Magdeburger Adventmarkt: Tote, Verletzte nach mutmaßlichem ...
Bei den Toten soll es sich um einen Erwachsenen und ein Kleinkind handeln, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Ihm zufolge wurden mindestens 60 Menschen verletzt. „Und wir können derzeit nicht ausschließen, weil es sich auch um Schwerverletzte handelt, dass wir noch weitere Menschenleben zu beklagen haben könnten.“ Die Stadtverwaltung Magdeburg hatte zuvor von 15 Schwerstverletzten, 37 mittelschwer Verletzten und 16 Leichtverletzten gesprochen.
Es sei „eine furchtbare Tragödie“, sagte Haseloff. „Das ist eine Katastrophe für die Stadt Magdeburg und für das Land und auch generell für Deutschland.“ Gerade im Zusammenhang mit Weihnachten sei das „eines der schlimmsten Dinge, die man sich nur vorstellen kann“.
Magdeburg: Details zum mutmaßlichen Täter
Nach dem mutmaßlichen Anschlag im deutschen Magdeburg sprechen die Regierung in Sachsen-Anhalt und Behörden von einem „Anschlag“. Es soll sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Arzt aus Saudi-Arabien handeln. Andreas Jölli (ORF) meldet sich dazu mit einem aktuellen Bericht aus Berlin.
Versorgung mit maximalen Kapazitäten
Haseloff dankte auch allen Helferinnen und Helfern und Einsatzkräften: „Und mein tiefstes Bedauern und Mitgefühl allen Angehörigen und allen Betroffenen, die auch durch den Schock, selbst wenn sie nicht persönlich betroffen wurden, ganz aus dem Leben gerissen wurden.“ Es müssten nun alle gemeinsam das Geschehene verarbeiten.
Die Versorgung der Verletzten laufe mit maximalen Kapazitäten und Ressourcen, sagte Haseloff weiter. „Ich muss sagen, das läuft alles wirklich generalstabsmäßig. Und trotzdem ist immer noch eine nicht abschließend zu bewertende Lage hier zur Kenntnis zu nehmen.“
Die „Bild“-Zeitung berichtete zwischenzeitlich von elf getöteten Menschen. Die Zeitung berief sich dabei auf eigene Informationen, ohne ihre Quellen zu nennen. Haseloff sprach von „Spekulationen“ und konnte diese Angaben nicht bestätigen. Er habe angesichts der Schwere des Anschlags auch Signale, dass der Generalbundesanwalt tätig werden könnte, sagte Haseloff weiter.
Fahrer festgenommen
Der Fahrer sei festgenommen und von der Polizei verhört worden. Es soll sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Arzt aus Saudi-Arabien handeln. Nach jetzigem Stand sei der 50-jährige Mann Einzeltäter. Das Auto, mit dem der Täter „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ in die Menschenmenge gerast war, sei noch an Ort und Stelle. Haseloff zufolge handelte es sich bei dem Tatfahrzeug um einen Leihwagen mit Münchner Kennzeichen.
Das Tatmotiv war vorerst unklar. Mehrere Medien benannten den Mann als Taleb A. und berichteten, er sei Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Laut Recherchen des „Spiegel“ war er in Deutschland zunächst Aktivist für Flüchtlinge, dürfte aber mittlerweile abgedriftet sein.
Zuletzt habe der 2016 als Flüchtling anerkannte Mann auf seinem X-Account offen mit der AfD sympathisiert – und in einem vor acht Tagen auf einem islamfeindlichen US-Blog erschienenen Videointerview krude Thesen über eine „verdeckte Geheimoperation“ des deutschen Staates gegen saudische Ex-Muslime verbreitet. Deutschland wolle diese „jagen und ihr Leben zerstören“, während gleichzeitig syrische Dschihadisten Asyl erhielten.
Bestürzte Reaktionen aus der Politik
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, die Nachrichten ließen Schlimmes erahnen. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen“, schrieb er auf der Plattform X. „Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden.“ Haseloff zufolge wird Scholz am Samstag gemeinsam mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nach Magdeburg reisen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Einsatzkräften: „Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen“, erklärte Steinmeier laut Mitteilung. „Noch sind nicht alle Hintergründe der schrecklichen Tat aufgeklärt. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Ich danke allen Rettungskräften für ihren Einsatz.“
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reagierte bestürzt auf den mutmaßlichen Anschlag. „Mein tiefstes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Mein Dank den Rettungskräften und Helfern“, schrieb die Grünen-Politikerin auf X. Sie sei erschüttert von den Bildern in Magdeburg. Auch der grüne Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck, CDU-Chef Friedrich Merz, FDP-Chef Christian Lindner, AfD-Chefin Alice Weidel und zahlreiche deutsche Ministerpräsidentinnen und -präsidenten zeigten sich bestürzt und entsetzt.
Entsetzen auch in Österreich
„Ich bin schockiert über die Nachrichten aus #Magdeburg (…) Wir stehen eng an der Seite unserer deutschen Freunde!“, schrieb Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) auf X. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zeigte sich „fassungslos“ über die Meldungen aus Magdeburg. Nach solch dramatischen Ereignissen erfolge selbstverständlich eine aktuelle Lagebeurteilung auch in Österreich, ließ der Minister mitteilen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach den Opfern sein Mitgefühl aus. Er sei angesichts des „Horrors, der an diesem Abend den Adventmarkt in Magdeburg“ getroffen habe, „zutiefst schockiert“, schrieb Macron am Freitag auf X. „Meine Gedanken sind bei den Opfern, bei den Verletzten sowie bei ihren Angehörigen. Frankreich teilt den Schmerz des deutschen Volkes und bringt seine volle Solidarität zum Ausdruck“, erklärte er.
Auch die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte den Anschlag. Sie sei „zutiefst erschüttert“ über den „brutalen“ Angriff, schrieb Meloni am Freitag auf X. Der spanische Regierungschef Pedro Sanchez teilte auf X mit, er sei „schockiert“ über den „schrecklichen Angriff“ in Deutschland.
Erinnerungen an Anschlag vor acht Jahren
Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Adventmarkt auf dem Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden zwölf Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.