Flächenbrand: Rücktritt der Rektorin der Universität für angewandte ...
Zuletzt hat es im Haus wirklich an allen Ecken gebrannt. In wenig mehr als einem Jahr als Rektorin an der Wiener Universität für angewandte Kunst hat Petra Schaper Rinkel, 58, es zuwege gebracht, weite Teile der Belegschaft und der Studierenden, den Senat und den Universitätsrat gegen sich aufzubringen. Sie agierte – wie zahllose Lehrende, Studierende und letzthin auch das große profil-Streitgespräch mit ihr dokumentierten – mit hochproblematischen Mitteln: mit taktischen Lügen, wolkigen Zukunftsversprechungen, mit Respektlosigkeit, Kommunikationsmängeln und erratischen, oft kontraproduktiven Entscheidungen. Mehrere Gerichtsverfahren sind anhängig, eine erste Verhandlung über mögliche Unregelmäßigkeiten auch im Bestellungsverfahren Schaper Rinkels hat vergangene Woche am Wiener Arbeits- und Sozialgericht stattgefunden.
Nun dürfte der Druck auch intern zu groß geworden sein. Am gestrigen Montag beschloss die Rektorin, ihr Amt zurückzulegen. Damit kam sie einer Abberufung infolge eines geplanten Misstrauensantrags dem Vernehmen nach nur knapp zuvor. Seitens der Angewandten gab man vorläufig lediglich bekannt, dass Schaper Rinkel mit 15. Jänner "aufgrund unterschiedlicher Perspektiven hinsichtlich der strategischen Ausrichtung" von ihrer Funktion als Rektorin zurücktreten werde.
Ein umfassender Entwicklungsplan "mit ambitionierten Zielen und klaren Schritten für die kommenden Jahre" sei bereits in den ersten Monaten der Amtszeit des Rektorats entstanden. „Meine Forschung war stets der Gestaltung von Zukunft gewidmet", sagt die scheidende Rektorin nun. "Umso hoffnungsvoller war der gemeinsame Aufbruch unter dem Motto ‚Zukunft öffnen‘ im Jahr 2023." Doch angesichts der Ausrichtungsdifferenzen habe sie "in Abstimmung mit dem Universitätsrat beschlossen, mein Amt niederzulegen". Vizerektorin Maria Zettler wird die Kunstuniversität interimistisch leiten.