Friedrich Merz: Im dritten Anlauf zum Traumjob
Der 66-Jährige wird nach der formalen Bestätigung auf dem Parteitag im Jänner CDU-Chef. In den vergangenen Wochen führte er einen zurückhaltenden Wahlkampf
Kopf des Tages
Birgit Baumann aus Berlin
17. Dezember 2021, 18:41
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Es brauchte drei Anläufe, aber beim dritten Mal war es deutlich: Mit 62 Prozent haben die Mitglieder der CDU Friedrich Merz in das Amt des neuen Parteivorsitzenden gewählt.
Im Stillen habe er "Wow!" gedacht, sagte Merz, als das Ergebnis bekanntgegeben wurde, und fügte hinzu: "Aber nur ganz im Stillen." Dann sprach er gleich von der Demut und dem Respekt vor dem großen Amt.
Man merkte: Merz wollte nicht triumphieren und seinen Gegnern Anlass zum Lästern geben, nach dem Motto: Jetzt hat es der Selbstdarsteller und Egomane geschafft.
Neuer Friedrich Merz?Überhaupt hat er in den vergangenen Wochen einen sehr zurückhaltenden Wahlkampf geführt. Viele in Berlin fragen sich schon: Erleben wir jetzt einen neuen Friedrich Merz?
Der alte Merz ist allseits bekannt: Er stammt aus einer konservativ geprägten Juristenfamilie aus dem Sauerland (Nordrhein-Westfalen), ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Bevor er selbst Anwalt und CDU-Politiker wurde, raste er nach eigenen Angaben wie ein junger Wilder auf der Maschin’ durch seine Heimatstadt Brilon. Lange Haare hatte er damals auch.
Danach wurde es gemächlicher, Merz zog ins EU-Parlament ein (1989 bis 1994). Es folgte der Wechsel in den Bundestag, wo er bald als eines der größten und scharfzüngigsten Redetalente auffiel.
Zweite ReiheDies brachte den heute 66-jährigen konservativen Wirtschaftsliberalen, der den Begriff der deutschen Leitkultur prägte, bis an die Unionsfraktionsspitze im Bundestag. Als Angela Merkel allerdings 2002 als Oppositionsführerin das Amt für sich beanspruchte, musste Merz in die zweite Reihe. Lange Zeit hat er ihr das nicht verziehen, die beiden sprachen jahrelang kein Wort miteinander.
2009 schied Merz frustriert aus dem Bundestag aus, arbeitete als Anwalt und war Aufsichtsratsvorsitzender des riesigen US-Vermögensverwalters Blackrock. Im Nebenjob verlegte er sich aufs Kritisieren der Merkel’schen Politik, nannte etwa das Erscheinungsbild ihrer Regierung "grottenschlecht".
Als Merkel 2018 den Parteivorsitz aufgab, sah er seine Chance gekommen und kandidierte für den CDU-Vorsitz. Er scheiterte, wie auch im Jänner 2021. Doch Merz gab nicht auf, kämpfte sich per Direktmandat in den Bundestag zurück und trat im Rennen um den Parteivorsitz erneut an. Jetzt hat er es geschafft. Die Bestätigung des Mitgliederentscheids am Parteitag im Jänner ist nur noch Formsache. (Birgit Baumann aus Berlin, 17.12.2021)