem Fall hätte es mich aber natürlich schlimmer erwischen können. (lacht) Es ist eine schöne Gegend, und ich kann mich überhaupt nicht beklagen.

Seit 2011 steht Simone Thomalla als Katja Baumann für

Seit 2011 steht Simone Thomalla als Katja Baumann für "Frühling" vor der Kamera (Bild: "Mehr als Freunde", 2018). Die Schauspielerin genießt die Dreharbeiten auf dem Land: "Es ist eine schöne Gegend, und ich kann mich überhaupt nicht beklagen." (ZDF/Barbara Bauriedl)

teleschau: Seit zehn Jahren zeigt das ZDF die Reihe „Frühling“ - mit konstant ordentlichen Quoten. Warum ist die Reihe so beliebt?

Thomalla: In Zeiten wie heute, wo alles ein bisschen schwieriger und auch grausamer wird, sehnen sich die Menschen nach etwas Positivem, nach Menschlichkeit und nach Geschichten, die das Herz berühren. Aber wir machen nicht nur „seichtes“ Herzkino, sondern wir packen Probleme an und lösen sie auch - so wie beim „Tatort“ am Ende immer der Mörder gefunden werden muss. Die Leute wollen am Sonntagabend ein Stück weit zufrieden ins Bett gehen, ob nun der Täter gefasst ist oder ob Katja Baumann ein Problem gelöst hat.

Für die ZDF-Reihe

Für die ZDF-Reihe "Frühling" geht es für Simone Thomalla mitten aufs Land (Bild: "Mehr als Freunde", 2018). "Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, beides zu lieben", verrät die Schauspielerin, die eigentlich in Berlin lebt und ein "überzeugter Stadtmensch" ist. (ZDF/Barbara Bauriedl)

„Wenn man immer vor vermummten Menschen spielt, ist das schade“

teleschau: Oft geht es in den Filmen um schlimme persönliche Dramen. Wie sehr begleiten ernste Themen Sie nach Drehschluss?

Das

Das "Frühling"-Special "Weihnachtswunder" drehte Simone Thomalla Anfang 2019 - mit viel Schnee. "Das war eine besondere Herausforderung, und hat besonderen Spaß gemacht", erinnert sich die Schauspielerin gerne an die schneereichen Dreharbeiten zurück. (ZDF / Jacqueline Krause-Burberg)

Thomalla: Das ist mein Beruf. Natürlich geht das Thema in dem Moment, in dem man spielt und sich in die Probleme hineinversetzt, nie an einem vorbei, denn es muss irgendwo ein Depot sein, wo man die Emotionen rausholt. Aber da bin ich Profi genug, um das am Ende des Tages abzuschütteln.

teleschau: Gab es in den zehn Jahren spezielle „Frühling“-Höhepunkte, an die Sie sich gerne erinnern?

Von 2008 bis 2015 ermittelte Simone Thomalla als Hauptkommissarin Eva Saalfeld an der Seite von Martin Wuttke im Leipziger

Von 2008 bis 2015 ermittelte Simone Thomalla als Hauptkommissarin Eva Saalfeld an der Seite von Martin Wuttke im Leipziger "Tatort". Thomalla vermisse die Rolle nicht, verrät sie im Interview. "Ich vermisse nichts, was hinter mir liegt, weil dann würde ich ja immer traurig sein." (MDR / Saxonia Media / Steffen Junghans)

Thomalla: Herausgestochen hat dieser Jahrhundertwinter Anfang 2019, in dem wir das Weihnachts-Special „Weihnachtswunder“ gedreht haben. Wir hatten mit Umständen zu kämpfen und auch mit einer Landschaft zu tun, die ich so in meinem Leben noch nicht gesehen hatte. Das war großartig. Das war eine besondere Herausforderung und hat besonderen Spaß gemacht.

teleschau: 2020 standen Sie für vier neue Filme der „Frühling“-Reihe vor der Kamera. Wie gestalteten sich die Dreharbeiten unter den Corona-Auflagen?

Sieben Jahre lang ermittelte das Leipziger Duo Martin Wuttke und Simone Thomalla im Sachsen-

Sieben Jahre lang ermittelte das Leipziger Duo Martin Wuttke und Simone Thomalla im Sachsen-"Tatort", bis es von einem Team aus Dresden abgelöst wurde. "Ich habe meine Zeit beim 'Tatort' wirklich sehr geliebt, und ich hatte eine wunderbare Zeit mit Martin Wuttke, ich vermisse die Arbeit mit ihm", erzählt Thomalla. (MDR / Junghans)

Thomalla: Wir hatten ein Sicherheitskonzept und einen Sicherheitsbeauftragten am Set, der immer darauf geachtet hat, dass alle ihre Masken aufhaben. Insofern lief alles wie gehabt. Der Unterschied war nur, dass du als Schauspielerin vor der Kamera die Gesichter hinter der Kamera nicht gesehen hast.

teleschau: Dann fehlt das Nonverbale ...

Seit 2009 sind Simone Thomalla und der Handballtorwart Silvio Heinevetter ein Paar. Der 36-Jährige und die Schauspielerin zeigen sich auch öffentlich, wie 2012 bei Andrea Bergs

Seit 2009 sind Simone Thomalla und der Handballtorwart Silvio Heinevetter ein Paar. Der 36-Jährige und die Schauspielerin zeigen sich auch öffentlich, wie 2012 bei Andrea Bergs "Die 20 Jahre Show". (2012 Getty Images/Andreas Rentz)

Thomalla: Genau. Man muss sich mehr oder weniger auf die Töne des Regisseurs und der Kollegen verlassen, und das war ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Es macht etwas mit einem, wenn man etwas spielt, und man sieht das Gesicht des Regisseurs, wie es ihn mitreißt oder berührt. Wenn man immer vor vermummten Menschen spielt, ist das ein bisschen schade. Aber ich bin sehr dankbar, dass ich überhaupt drehen konnte. Viele andere Kollegen haben nicht die Chance gehabt zu arbeiten, insofern bin ich da voller Dankbarkeit.

teleschau: Wie haben Sie sonst 2020 erlebt?

Eine schöner als die andere: Simone Thomallas (rechts) Tochter Sophia ist ebenso wie ihre Mutter als Schauspielerin tätig, aber auch als Moderatorin und Model. 2013 nahm sie am Christmas-Special der Tanzshow

Eine schöner als die andere: Simone Thomallas (rechts) Tochter Sophia ist ebenso wie ihre Mutter als Schauspielerin tätig, aber auch als Moderatorin und Model. 2013 nahm sie am Christmas-Special der Tanzshow "Let's Dance" teil. Die 31-Jährige ist seit 2019 mit dem Fußballspieler Loris Karius liiert. (2013 Mathis Wienand/Getty Images)

Thomalla: Da gibt es nicht so viel zu erzählen. Man hatte ja nicht die Möglichkeit, etwas zu erleben. Ich halte mich an die Forderungen und Wünsche der Regierung, ich fange also nicht an, irgendwohin zu fahren oder Partys zu machen. Am Anfang des Jahres herrschte eine beglückende Entschleunigung, die man so noch nicht kannte. Aber da hatte man auch noch ein anderes Gefühl.

teleschau: Nämlich?

Thomalla: Man dachte sich: „Okay, das machen wir jetzt mal“, und: „Wie toll, jetzt müssen wir alle zu Hause bleiben und können mit unserem Partner mal wieder kochen.“ Wir hatten keine Termine, das ganze Hin und Her und Kreuz und Quer kam zur Ruhe, und das habe ich genossen. Dann kamen die Filme, und dann war das Jahr auch schon zu Ende. Also kann ich nur sagen, dass dieses 2020 insofern etwas mit einem gemacht hat, als dass man sich wieder auf die Dinge besinnt, die wirklich wichtig sind. Und das ist Gesundheit. Alles andere ist nebensächlich.

„Es wird alles schneller und austauschbarer“

teleschau: Mit welchen Gefühlen gehen Sie in das Jahr 2021?

Thomalla: Ich versuche, positiv nach vorne zu blicken. Ich merke aber auch, dass das Jahr eigentlich wieder so anfängt, wie das letzte aufhörte. Auch das mit dem Impfstoff gestaltet sich gerade ein bisschen schwierig ... Also hoffe ich, dass wir das bald in den Griff kriegen und unser normales Leben wieder aufnehmen können.

teleschau: Ihr Filmdebüt hatten Sie 1982 - vor fast 40 Jahren. Wie hat sich die Schauspielbranche in dieser Zeit verändert?

Thomalla: Als ich anfing, herrschten ganz andere Zeiten. Man hatte viel mehr Platz, um Geschichten zu erzählen. Vieles hat sich im Laufe der Zeit immer mehr verkürzt, wie zum Beispiel Drehtage, man hatte für einen Film nur noch eine bestimmte Anzahl an Tage. Außerdem hat sich neben den öffentlich-rechtlichen Sendern auch einiges verändert, im Sinne von Netflix, die ganzen eigenständigen Produktionen, die Streamingdienste und so weiter ... Da ist viel Spannendes dazugekommen, das ist der Lauf der Zeit. Es wird alles schneller und austauschbarer. Es werden Serien produziert, und wenn sie nicht laufen, werden sie gleich wieder gekippt. Die Beständigkeit ist eine andere geworden.

teleschau: 2015 legten Sie ihre „Tatort“-Rolle ab. Vermissen Sie sie?

Thomalla: Nein. Ich vermisse nichts, was hinter mir liegt, weil dann würde ich ja immer traurig sein. (lacht) Ich habe meine Zeit beim „Tatort“ wirklich sehr geliebt, und ich hatte eine wunderbare Zeit mit Martin Wuttke, ich vermisse die Arbeit mit ihm. Aber die Ablösung war „Frühling“, insofern habe ich einen guten Tausch gemacht.

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