Baldiger Durchbruch? Forschende testen Mücken-Methode gegen Malaria-Infektion mit Erfolg
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Stand: 26.11.2024, 05:20 Uhr
Von: Bettina Menzel
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Kampf gegen Malaria: Forscher entwickeln eine Methode, bei der ein Mückenstich künftig Immunität statt einer Infektion hervorrufen könnte.
Leiden – Niederländische Forscher haben herausgefunden, wie eine effektive Impfung gegen die Krankheit in den menschlichen Körper gelangen kann. Der Weg zur Malaria-Impfung ist ungewöhnlich und führt ausgerechnet über den Stich einer Mücke. Die Resultate der Studie sind vielversprechend.
Ein neuer Hoffnungsschimmer: Wie genetisch veränderte Malaria-Erreger das Immunsystem trainieren
Jährlich sterben weltweit etwa 600.000 Menschen an Malaria, wobei drei Viertel der Opfer Kinder unter fünf Jahren sind, wie Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen. Die Bedrohung durch diese potenziell tödliche Infektionskrankheit nimmt weiter zu, da der Klimawandel zu höheren Temperaturen in gemäßigten Breiten führt und sich die Krankheit damit stärker verbreitet. Hinzu kommt, dass die derzeit verfügbaren Malaria-Impfstoffe „einen begrenzten und nur kurz anhaltenden Schutz“ bieten, wie es von den Forschenden in der Studie heißt. Daher sind die neuen Forschungsergebnisse aus den Niederlanden von großer Bedeutung.
Bei einer Malaria-Infektion gelangt der Parasit „Plasmodium falciparum“ durch einen Mückenstich in den menschlichen Blutkreislauf und wandert von dort in die Leber. Das niederländische Forscherteam hat eine genetisch modifizierte Version dieses Parasiten entwickelt, der ebenfalls in die Leber gelangt, dort aber nach sechs Tagen seine Entwicklung stoppt. Während dieser Zeit hat der Erreger genug Zeit, die „Tricks“ des Malaria-Erregers zu lernen, um dem menschlichen Immunsystem später einen „Crash-Kurs“ geben zu können. Damit ist der Proband anschließend vor einer Malaria-Infektion geschützt.
Über die Studie
Die Studie „Safety and Efficacy of Immunization with a Late-Liver-Stage Attenuated Malaria Parasite“ der Autoren Olivia A.C. Lamers, Blandine Franke-Fayard, Jan Pieter R. Koopman et al. vom Universitätszentrum Leiden für Infektionskrankheiten in den Niederlanden, erschien am 20. November 2024 im medizinischen Fachjournal New England Journal of Medicine.
Neue Hoffnung im Malaria-Kampf: GA2-Parasit schützt in 89 Prozent der Fälle
Die Wissenschaftler haben in der Studie zwei Malaria-Parasiten genetisch modifiziert: GA1 und GA2. Während GA1 seine Entwicklung bereits nach 24 Stunden stoppte, entwickelte sich GA2 erst nach sechs Tagen nicht mehr weiter. Die Wirksamkeit dieser modifizierten Parasiten wurde in einer Doppelblindstudie mit 20 gesunden, erwachsenen Probanden ohne Malaria getestet. Acht Probanden wurden von Mücken gestochen, die GA1 trugen, neun wurden mit GA2 infiziert und drei erhielten Placebo-Mückenstiche von nicht infizierten Mücken.
Drei Wochen nach der absichtlichen Infektion mit den modifizierten Erregern wurden die Studienteilnehmer einer echten Malaria-Infektion ausgesetzt. „Eine Schutzwirkung gegen eine nachfolgende kontrollierte Malaria-Infektion [...] wurde bei 8 von 9 Teilnehmern (89 Prozent) in der GA2-Gruppe, bei 1 von 8 Teilnehmern (13 Prozent) in der GA1-Gruppe und bei 0 von 3 Teilnehmern in der Placebo-Gruppe beobachtet“, so das Fazit der Studie. Der GA2-Erreger zeigte demnach eine deutlich höhere immunisierende Wirkung – und zeigt einen vielversprechenden Ansatz für die weitere Forschung auf.
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„Die Schlussfolgerungen aus dieser Studie sind jedoch durch die geringe Stichprobengröße und die große Anzahl immunologischer Analysen begrenzt“, räumen die Forschenden ein. Daher sollen die Ergebnisse nun mit einer größeren Probandengruppe überprüft werden.