Vor Bayern-Spiel: Lazio-Fans sorgen für Faschismus-Eklat in Münchner Innenstadt
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Stand: 05.03.2024, 20:37 Uhr
Von: Christoph Wutz
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Vor dem Spiel beim FCB sorgen Lazio-Anhänger mit faschistischen Ausdrücken für Ärger. Der Hintergrund ist historisch. Jetzt drohen ihnen Konsequenzen.
München – In der organisierten Fanszene von Lazio Rom geben faschistische Ultras den Ton an. Sie nennen sich die „Unbeugsamen“ („Irriducibili“). In den vergangenen Jahren sorgten sie mit fremdenfeindlichen Aktionen immer wieder für Aufsehen. Jetzt führte sie das Champions-League-Spiel ihres Vereins beim FC Bayern München in die bayerische Landeshauptstadt. Dort sorgte eine Handvoll der Fans für einen Skandal: Sie sangen alte faschistische Parolen im Hofbräuhaus. Das Lokal wählten sie wohl nicht ohne Grund.
Eklat in München: Fans von FCB-Gegner Lazio Rom stimmen faschistisches Lied an
Anlässlich des Königsklassen-Gastspiels reisten jetzt einige der Irriducibili vorzeitig nach München. Wie ein auf der Plattform X (ehemals Twitter) kursierendes Video zeigt, hielten sich zahlreiche Lazio-Anhänger am Montagabend (4. März) in der bekannten Schwemme im Münchner Hofbräuhaus auf. Diesem bescherten sie einen Eklat.
Dort skandierten sie „Duce, duce, duce!“, übersetzt „Führer, Führer, Führer!“ Dabei handelt es sich um den Teil eines faschistischen Liedes zu Ehren des italienischen Diktators Benito Mussolini. Diesen Ruf stimmen einige Fans aus der Curva Nord auch nach Toren immer wieder an. Mussolini begründete in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die faschistische Bewegung und gilt als deren „Duce“. Außerdem war Mussolini, der 1945 starb, sogar Mitglied des Vereins.
Lazio-Anhänger vor Bayern-Spiel festgenommen
Laut der italienischen Zeitung La Repubblica hielten sich fast 100 Römer Fans im Hofbräuhaus auf. Sie besangen, wie das Video zeigt, außerdem die sogenannten „Camicie nere“, zu Deutsch „Schwarzhemden“. Dies waren die Mitglieder paramilitärischen Milizen des faschistischen Regimes Mussolinis.
Nach Angaben der Münchner Polizei sei dabei ein 18-jähriger Tourist aus Italien, mutmaßlich ein Lazio-Anhänger, festgenommen worden. Er habe zuvor den verbotenen „Hitlergruß“ gezeigt, sei inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. Die Münchner Kriminalpolizei ermittle indes weiterhin in der gesamten Angelegenheit.
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Eklat im Hofbräuhaus: Lazio-Fans ehren vor Bayern-Spiel wohl Mussolini
Dass der Mann die Geste im Hofbräuhaus präsentiert, ist wohl kein Zufall. Schließlich gründete Adolf Hitler dort am 24. Februar 1920 die NSDAP. Den Gruß, bei dem der rechte Arm gerade nach oben ausgestreckt wird, übernahm er leicht verändert von Mussolini. Dieser hatte sich die als „Saluto romano“, also „römischer Gruß“, bekannte Geste zu faschistischen Zwecken zu eigen gemacht.
Die Lazio-Fans suchten sich das Wirtshaus am Vorabend des Spiels gegen den FC Bayern daher wohl bewusst aus, um dort faschistische Parolen zu verkünden. Allgemein diente Mussolini Hitler lange als politisches und ideologisches Vorbild. Während des Zweiten Weltkriegs kooperierten die beiden sogar.
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„Eine Schande“: Römischer Stadtrat reagiert auf Faschismus-Eklat in München
Das Hofbräuhaus teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit, dass die Polizei eine Gruppe Lazio-Fans während des ganzen Abends begleitet habe. „Wir hatten weder Kenntnis von faschistischen Liedern, die gesungen wurden, noch sind uns entsprechende Gesten der Gäste aufgefallen. Ansonsten wären wir auf jeden Fall eingeschritten“, hieß es in der Stellungnahme.
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Der römische Stadtrat für Sport, Alessandro Onorato, verurteilte das Geschehen scharf. „Die Bilder der Fans von Lazio, die in München für die Champions-League-Partie sind, die zu Ehren des Duce singen, den römischen Gruß zeigen, sind eine Schande. Sie ziehen die Mannschaft, alle Fans und die Stadt Rom in den Dreck“, zitierte ihn die dpa.
Die Münchner Anhänger hingegen konnten sich vor dem Achtelfinal-Duell mit „Le Aquile“ über eine Ansage von Thomas Müller freuen. Der Routinier setzt im Showdown gegen Lazio auf die Unterstützung der Bayern-Fans. (wuc/dpa)