Harte Muchitsch-Kritik: Rückt Gewerkschaft von SPÖ-Chef Babler ab?
Mehr noch: Die Partei sei noch nicht kampagnenfähig, und "der Andi" dürfe nicht "als Schreckgespenst der Wirtschaft dastehen". Babler müsse die Partei in die Mitte rücken, wirtschaftsaffiner werden, brauche Verbündete aus der Unternehmerwelt. Wen?
Dass Muchitsch neben Hans Peter Haselsteiner ausgerechnet den Typus des verstorbenen Red-Bull-Chefs Dietrich Mateschitz nennt, ist besonders pikant. War es doch die Babler-SPÖ, die Erben Mark Mateschitz unter Beschuss nahm – unter anderem wegen eines Luxus-Urlaubs in Griechenland. Mateschitz ist der Gegensatz von "unseren Leuten", über die Babler so gerne spricht.
Warum genau jetzt?
Die Fundamentalkritik kommt für Babler zur Unzeit. Die SPÖ stagniert in Umfragen knapp über der 20-Prozent-Marke, auf Augenhöhe mit der ÖVP und weit hinter der FPÖ unter Parteichef Herbert Kickl. Muchitschs Aussagen nähren auch Gerüchte, dass der interne Rückhalt für den SPÖ-Obmann schwindet.
Beim politischen Aschermittwoch im obersteirischen Kobenz hält Babler heute eine Rede, die auf mediale Resonanz stoßen wird. Warum hat ihn Muchitsch ausgerechnet davor in einer Manier kritisiert, öffentlich und ohne den Parteichef einzuweihen, die man sonst nur von Doskozil gewohnt ist? Bablers Büro will den Rundumschlag vorerst nicht kommentieren.
Doch auch Gewerkschaftsvertreter zeigen sich auf KURIER-Anfrage verwundert. Ein Konflikt oder Eifersüchteleien zwischen Babler und Muchitsch seien nicht bekannt, das Timing der Aussagen irritierend und seltsam. Für Aufklärung kann nur Muchitsch selbst sorgen, der auf KURIER-Anfragen bisher aber nicht reagiert.
Was der FSG-Chef und SPÖ-Sozialsprecher jedenfalls der Kleinen Zeitung bestätigte: dass im Hintergrund Gespräche mit der ÖVP über eine Rückkehr der Großen Koalition geführt werden. Das halten auch Ludwig und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser für wünschenswert. Implizit richtet Muchitsch Babler also wohl auch aus, der ÖVP wirtschaftspolitisch entgegenzukommen. Wie kann das gelingen? Sicher nicht mit einem Festhalten an Erbschafts- und Vermögenssteuern als Koalitionsbedingung.