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Stadt der Sünde lockt Schwergewichte - und die Lachnummer

Stadt der Sünde lockt Schwergewichte  und die Lachnummer
Kansas City, Baltimore, San Francisco, Detroit - vier Teams stehen in den NFL-Playoffs auf der Vorstufe zum Super Bowl. Wer schafft es heute zum Finale am 11. Februar im Glücksspiel-Paradies Las Vegas? Und für wen heißt es "Rien ne va plus" - nichts ge

Kansas City, Baltimore, San Francisco, Detroit - vier Teams stehen in den NFL-Playoffs auf der Vorstufe zum Super Bowl. Wer schafft es heute zum Finale am 11. Februar im Glücksspiel-Paradies Las Vegas? Und für wen heißt es "Rien ne va plus" - nichts geht mehr?

Noch nie war Las Vegas für die Profis der National Football League so verlockend wie in dieser Saison. Erstmals wird der Super Bowl in "Sin City" ausgetragen. Am 11. Februar gibt es dort die Krönungsmesse dieser NFL-Spielzeit. Die beiden Finaltickets werden heute vergeben. Mit den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers sind zwei Teams in der Vorschlussrunde, die mittlerweile zu den Championship Games dazugehören wie das Feuerwerk zum US-Nationalfeiertag, dem 4. Juli.

Und dass die Baltimore Ravens diesmal am letzten Januar-Wochenende noch dabei sind, kommt in etwa so überraschend wie die Minusgrade im Winter in der größten Stadt des US-Bundesstaates Maryland. Die Detroit Lions hingegen passen, zumindest namentlich, so gar nicht in dieses Quartett. Denn Detroit und erfolgreiche Playoffs - das ist bislang immer ein Oxymoron gewesen. Nur ein Sieg in der Super-Bowl-Ära. Doch nun fehlt den Löwen aus der Autostadt nach zwei gewonnen Heimspielen in diesen Playoffs tatsächlich nur noch ein weiterer Triumph zur erstmaligen Endspielteilnahme.

NFL-Playoffs live im Free-TV bei RTL

Die Jagd um den Super Bowl ist eröffnet. "Alles oder nichts" heißt es ab dem 13. Januar, wenn die NFL in den K.-o.-Modus schaltet. Wer schafft den Sprung ins Endspiel in Las Vegas? RTL überträgt die Spiele der Conference Championships live im Free-TV:

Wie ein Super Bowl vor dem Super Bowl

Allerdings dreht sich heute erstmal alles um das Match zwischen den Ravens und den Chiefs - und zwar nicht nur, weil das AFC Championship Game die erste der beiden Halbfinal-Partien sein wird. Nichts gegen die 49ers, nichts gegen die Lions - aber die Ravens als bestes Team der Punktrunde gegen den amtierenden Meister aus Kansas City: Das klingt schon nach einem Super Bowl zwei Wochen vor dem Super Bowl.

Das erste Playoff-Duell der Quarterback-Superstars Lamar Jackson und Patrick Mahomes. Zwei Meistertrainer mit John Harbaugh und Andy Reid. Zwei herausragende Tight Ends mit Mark Andrews und Travis Kelce. Und, und, und. Da ist es total egal, ob Taylor Swift wieder im Stadion sitzen wird oder nicht. Dieses Aufeinandertreffen hat alles, was ein großer Showdown braucht.

Keine Secondary der Liga hat den gegnerischen Passempfängern so wenig Yards in der Punktrunde erlaubt wie die der Chiefs. Auf Baltimores Wide Receiver Odell Beckham Jr., Zay Flowers und Rashod Bateman wartet deshalb wohl ein Tag mit wenig Raum und viel Körperkontakt. Gut für die Ravens, dass Mark Andrews wieder fit ist. Der Pro-Bowl-Tight-End hatte seit Mitte November mit einer komplizierten Knöchelverletzung gefehlt.

Sechs Stunden Reha und Schlafen in Überdruckkammer

Andrews quälte sich bis zu sechs Stunden in der Reha und schlief nachts in einer Überdruckkammer, um so den Genesungsprozess zu beschleunigen. Schinderei und Aufwand haben sich gelohnt. "Ich freue mich und werde alles geben", versprach der 28-Jährige. Dass er gegen die Chiefs dabei ist, bezeichnet "ESPN" als "großen Schub" für die Gastgeber.

"Es bedeutet uns allen sehr viel, ihn wiederzuhaben", hob auch Lamar Jackson hervor. Der Quarterback hat mit Andrews im bislang wichtigsten Spiel der Saison seine Lieblings-Anspielstation wieder. Beide wurden 2018 von den Ravens gedrafted. Und laut ESPN hat Andrews auf Zuspiele von Jackson seitdem 33 Touchdowns mehr erzielt, 287 Pässe mehr gefangen und 3739 Yards mehr Raumgewinn erlaufen, als jeder andere Angreifer des Vereins.

Andrews hob hervor, dass der Super Bowl für ihn und Jackson das große Ziel gewesen sei, als beide in die Liga kamen. "Unfinished business", nannte er es. Um den letzten Schritt zu machen, habe der Tight End "eine unglaubliche Menge an Härte" bewiesen, betont Harbaugh. "Die Schmerzen, die er auf sich genommen hat. Ich habe ihn jeden Tag im Gym gesehen - das ist eine schmerzhafte Verletzung und eine schmerzhafte Reha", so der Coach weiter.

Mahomes dreimal Sieger gegen Jackson

Mahomes hat drei der vier bisherigen Partien gegen Jackson gewonnen. Oder andersherum: Jackson hat gegen keinen Quarterback so oft verloren wie gegen den Spielmacher der Chiefs. Er verglich das Duell mit "einem Schwergewichtskampf". Jackson gilt als Top-Kandidat für die Wahl zum "wertvollsten Spieler" der Punktrunde. Es wäre sein zweiter MVP-Titel.

Mahomes hat bereits zwei MVP-Auszeichnungen. Und im Gegensatz zu Jackson hat er auch schon zwei Super-Bowl-Ringe und zwei Super-Bowl-MVP-Trophäen gewonnen. Für Jackson ist er somit die perfekte Messlatte. "Um Champion zu werden musst du dich gegen Champions durchsetzen", sagt der Ravens-Spielmacher.

Auf beide Quarterbacks warten herausragende Abwehrreihen. Baltimore stellt mit einem Schnitt von 16,5 erlaubten Punkten pro Partie das Bollwerk schlechthin der NFL. Die Chiefs folgen auf Rang zwei (17,3 PPG). Erstaunlich in dieser Saison: Kansas City gewinnt die Spiele oftmals nicht mehr mit der Offensive, sondern mit der Defensive.

Mahomes mit schwächster Saison

Das liegt zum einen daran, dass Mahomes - statistisch gesehen - die schlechteste Saison seiner bisherigen Laufbahn spielt. Quarterback-Rating (63), Passing Yards pro Partie (261) und Yards pro Versuch (sieben) sind ebenso die schwächsten Werte seiner Karriere wie die Teambilanz von 11:6. Ein wichtiger Faktor könnte auch sein, dass Kansas City erstmals in der Mahomes-Ära in einem AFC Championship Game auswärts spielt.

Um es zum vierten Mal seit 2020 in den Super Bowl zu schaffen, wird es darauf ankommen, wie sehr die Chiefs-Defensive Lamar Jackson im Laufspiel einschränken kann. Beim 34:10-Heimsieg vergangenes Wochenende gegen die Houston Texans trug er zweimal den Football selbst in die Endzone und verzeichnete bereits sein drittes Playoff-Spiel mit mehr als 100 Rushing Yards. Somit ist der 27-Jährige bereits der lauffreudigste Playmaker in der Geschichte der NFL-K.-o.-Runde.

Im NFC Championship Game gibt es mit den San Francisco 49ers einen scheinbar deutlichen Favoriten. Die Kalifornier sind zum 19. Mal (NFL-Rekord) in einem Halbfinale. Die Detroit Lions hingegen haben es erstmals seit 1992 wieder unter die letzten Vier geschafft. Wer so selten so weit kommt - und wer in der Super Bowl-Ära bis zu diesen Playoffs überhaupt nur ein K.-o.-Runden-Spiel gewonnen hat -, ist natürlich eine Art Lieblingsziel für den Spott der anderen.

Belächelte Lions mittlerweile gefährlich

Es gibt wohl über keinen anderen NFL-Verein so viele Witze wie über die chronisch erfolglosen Lions. Beispiel gefällig? "Was macht ein Detroit-Lions-Fan, wenn sein Team den Super Bowl gewonnen hat? Er schaltet die Playstation aus." Doch wer diese Lions in dieser Saison belächelt, oder sich sogar über sie lustig macht, verkennt, wie gefährlich sie mittlerweile sind, wie laut und selbstbewusst sie durch die Liga brüllen.

Das ist am besten bei Jared Goff sichtbar. Der Quarterback, den die Los Angeles Rams einst im Tausch gegen Matthew Stafford nach Detroit schickten, galt lange als jemand, bei dem es nur eine Frage der Zeit ist, bevor er den entscheidenden Fehler macht. Doch Goff ist mittlerweile stabil geworden - und nervenstark.

In den beiden Playoff-Heimsiegen gegen die Rams und die Tampa Bay Buccaneers kamen 74 Prozent seiner Pässe an. Interception oder Fumble? Fehlanzeige. Die 49ers sind ihm bestens vertraut als Divisionsrivale aus seinen Zeiten bei den Rams. Allerdings hat Goff keine guten Erinnerungen, alle fünf Spiele gingen verloren.

Blitz, Donner und Amon-Ra St. Brown

Wenn Goff den Football an seine Runningbacks Jahmyr Gibbs und David Montgomery übergibt, wird es gefährlich. Die beiden bilden ein Tandem wie Feuer und Eis oder auch Blitz und Donner. Zusammen haben sie in dieser Saison 1960 Yards Raumgewinn erlaufen und 23 Rushing Touchdowns erzielt.

Einer von Goffs wichtigsten Passempfängern ist Amon-Ra St. Brown. Der 24-Jährige mit deutscher Mutter hat eine herausragende Punktrunde gespielt und Bestwerte in den Kategorien gefangene Pässe (119), Yards Raumgewinn (1515) sowie Touchdowns (10) aufgestellt. In den beiden Playoff-Partien kam er auf 15 gefangene Pässe, 187 Yards Raumgewinn und einen Touchdown. Sollte St. Brown gegen die 49ers sieben Pässe fangen, wäre er neben Michael Thomas und Wes Welker der einzige Profi der NFL-Geschichte mit mindestens sieben Catches in den ersten drei Playoff-Spielen der Karriere.

Detroits Schwachstelle ist die Defensive. In der Passverteidigung rangieren die Lions nur auf Platz 27 - und treffen nun auf die zweitbeste Offensive. Ganz wichtig wird daher sein, dass Defensive End Aidan Hutchinson zu 49ers-Quarterback Brock Prudy durchkommt - und ihn am Werfen hindern kann. Hutchinson hat in den vergangenen vier Spielen achtmal die gegnerischen Quarterbacks zu Boden gerissen. Sein heutiger Gegenspieler wiederum, San Franciscos Right Tackle Colton McKivitz, hat mit neun erlaubten Sacks den viertschlechtesten Wert der Punktrunde.

In der Offensive steht den Gastgebern Wide Receiver Deebo Samuel nach einer Schulterverletzung wieder zur Verfügung. So hat Purdy mit ihm, Christian McCaffrey, George Kittle und Brandon Aiyuk sein gesamtes Arsenal an Anspielstationen.

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