Mythen über Erkältung - was stimmt, und was nicht
1. Wer mit nassen Haaren nach draußen geht, wird krank
Falsch. Die nassen Haare machen nicht krank, sondern entsprechende Erreger, die in der Luft unterwegs sind. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass jemand mit nassen Haaren schneller anfängt zu frieren, der Körper daher in eine Stresssituation verfällt und Erreger ein leichtes Spiel haben.
2. Küssen ist gut für das Immunsystem
Richtig. Beim Küssen werden nicht nur Zuneigung, sondern auch Viren und Bakterien ausgetauscht. Trifft das Immunsystem auf unbekannte Keime, wird eine Abwehrreaktion ausgelöst, die das Immunsystem trainiert. Nach einer Infektion entstehen spezifische Antikörper und Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit dem Erreger schnell reagieren können.
Chefärztin bestätigt: Küssen stärkt tatsächlich das Immunsystem! (Foto: Rolf Vennenbernd)
3. Die Nase mit einem Feuchttuch ausreiben schützt
Falsch. Die Vorstellung, Erreger einfach aus der Nase zu wischen, klingt zwar gut, ist aber Unsinn. Es würden auch nie alle erwischt werden, die Atemwege sind deutlich größer als der Bereich der vorderen Nase. Zudem schadet es eher der natürlichen Barrierefunktion der Schleimhaut, diese aggressiv zu reinigen und zu viel Pflege, egal wo, trocknet meistens aus.
4. Vitamin C ist das Allheilmittel bei ersten Symptomen
Richtig. Vitamin C hat entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften. Studien zeigen, dass hohe Mengen Vitamin C die Entzündungsreaktion und Covid-Symptome mildern können. Daher ist es sinnvoll, den Vitamin-C-Spiegel durch eine ausgewogene Ernährung hochzuhalten. Viel Vitamin C enthalten beispielsweise Zitrusfrüchte, Paprika oder Kohl.
5. Bloß keine Türklinken anfassen
Falsch. Berührungen sind unbedenklich, solange die Hände danach nicht direkt ins Gesicht gelangen, denn so könnten Keime die Schleimhäute erreichen. Regelmäßiges, gründliches Händewaschen ist daher wichtig – am besten gründlich einseifen und dabei 30 Sekunden „Happy Birthday“ summen. Besonders wichtig: Hände vor dem Essen, nach dem Heimkommen und nach Husten oder Schnäuzen waschen.
Gerade die Nase geputzt? Dann bitte die Hände waschen! (Foto: dpa)
6. Wer kalte Luft durch den Mund einatmet, wird krank
Fast richtig. Trockene Schleimhäute sind anfälliger für Erreger als feuchte, und kalte Luft enthält weniger Feuchtigkeit als warme. Das bedeutet, unsere Schleimhäute werden beim Einatmen kalter Luft weniger befeuchtet als bei warmer Luft. Trockene Schleimhäute sind anfälliger für Erreger, insofern steigert das Einatmen kalter Luft über einen längeren Zeitraum zumindest die Empfänglichkeit für Erreger. Deshalb lieber durch die Nase atmen. Warum? Weil die kalte Luft beim Einatmen durch die Nase angewärmt wird und nicht direkt auf die Lungen trifft.
Was hilft wirklich?
„Wichtig sind wenig Stress, nicht rauchen, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung“, betont Miriam Stengel. Auch Bewegung an der frischen Luft und regelmäßiges Stoßlüften helfen.
Besonders für Risikogruppen wie chronisch Kranke und Menschen ab 60 empfiehlt die Ständige Impfkommission jährliche Impfungen gegen Corona und Grippe. „Ab 75 Jahren auch die RSV-Impfung“, so Stengel weiter. Ab 65 Jahren wird zudem die Pneumokokkenimpfung empfohlen, „um schwere Lungenentzündungen zu vermeiden und das Risiko schwerer Infektionen zu senken.“
Gut zu wissen
Der Herbst ist als Erkältungszeit bekannt, weil feuchtes Wetter Bakterien und Viren länger überleben lässt. Miriam Stengel erklärt: „In dieser Jahreszeit verbringen mehr Menschen ihre Zeit in geschlossenen Räumen, was die Übertragung von Erregern durch Aerosole beim Sprechen und Niesen erleichtert.“
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Diese Erreger können Atemwegsinfektionen, auch Erkältungen genannt, verursachen, die mit Symptomen wie Husten, Schnupfen und Halsschmerzen einhergehen. „Die meisten Atemwegserkrankungen werden durch Viren verursacht“, so Stengel. Sie befallen die Schleimhäute der oberen Atemwege und lösen die typischen Symptome aus. Antibiotika sind gegen diese Viren jedoch wirkungslos.