Private Raumfahrt: Intuitive Machines gelingt weiche Landung auf ...
Zum ersten Mal ist eine kommerzielle Sonde weich auf dem Mond gelandet. Damit scheint eine riskante Strategie aufzugehen, die die Nasa vor sechs Jahren gewählt hat.
Die erste kommerzielle Landung auf dem Mond ist geglückt. In der Nacht auf Freitag ist eine Sonde der amerikanischen Firma Intuitive Machines in der Nähe des Südpols des Mondes gelandet. Zwar musste der Odysseus-Lander wegen Problemen mit einem Laser-Entfernungsmesser eine Extrarunde um den Mond einlegen. Danach scheint aber alles wie geplant geklappt zu haben. 15 Minuten nach der Landung erhielt die Bodenstation ein Signal vom Lander, das die Landung bestätigte. Über den Zustand des Landers und der Instrumente an Bord ist bisher noch nichts bekannt.
Es ist das erste Mal seit mehr als fünfzig Jahren, dass wieder eine amerikanische Sonde auf dem Mond gelandet ist. Und es ist das erste Mal überhaupt, dass dies einer kommerziellen Firma gelingt. Für die private Raumfahrt ist das ein Reifezeugnis. Bisher endeten die Ambitionen von privaten Raumfahrtunternehmen im erdnahen Weltraum. Nun rücken auch der Mond und andere Destinationen in Reichweite. Die Saat, die Pioniere wie Elon Musk oder Jeff Bezos vor zehn Jahren gelegt haben, scheint aufzugehen.
Das ist ein ermutigendes Signal. Denn eine Besiedelung des Mondes und zukünftige Flüge zum Mars können nur gelingen, wenn staatliche Raumfahrtbehörden und private Raumfahrtindustrie zusammenarbeiten. Sonst wachsen die Kosten ins Astronomische.
Was Intuitive Machines gelungen ist, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. In den letzten Jahren sind mehrere Sonden von privaten Firmen auf dem Mond zerschellt. Auch die Mission einer zweiten amerikanischen Firma endete im Januar mit einem Fehlschlag.
Die Nasa wird in ihrem Kurs bestätigt
Die sanfte Landung auf dem Mond ist nicht nur für Intuitive Machines ein riesiger Erfolg. Auch die Nasa darf sich in dem Kurs bestätigt fühlen, den sie 2018 unter ihrem damaligen Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen eingeschlagen hat.
Damals nahmen in den USA die Pläne für das Artemis-Programm Gestalt an, das die Nasa und ihre Partner zurück zum Mond bringen soll. Der Nasa war klar, dass eine dauerhafte Präsenz von Menschen durch unbemannte Missionen vorbereitet werden muss. Diese sollen den Mond wissenschaftlich erkunden und die Möglichkeit ausloten, dort Wasser und andere Rohstoffe zu gewinnen, ohne die eine Besiedlung kaum möglich ist.
Diese Aufgabe hätte ein mit wissenschaftlichen Instrumenten bestückter Rover übernehmen sollen. Doch im Jahr 2018 wurde das Projekt aus Kostengründen gestoppt. Die Nasa entschied sich zu einem radikalen Kurswechsel. Statt die Instrumente in eigener Regie zum Mond zu bringen, legte man diese Aufgabe in private Hände.
Im Jahr 2018 wurde dazu das Programm Commercial Lunar Payload Services (CLPS) aus der Taufe gehoben und mit 2,6 Milliarden Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren alimentiert. Seither wurden acht Aufträge mit einem Gesamtvolumen von mehr als einer Milliarde Dollar an private amerikanische Firmen wie Intuitive Machines oder Astrobotic Technology vergeben. In den nächsten Jahren sollen weitere folgen.
Wer wagt, gewinnt
Wie gewagt diese Strategie der Nasa ist, zeigte sich vor wenigen Wochen. Nach einem Leck in einem Treibstofftank musste der Mondlander der Firma Astrobotic Technology gezielt zum Absturz gebracht werden. 110 Millionen Dollar verglühten in der Atmosphäre.
Man kann sich ausmalen, was in den USA los gewesen wäre, wenn auch die zweite, ähnlich teure Mission gescheitert wäre. Die Nasa hätte sich dann die Frage gefallen lassen müssen, ob die Steuergelder nicht besser bei etablierten Firmen wie Boeing oder Lockheed Martin aufgehoben wären, mit denen die Nasa in der Vergangenheit zusammengearbeitet hatte.
Im Unterschied zum CLPS-Programm geschah das allerdings nicht auf Basis fester Preise. Vielmehr musste die Nasa für alle Kosten aufkommen und den Firmen auch noch einen Gewinn garantieren. Das Resultat waren Weltraummissionen, die zwar oft erfolgreich endeten, dafür aber ungemein teuer waren. Die Landung des Odysseus-Landers auf dem Mond beweist, dass es auch anders geht.