Welche Lebensmittel nun Mehlwürmer enthalten dürfen
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Berlin. Die EU ebnet den Weg für eine nachhaltige Ernährung: Künftig darf Mehlwurmpulver in verschiedenen Lebensmitteln verarbeitet werden.
Was auf den ersten Blick wie eine kulinarische Mutprobe aussieht, könnte bald ganz normal sein: Seit dem heutigen Montag (10. Februar) darf Mehlwurmpulver in der EU offiziell in Lebensmitteln verarbeitet werden. Das hat die Europäische Kommission beschlossen – und läutet damit eine neue Ära alternativer Eiweißquellen ein.
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Insekten in Brot und Käse bald erlaubt
Bereits 2021 hat die EU getrocknete Mehlwürmer als „neuartiges Lebensmittel“ zugelassen – damals noch getrocknet als Snack oder als Zutat, etwa in Eiweiß- und Nudelprodukten oder Keksen. Jetzt geht es einen Schritt weiter: Nun gibt es Mehlwürmer auch in Pulverform – mit UV-Strahlung behandelt, um mögliche Keime unschädlich zu machen.
Mehlwurmpulver kann in einer Reihe von Produkten verwendet werden, die bisher eher klassisch daherkamen:
- Brot, Gebäck, Kuchen
- Nudeln und andere Teigwaren
- Kartoffelprodukte
- Käse und Käseprodukte
- Obst- und Gemüsekompott
Allerdings darf zunächst nur die französische Firma Nutriearth das UV-behandelte Mehlwurmpulver in der EU vermarkten, da sie die Zulassung bereits 2019 beantragt hatte. Die Zulassung ist auf fünf Jahre befristet. Danach könnte sich der Markt für Insektenmehl öffnen.
Klare Kennzeichnung – und ein Warnhinweis für Allergiker
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält das Pulver nach Prüfung für unbedenklich, fordert aber eine klare Kennzeichnung. Das Produkt muss als „UV-behandeltes Larvenpulver von Tenebrio molitor (Mehlwurm)“ deklariert werden – entweder direkt in der Zutatenliste oder in unmittelbarer Nähe des Produktnamens.
Außerdem gibt es einen Warnhinweis für Allergiker, denn wer auf Krebstiere oder Hausstaubmilben empfindlich reagiert, kann auch auf Mehlwürmer reagieren.
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Mehlwurm-Pulver: Nachhaltige Proteinquelle oder kulinarisches Tabu?
Mehlwürmer gelten als umweltfreundliche Proteinquelle. Sie benötigen weniger Wasser, Futter und Platz und liefern dennoch einen beachtlichen Eiweißgehalt. Das neu zugelassene Mehlwurmpulver beispielsweise hat einen Proteingehalt von 50 bis 55 Prozent. Ein Knackpunkt bleibt allerdings die Akzeptanz in der Bevölkerung. Während Befürworter die Klimafreundlichkeit betonen, lehnen viele Verbraucher Insekten auf dem Teller kategorisch ab.
Doch die Debatte geht weit über Mehlwürmer hinaus. In der EU wird seit Jahren über alternative Eiweißquellen diskutiert – von Insektenmehl bis zu Zuchtfleisch aus dem Labor. Umweltverbände und Wissenschaftler argumentieren, diese Methoden seien deutlich klimafreundlicher als die konventionelle Tierhaltung: weniger Kohlendioxidausstoß, geringerer Ressourcenverbrauch und eine langfristige Entlastung der Umwelt. Auch Lebensmittelgiganten wie Nestlé und Danone haben in einem Brief an die EU-Kommission eine offenere Haltung gegenüber neuen Eiweißquellen gefordert.
Gleichzeitig regt sich Widerstand, vor allem aus der traditionellen Landwirtschaft. Agrarpolitiker in Österreich, Italien und Frankreich sehen die Entwicklung mit Sorge – sie befürchten eine schleichende Verdrängung der klassischen Tierhaltung. Die Frage bleibt: Ist Mehlwurmpulver der Einstieg in eine nachhaltige Ernährung – oder bleibt es ein Nischenprodukt für Experimentierfreudige? Am Ende entscheidet der Verbraucher.