Im dritten Anlauf: Friedrich Merz wird CDU-Chef
Zweimal war er schon angetreten – im dritten Anlauf hat es geklappt: Friedrich Merz wird neuer Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU). Nach der schweren Niederlage bei der Bundestagswahl im September und dem Rückzug des glücklosen Parteichefs und Kanzlerkandidaten Armin Laschet entschied sich die CDU, erstmals einen Mitgliederentscheid über die neue Parteiführung abzuhalten.
Die Beteiligung gab den Verantwortlichen recht. Das Interesse war groß, 66 Prozent der rund 400.000 Parteimitglieder nutzten die Gelegenheit, ihre Meinung online bzw. brieflich kundzutun. Und das Ergebnis, wer die CDU in der Opposition führen soll, fiel eindeutig aus. Auf Friedrich Merz, vor knapp 20 Jahren bereits Chef der Unionsfraktion (CDU/CSU) gewesen, entfielen 62 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Platz zwei ging an den Außenpolitiker Norbert Röttgen (26 Prozent) vor dem dritten Kandidaten, dem ehemaligen Kanzleramtsminister Helge Braun (zwölf Prozent).
Der 66-jährige Sauerländer kündigte nach Bekanntgabe der Ergebnisse an, das Votum anzunehmen. Formal bestätigt werden muss die Mitgliederbefragung beim digitalen Parteitag am 21. und 22. Jänner von den 1001 Delegierten des Bundesparteitags.
"Im Stillen ,wow’ gesagt"Auf die Frage, wie er reagiert habe, als ihm das Ergebnis mitgeteilt worden sei, sagte Merz: "Ich habe im Stillen ,wow’ gesagt, aber nur im ganz Stillen. Triumphgesänge sind mir fremd." Mit Merz dürfte es innerhalb der CDU-Führung weitere Neubesetzungen geben. Er wünscht sich etwa den bisherigen Mittelstandsunion-Chef Carsten Linnemann als Parteivize, auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht er als künftigen Stellvertreter.
Auf die Frage, ob er als künftiger Parteivorsitzender auch den Fraktionsvorsitz beanspruche, sagte Merz, das Thema stehe nicht auf der Tagesordnung. "Deshalb mache ich mir darüber auch keine Gedanken." Derzeit hat den Posten Ralph Brinkhaus inne. In der Opposition ist der Fraktionsvorsitz einer der wenigen öffentlichkeitswirksamen Posten. Merz sagte, seine Wahl sei auch "keine Vorentscheidung" über die Kanzlerkandidatur für die nächste Bundestagswahl. Man werde in den kommenden Jahren genug anderes zu tun haben.
Merz gilt als Vertreter des wirtschaftsliberalen Flügels der CDU. Er kündigte an, als Vorsitzender alle Strömungen der Partei zu berücksichtigen und für alle Themen der Partei zu stehen. Er empfinde keine Genugtuung, den Parteivorsitz im dritten Anlauf gewonnen zu haben, sagte Merz. Er habe eher "Respekt vor der Aufgabe, die ist groß". Der 66-Jährige hatte bereits zweimal versucht, den CDU-Vorsitz zu übernehmen, zuletzt nachdem die Nachfolgerin Angela Merkels als Vorsitzende, Annegret Kramp-Karrenbauer, 2020 angekündigt hatte, das Amt niederzulegen. Bei der Abstimmung der Delegierten beim Parteitag diesen Jänner setzte sich allerdings Armin Laschet durch, der dann auch Kanzlerkandidat der Union wurde.