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Arzt nennt 3 Gründe für Dauer-Erkältung

Arzt nennt 3 Gründe für DauerErkältung
Sie werden Ihre Erkältung aktuell einfach nicht los? Damit sind Sie nicht allein. Gefühlt schniefen, husten und kränkeln viele gerade deutlich länger als sonst. Zwei Ärzte erklären, was dahintersteckt.

Husten, Schnupfen, Halsweh - Millionen Menschen in Deutschland leiden gerade an einer Atemwegserkrankung. Doch anders als in den vergangenen Jahren scheinen die Erkältungssymptome derzeit besonders lange anzuhalten. Stimmt das?

Arzt nennt 3 Gründe für (gefühlte) Dauer-Erkältung

„Wir haben keine gesicherten Daten dazu“, sagt Jürgen Behr, Direktor der Medizinischen Klinik V am LMU Klinikum. „Aber meine subjektive Wahrnehmung und auch die Beobachtung aus dem Klinikalltag ist schon: Es kommt vermehrt zu konsekutiven, also aufeinander folgenden Infektionen.“ Zum Beispiel: Ein Betroffener ist zunächst an Corona erkrankt und wenn die Symptome langsam abklingen, bekommt er eine normale Erkältung, etwa ausgelöst durch Rhinoviren. Das fühle sich vielleicht an wie eine „Super-Infektion“, die einfach nicht weggeht, dahinter stecken dann jedoch schlicht mehrere Infekte, so Behr.

Dazu ist die Infektionslage aktuell sehr hoch, wie der Experte betont. Zuletzt meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) über neun Millionen Menschen mit einer Atemwegserkrankung. „Die Infektionszahlen liegen damit auf einem Allzeithoch, sogar im Vergleich zu Pandemiezeiten“, so Behr. In dem aktuellen Wochenbericht sind es zwar nur noch rund 6,1 Millionen, doch die Zahlen sind aufgrund der Feiertage nicht verlässlich, wie das RKI selbst schreibt. „Mit Corona haben wir einen neuen Player, der die Infektionszahlen nach oben treibt“, so Behr. „Und die Zahlen werden wohl noch weiter steigen, denn die Influenzawelle hat noch nicht begonnen.“

Als dritten Aspekt nennt der Mediziner, dass die Sensibilität in der Bevölkerung zugenommen hat. „Das Verhalten der Menschen hat sich verändert, man meldet sich nun eher krank oder sucht einen Arzt auf, um sicherzugehen.“ Er selbst begrüßt dieses Verhalten: „Wer krank ist, sollte zu Hause bleiben und gesund werden.“

Zusammenfassend sieht der Experte also drei Gründe für die lang anhaltenden Erkältungssymptome:  

  1. Doppel- oder Mehrfachinfektionen mit unterschiedlichen Erregern
  2. aktuell sehr hohe Infektionslage mit vielen Erkrankten, die auch die Wahrnehmung („alle dauer-krank“) beeinflussen
  3. verändertes Verhalten und größere Vorsicht in der Bevölkerung, die zu mehr Krankmeldungen führen

Welche Erreger aktuell kursieren und was hilft

Erkältungssymptome werden von den unterschiedlichsten Erregern ausgelöst. Das Robert-Koch-Institut (RKI) nennt in seinem aktuellen Wochenbericht (4. Januar) als häufigste:  

  • Sars-CoV-2 (löst Covid-19 aus)
  • Influenza (löst Grippe aus)
  • RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus, löst grippeähnliche Symptome aus, in schlimmeren Fällen Atemnot)
  • Rhinoviren (lösen „normale“ Erkältung aus)

Die Symptome ähneln sich stark, darunter vor allem Schnupfen, Husten, Halsweh, teils Fieber, Abgeschlagenheit und Gliederschmerzen. Der Experte empfiehlt: „Zuhause bleiben und in Ruhe auskurieren." Gegebenenfalls könnten Symptome behandelt werden. „Zum Beispiel Schnupfen mit einem Nasenspray, Husten mit Hustensaft oder Kopfschmerzen mit einer Schmerztablette.“

Wann es gefährlich wird

Geht der Infekt nicht weg und zeigt sich nach zehn bis vierzehn Tagen noch immer keine Besserung, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. „Auch sollte man dann immer überlegen, ob vielleicht eine Lungenentzündung oder ein anderer bakterieller Erreger dahinter steckt, der mit einem Antibiotikum behandelt werden muss“, so Behr.

Als Warnzeichen nennt er Husten mit gelblich-grünlichem Auswurf (Tee- bzw. Esslöffelmenge), Abgeschlagenheit, Schüttelfrost, Nachtschweiß und Gewichtsverlust. „Der Übergang ist leider fließend, aber im Zweifel würde ich einen Hausarzt aufsuchen, der kann meist schnell mit Hilfe eines Ultraschalls oder Röntgenbilds der Lunge feststellen, wie gravierend es ist" Die gute Nachricht: „Im Gegensatz zum viralen Infekt wirken Antibiotika bei einem bakteriellen Infekt.“

Sind die Doppel- beziehungsweise Mehrfachinfektionen nun besonders gefährlich? „Nein“, sagt Behr. „Für gesunde Menschen stellen sie in der Regel keine größere Gefahr dar.“ Masken empfiehlt der Arzt nur noch Risikopatienten oder Angehörigen, die diese schützen möchten. „Und für vorerkrankte, immungeschwächte oder ältere Menschen gilt ganz klar noch die Impfempfehlung.“

Lage in Kinderkliniken „der ganz normale Wahnsinn“

Und wie sieht es bei den Kleinsten aus? „Wir haben aktuell viele Infekte, keine Frage“, sagt Johannes Hübner, Infektiologe am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. Nach der Pandemie habe sich nun jedoch „eine gewisse Normalität eingestellt“, sagt er. „Beziehungsweise eher der ganz normale Wahnsinn.“ Denn wie jeden Winter sind die Kinderkliniken saisonbedingt voll, auch sie mussten bereits erste kleine Patienten verlegen. „Das ist jedoch ein systemisches Problem, es fehlen hier - wie überall - Pflegekräfte“, sagt er. 20 bis 30 Prozent der Betten könnten allein aus diesem Grund nicht betrieben werden.

Auch bei Kindern gebe es Mehrfachinfektionen. „Das ist kein neues Phänomen, aber durch die neuen Testmöglichkeiten seit der Pandemie können wir das einfacher und schneller diagnostizieren", so Hübner. Er berichtet: „Wir haben immer wieder Situationen, da ist der Test positiv beispielsweise bei RSV und Influenza.“ Der Infektiologe geht davon aus, dass es sich dabei häufig um zwei aufeinanderfolgende Infektionen handelt - eine klingt gerade ab, wenn eine neue Ansteckung erfolgt. „Dann hat man natürlich das Gefühl, dass die Verläufe wahnsinnig lang sind.“

Wann Sie mit Ihrem Kind zum Arzt sollten

Wenn Kinder erkranken, dauert es in der Regel vier bis fünf Tage bis die Symptome abklingen, erklärt er. Er rät zu Ruhe und Schlaf. „Wenn die Nase sehr verstopft ist, können Inhalationen helfen oder für kurze Zeit ein Nasenspray, dass die Kinder nachts durchschlafen können.“ Er findet aber auch: „Wir müssen die Kinder nicht in Watte packen und isolieren. Überspitzt gesagt: Sie müssen nicht mit jeder Rotznase zu Hause bleiben.“ Zum Arzt sollte man, wenn sich keine Besserung einstellt, die Kleinen schwach oder apathisch wirken und nichts mehr trinken.

Kann man die Kleinsten schützen? „Irgendwann machen es die Kinder durch - spätestens, wenn sie in die Kita, den Kindergarten oder in die Schule kommen und den Viren ausgesetzt sind“, sagt er. Eine Maske mache nur für Risikopatienten Sinn oder Menschen, die diese schützen möchten.

Lesen Sie auch: Besonders RSV kann bei den Kleinsten gefährlich werden - die vier wichtigsten Fragen und Antworten    

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