Folgt nun der Durchbruch im Kampf gegen Malaria? Forschende testen mit Erfolg neue Mücken-Methode
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Stand: 26.11.2024, 05:19 Uhr
Von: Bettina Menzel
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Forschende nutzen den natürlichen Weg des Malaria-Erregers, um das Immunsystem effektiv gegen die Krankheit zu trainieren.
Leiden – Wenn Mücken Menschen stechen, können Erreger in die Blutbahn geraten. Forschende aus den Niederlanden haben nun einen Weg entdeckt, wie sich über den Stich der Mücken eine Impfung in den menschlichen Körper transportieren lässt. Die Ergebnisse sind vielversprechend.
Feuer mit Feuer bekämpfen: Forschende modifizieren Malaria-Erreger genetisch
Etwa 600.000 Menschen weltweit sterben jährlich an Malaria. Rund drei Viertel der Todesfälle sind Kinder unter fünf Jahren, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Die Gefahr der potenziell tödlichen Infektionskrankheit steigt. Denn der Klimawandel führt zu höheren Temperaturen in gemäßigten Breiten – und damit auch zu einer weiteren Verbreitung. Hinzukommt, dass die derzeit zugelassenen Malaria-Impfstoffe „einen begrenzten und nur kurz anhaltenden Schutz“ bieten, wie die Forschenden anmerken. Den neuen Forschungsergebnissen aus den Niederlanden kommt entsprechend große Bedeutung zu.
Über die Studie
Die Studie „Safety and Efficacy of Immunization with a Late-Liver-Stage Attenuated Malaria Parasite“ der Autoren Olivia A.C. Lamers, Blandine Franke-Fayard, Jan Pieter R. Koopman et al. vom Universitätszentrum Leiden für Infektionskrankheiten in den Niederlanden, erschien am 20. November 2024 im medizinischen Fachjournal New England Journal of Medicine.
Bei einer Malaria-Infektion gelangt der Parasit „Plasmodium falciparum“ durch einen Mückenstich in die Blutbahn des Menschen und wandert von dort in die Leber. Das Forscherteam aus den Niederlanden hat nun einen gentechnisch modifizierten Erreger dieses Parasiten entwickelt. Dieser wandert ebenfalls in die Leber, hört dort aber nach sechs Tagen auf, sich weiterzuentwickeln, wie es in der Studie heißt.
In dieser Zeit hatte der Erreger genug Zeit, die „Tricks“ des Malaria-Erregers zu lernen und dem menschlichen Immunsystem im Anschluss eine Art „Crash-Kurs“ zu geben. Durch die Immunreaktion ist der Mensch dann vor einer Malaria-Infektion geschützt.
So effektiv ist die neue Malaria-Impfung durch Mücken: Wie die Forschenden die Ergebnisse testen
Die Forschenden hatten zwei Malaria-Parasiten gentechnisch modifiziert: GA1 und GA2. Während der erste bereits nach 24 Stunden aufhörte, sich weiterzuentwickeln, stoppte GA2 seine Entwicklung erst nach sechs Tagen. Die Wirksamkeit testeten die Wissenschaftler dann in einer Doppelblindstudie an 20 gesunden, erwachsenen Probanden ohne Malaria. Acht von ihnen wurden von Mücken gestochen, die GA1 in sich trugen, neun Studienteilnehmenden wurden per Mückenstich mit GA2 infiziert. Drei erhielten Placebo-Mückenstiche von nicht infizierten Mücken. Drei Wochen nach der absichtlichen Infektion mit den modifizierten Erregern setzten die Forschenden die Probanden einer echten Malaria-Infektion aus.
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„Eine Schutzwirkung gegen eine nachfolgende kontrollierte Malariainfektion [...] wurde bei 8 von 9 Teilnehmern (89 Prozent) in der GA2-Gruppe, bei 1 von 8 Teilnehmern (13 Prozent) in der GA1-Gruppe und bei 0 von 3 Teilnehmern in der Placebo-Gruppe beobachtet“, heißt es in der Studie. Der GA2-Erreger zeigte also eine deutlich höhere immunisierende Wirkung und ist ein vielversprechender Ansatzpunkt für die weitere Forschung.
„Die Schlussfolgerungen aus dieser Studie sind jedoch durch die geringe Stichprobengröße und die große Anzahl immunologischer Analysen begrenzt“, räumen die Forschenden selbst ein. Deshalb sollen die Ergebnisse nun mit einer größeren Gruppe an Probanden überprüft werden.