"Wien macht uns Sorgen" – Experte nennt Omikron-Hammer
Die Omikron-Welle fegt über das Land. Doch Komplexitätsforscher Peter Klimek befürchtet, dass es vor allem die Bundeshauptstadt arg treffen wird.
Keine gute Nachrichten für die Bundeshauptstadt hatte Komplexitätsforscher Peter Klimek am Samstag im "Wien heute"-Talk mit Patrick Budgen parat. Denn der erst kürzlich zum Wissenschaftler des Jahres gekürte Klimek erklärte, warum Wien besonders hart von der Omikron-Welle betroffen sein wird. Wien mache den Experten momentan mehr Sorgen. "Wien hat einerseits die Delta-Welle etwas besser im Griff gehabt." Das bedeute aber andererseits, dass die Immunisierung etwas geringer ist als in anderen Regionen des Landes. Die Omikron-Mutation habe hier also etwas "mehr Potenzial". Zudem treffe es vermehrt Großstädte – ein logisches Phänomen.
Außerdem sei Omikron in Wien früher angekommen als in anderen Bundesländern. Dadurch könne es hier früher zum Peak, also zum Höchstwert an täglichen Neuinfektionen kommen. Klimek rechnet Ende Jänner, möglicherweise aber auch erst im Februar mit einem solchen Höchstwert für ganz Österreich. Das hänge aber letztlich am Verhalten der Bevölkerung ab und könne nicht so einfach prophezeit werden.
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Überlastung von Spitälern möglichFür "gefährlich" hält der Experte den Schluss, dass Omikron harmloser sei, weil weniger Menschen eine intensivmedizinische Betreuung brauchen. Denn die Grundimmunisierung der Bevölkerung sei durch die Impfung und Genesungen aktuell auch deutlich höher, als dies etwa noch am Höhepunkt der Delta-Welle der Fall war. Bei einer ähnlichen Immunisierungsrate würde es auch bei der Delta-Variante aktuell weniger intensivpflichtige Patienten geben, ist Klimek überzeugt.
"Kann es noch einmal eng werden in den Spitälern?", wollte Budgen wissen. Die ernüchternde Antwort: "Ausschließen können wir es nicht". Die Entwicklung hänge aber stark von der Immunisierung der Risikogruppen in der Bevölkerung ab, so Klimek. International gebe es Beispiele, dass Rekordzahlen bei den Neuinfektionen nicht zu Rekordzahlen auf Normal- und Intensivstationen führten, es gebe aber auch Beispiele, wo die hohen Infektionszahlen einher gingen mit Rekordzahlen in den Krankenhäusern.
"Es gibt leider keinen Ausweg aus der Pandemie, wo wir hier komplett ohne Schaden rauskommen", sagte Klimek angesprochen auf Meldungen aus der Wirtschaft, die sich de facto für ein Durchrauschen der Omikron-Welle aussprechen. Er habe Verständnis für die Ungeduld in so mancher Branche, aber ob eine unkontrollierte Durchseuchung der richtige Weg sei, "darf dann doch bezweifelt werden", so der Wissenschaftler.
Harsche Kritik an Gremien-VielfaltIn GECKO ist Klimek zwar nicht vertreten, dennoch sieht er in der Schaffung der Organisation einen ersten Schritt in eine notwendige Professionalisierung des Pandemiemanagements. Viele Strukturen seien vor zwei Jahren aus der Not geschaffen worden, seien aber seither nicht adaptiert worden. Für Klimek der falsche Weg, der in diesem Zusammenhang nicht mit Kritik an der Regierung spart. Diese sei gefordert eine transparente, nachhaltige und professionelle Beratungsstruktur zu schaffen. Es mache keinen Sinn, wenn es 35 Gremien gibt, in denen alle dieselben Leute sitzen.
Er könne nicht erklären, wer für die Bewertung der Lage zuständig sei: GECKO oder die Corona-Kommission. Für die Omikron-Welle habe ich noch nicht gesehen, dass da eine besondere Schlagkraft erzielt wurde", außer dass man sich zusammengesetzt und die Lage bewertet habe. Ziel müsse aber sein, nachhaltigere und permanentere Lösungen zu finden. Es könne nicht sein, dass man sich von Welle zu Welle "durchwuschteln" kann.