Nach Ukraine-Eklat: Deutscher Marinechef Kay-Achim Schönbach muss gehen
Bei einer eilig am Vormittag einberufenen Videokonferenz beriet Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, SPD, mit ihrem Generalinspekteur Eberhard Zorn und ihrem obersten PR-Berater, wie man mit Schönbach umgehen soll. Die Runde kam überein, dass der Marinechef seine Äußerungen umgehend öffentlich klarstellen muss, erwartet wurde dabei wohl auch eine Art Entschuldigung. Für Montag wurde der Offizier zu einem klärenden Gespräch mit dem Generalinspekteur einbestellt.
Schon zu diesem Zeitpunkt rechneten im Wehrressort viele damit, dass Schönbach selbst um seine Entlassung bitten würde. Spätestens Anfang der Woche hätte ihn sonst die Ministerin in den Ruhestand versetzen müssen, da sie einen solchen Ausfall eines führenden Offiziers nicht tolerieren kann.
Kay-Achim Schönbach ist mittlerweile zurück in Deutschland. Am späten Nachmittag informierte er Ministerin Lambrecht, dass er um die Versetzung in den Ruhestand bitte. In seinem später über das Presse- und Informationszentrum der Marine veröffentlichten Statement heißt es:
»Ich habe soeben die Frau Bundesministerin der Verteidigung gebeten, mich von meinen Aufgaben und Pflichten als Inspekteur der Marine mit sofortiger Wirkung zu entbinden.
Meine in Indien gemachten unbedachten Äußerungen zu Sicherheits- und Militärpolitik lasten zunehmend auf meinem Amt. Um weiteren Schaden von der Deutschen Marine, der Bundeswehr, vor allem aber der Bundesrepublik Deutschland zu nehmen, halte ich diesen Schritt für geboten.«
Die Ministerin entsprach dem umgehend. Mit dem Schritt, selbst um seine Entlassung zu bitten, ist Schönbach einer peinlichen Situation aus dem Wege gegangen.
Schönbach leitet als Inspekteur der Marine seit März des vergangenen Jahres die deutschen Seestreitkräfte. »Im Bundesministerium der Verteidigung und in multinationalen militärischen Gremien vertritt er die maritime Perspektive der Bundeswehr«, heißt es auf der Internetseite der Bundeswehr. Der 56-Jährige hatte sich nach eigenen Angaben in einer Gesprächsrunde eines Thinktanks in Indien geäußert. Eine Videoaufnahme davon war im Internet verbreitet worden.