Brände in Los Angeles: Schwierige Bedingungen für Einsatzkräfte
Neben den großen Feuern „Palisades Fire“ im Westen von Los Angeles zwischen Santa Monica und Malibu und dem „Eaton Fire“ östlich der Stadt brach am Mittwochabend das „Sunset Fire“ im Zentrum von Hollywood aus. Später griff es auf die Hollywood Hills über. Während sich hier die Bewohner und Bewohnerinnen in Sicherheit bringen wollten, fuhren Feuerwehrautos in teils einspurigen Straßen den Hang hinauf. Das führte besonders am Mittwochabend und Donnerstagfrüh (Ortszeit) zu Staus. Drei der großen Feuer sind – neben „Palisades Fire“ und „Eaton Fire“ auch das „Hurst Fire“ weiterhin völlig außer Kontrolle.
Die Behörden hatten Mittwochabend kurzzeitig die Evakuierung des Gebiets angeordnet. Insgesamt wurde offiziellen Angaben zufolge für fast 200.000 Menschen der Evakuierungsbefehl gegeben. Mehr als 2.000 Gebäude brannten nieder. Die Brände forderten bisher fünf Menschenleben, weitere werden befürchtet. Die zuständigen Behörden zögern, klare Angaben zu machen. Das „Sunset Fire“ schwächt sich derzeit laut Feuerwehr etwas ab und konnte zurückgedrängt werden.
Fotostrecke mit 14 Bildern
Auch die starken Winde ließen Donnerstagfrüh nach. „Wenn es so bleibt, können wir heute tatsächlich eine Wendung bei diesen Bränden herbeiführen und Fortschritte erzielen“, sagte Einsatzleiter Brent Pascua gegenüber NBC. Noch am Mittwoch waren Medienberichten zufolge Windböen von bis zu 128 km/h verzeichnet worden. Nach Angaben des US-Wetterdienstes soll der Wind ab Donnerstagnachmittag wieder zunehmen.
„System bis zum Äußersten belastet“
Betroffen waren Einwohnerinnen und Einwohner in einem Gebiet zwischen dem Hollywood Boulevard im Süden, dem Mulholland Drive im Norden, dem 101 Freeway im Osten und dem Laurel Canyon Boulevard im Westen. In diesem Gebiet befindet sich auch das Dolby Theatre, in dem jedes Jahr die Oscars verliehen werden. Die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen in der nächsten Woche wurde bereits um zwei Tage verschoben, wie die Organisatoren mitteilten.
Zu schaffen macht den Feuerwehrleuten auch die Wasserknappheit. In der Region hat es seit mindestens acht Monaten fast gar nicht geregnet. Auch in den nächsten Tagen ist kein Niederschlag in Sicht. Alle drei Tanks in Pacific Palisades, einem Nobelvorort im Westen von Los Angeles, mit einem Fassungsvermögen von jeweils knapp 3,8 Millionen Liter waren Medienberichten zufolge zeitweise ohne Wasser. „Wir haben das System bis zum Äußersten belastet. Wir bekämpfen einen Flächenbrand mit städtischen Wassersystemen“, sagte Janisse Quinones, Chefin des städtischen Wasser- und Stromversorgers LADWP.
Viele Prominente von Bränden betroffen
Klimaextreme begünstigen Brände
Brände im Jänner seien für Kalifornien sehr ungewöhnlich, sagte Feuerwehrsprecher David Acuna gegenüber der BBC. Eine aktuelle Studie der University of California in Los Angeles zeigt, wie Klimaextreme die Voraussetzungen für die heftigen Brände begünstigt haben. Nach vielen Jahren extremer Dürre folgten 2022/23 und 2023/24 extrem nasse Winter, was Gräser und Buschwerk stark wachsen ließ.
Der heiße Sommer im vergangenen Jahr, verbunden mit ausbleibendem Regen, habe die Vegetation vertrocknen lassen und ideale Voraussetzungen für die Brände gebracht, so die im Fachmagazin „Nature Reviews“ veröffentlichte Studie. Laut den Angaben nehmen die Wechsel zwischen extrem nassem und trockenem Wetter weltweit zu.
Auch die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, sagte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, dass die historischen Winde verbunden mit der extremen Dürre einen „perfekten Sturm“ verursacht und den Menschen ihre Häuser genommen haben.
Trump-Attacke auf kalifornischen Gouverneur
US-Präsident Joe Biden rief den Katastrophenfall aus und sagte wegen der katastrophalen Lage seine Reise nach Italien ab. Er wolle sich auf die Leitung der Bundesmaßnahmen zur Bekämpfung der Brände konzentrieren, teilte das US-Präsidialamt mit. Biden wollte eigentlich von Donnerstag bis Sonntag nach Italien reisen und dort Präsident Sergio Mattarella, Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Papst Franziskus treffen.
Der künftige US-Präsident Donald Trump hingegen nutzte die Naturkatastrophe für politische Angriffe auf den demokratischen Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom. Konkret kritisierte der Republikaner auf seiner Onlineplattform Truth Social die Wassersparmaßnahmen Newsoms und warf ihm vor, dass ihm die Menschen in dem US-Bundesstaat egal seien. „Jetzt wird der ultimative Preis dafür gezahlt. Ich werde verlangen, dass dieser inkompetente Gouverneur schönes, sauberes, frisches Wasser nach Kalifornien fließen lässt!“, schrieb Trump. Newsom trage die Verantwortung für die Situation.
Man könne auf Trumps Angriffe „nicht einmal reagieren“, sagte Newsom gegenüber CNN: „Menschen sind buchstäblich auf der Flucht, Menschen haben ihr Leben verloren, Kinder haben ihre Schulen verloren, Familien wurden komplett auseinandergerissen, Kirchen sind niedergebrannt – dieser Kerl (Trump, Anm.) wollte das politisieren.“