Nachruf mit Meinung: FM4-Mitbegründer Martin Blumenau ist tot
Der FM4-Mitbegründer und langjährige Moderator Martin Blumenau ist am Freitag nach kurzer Krankheit im Alter von 60 Jahren in Wien gestorben. Über einen, der das Land nicht einfach irgendwie dahintümpeln ließ.
Manchmal regte Martin Blumenau auf. Selbst jene wie mich, die ihn lange kannten und ihm immer gern zuhörten. Er konnte, wenn er wollte oder musste, eine Art an den Tag legen, die zwischen arrogant und komplett arrogant siedelte. Er hatte halt eine Meinung und er hatte Argumente für seine Meinungen. Das kommt ja in diesem Land, in dem Haltung ohnehin eine Seltenheit ist, ein bisserl aus der Mode. Und umso bitterer ist es, hier über den Tod von Martin Blumenau zu schreiben. Er sei, so wurde am Freitag gemeldet, nach kurzer Krankheit gestorben. Blumenau wurde 60 Jahre alt. Und den Großteil dieses Lebens, also eigentlich das ganze Leben ab seiner Jugendzeit, verbrachte er im Journalismus.
Nach seinen journalistischen Anfängen bei diversen Jugend- und Musikzeitschriften sowie als Redakteur bei "Kurier" und "Arbeiter-Zeitung" kam Blumenau 1983 zum Radio. Das war die Zeit, als Ö3 noch ein Sender mit Anspruch war, als es dort noch Sendungen gab wie "Musicbox", "Nachtexpress" oder "Das Rot-Weiß-Rote Radio", Sendungen also, die sich nicht mit Banalitäten an tiefste Unterhaltungsschichten anpassten, sondern tatsächlich so etwa wie Leidenschaft und Wissen vermittelten. Ebenso wie später die Ö1-Sendung "Diagonal" moderierte Blumenau diese Sendungen. 1992 war er dann Redakteur der Sendung "ZickZack", einer Art offener Talenteschmiede, aus deren Umfeld zahlreiche Radio- und auch TV-Gesichter wuchsen - unter anderem auch Christoph Grissemann und Dirk Stermann, womit man freilich gleich beim Sender FM4 landet.
Im Herbst 1994 konzipierte Blumenau mit Angelika Lang und Mischa Zickler den neuen öffentlich-rechtlichen Jugendradiosender FM4. Seine Moderationen etwa bei "Zimmerservice" oder "Bonustrack" machten ihn durchaus zu so etwas wie einem - oft umstrittenen - Aushängeschild des Senders. Seit der Sender im Jahr 2000 auf einen 24-Stunden-Betrieb ausgeweitet wurde, war er dort zusätzlich neben seiner Moderatorentätigkeit verantwortlich für interne Kommunikation und Koordination sowie Strategie und Hörerservice. Außerdem beschäftigte er sich unter anderem im "20er-Journal" auf der FM4-Homepage mit den Themen Jugendkultur, Demokratiepolitik, Medienpolitik und vor allem Fußball. Ab 2004 war der Radiomoderator außerdem Juror beim Protestsongcontest.
Das Land verliert mit Martin Blumenau nicht bloß einen Radiomacher, einen durchaus provozierenden Moderator. Es verliert einen, der sich für vieles interessierte, einen, der seinen Job zwischen Information und Unterhaltung stets mit Scharfsinn und auch Scharfzüngigkeit betrieb. So wie Martin Blumenau Radio und seine Position beim Radio verstand, war er immer ein Aufklärer, einer, der - egal ob in Texten über eine Fußball-Weltmeisterschaft oder Olympia, über bröckelnde Medienfreiheit, Freunderlwirtschaft oder Bob Dylan - seinen kritischen Blick niemals verlor. Der Mensch wird fehlen, aber auch seine Haltung.