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Wirtschaftspolitik von Donald Trump: Er kämpft für seine Oligarchen

Wirtschaftspolitik von Donald Trump Er kämpft für seine Oligarchen
Seine Liebe für Zölle ist ökonomisch töricht: Wenn Donald Trump auf Handelskrieg setzt, wird das nur wenigen nützen – und der Wirtschaft des Landes Schaden zufügen.

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  1. Seite 1Er kämpft für seine Oligarchen
  2. Seite 2Zollpolitik wirkt nicht

Der amerikanische Philosoph George Santayana behält Recht: "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen." So wird es auch unter Donald II sein. Das gemeine Volk ist der vorbestimmte Loser. Unterstellen wir einen 20-Prozent-Zoll querbeet. Da prophezeit das politisch neutrale Committee for a Responsible Federal Budget: Der Schutzzoll werde über das nächste Jahrzehnt wie eine Steuererhöhung von vier Billionen Dollar wirken. Das Yale Budget Lab schätzt, dass auf den US-Verbraucher Mehrkosten von 7600 Dollar per annum zukämen. Die reale Ökonomie lässt sich nicht austricksen.

Fast alle Schuhe und Tomaten sind importiert

Trump bramarbasiert nun von einem neuen Goldenen Zeitalter für Amerika. "Pustekuchen", sagt der Volksmund zu solchen Versprechen. Das Peterson Institute liefert die unbequemen Fakten: Fast alle Schuhe und Tomaten kommen aus dem Ausland. Noch eine "Kleinigkeit". Die größte Wirtschaft der Welt hat nicht das Klima oder den Boden für den Ersatz importierter Nahrungsmittel, jedenfalls nicht zu erträglichen Preisen: Kaffee und Kakao, Bananen, Gewürze, Avocados, Paprika. Und die Länder, die es besser und billiger können, schlagen stets zurück – siehe den Harley-Davidson-Effekt.

Bestimmt hat Trump nie den Briten David Ricardo gelesen, einen der allergrößten Ökonomen (1772–1823), von dem Karl Marx abgekupfert hat. Ricardo ist berühmt für seine Theorie des "komparativen Kostenvorteils". Anhand eines einleuchtenden Beispiels erklärt er, warum Freihandel die beste Strategie sei. Die Briten sollen Portugal Stoffe liefern und umgekehrt die Lusitaner der Insel den Wein. So gewinnen beide.

Warum, fragt Ricardo, wenn sie doch diese Güter daheim herstellen und so Devisen einsparen könnten? Auf den ersten Blick richtig, aber die hoch entwickelte englische Webindustrie war produktiver, mithin billiger als die portugiesische. Die wiederum hielt den Vorteil beim Weinanbau, weil Portugal seit Urzeiten das Know-how hat, das Klima günstiger ist als im regnerischen England. Folglich können beide durch Spezialisierung gewinnen, wenn jeder exportiert, was er effizienter produzieren kann.

Noch ein Beispiel. Nehmen wir eine Zahnärztin, die schneller tippen kann als ihre Sekretärin. Trotzdem wäre es irrational für sie, die PC-Tastatur zu bearbeiten. Denn Frau Doktor kann mit Zähnebohren den höheren Mehrwert pro Arbeitsstunde einfahren. Ihre Helferin ist dagegen produktiver als Schreibkraft. So profitiert die Praxis als Ganzes. Ricardo im Alltag.

Die Trumpisten wollen den Handelskrieg, um das hartnäckige US-Handelsbilanz-Defizit umzudrehen. Die Lücke hätte sich freilich schließen müssen, als Donald I die EU und China mit Strafzöllen überzog. Vergebens, weil die beiden größten Wirtschaften nach der amerikanischen zurückschlugen. Sogleich schoss das Defizit um sieben Prozent hoch. Aus der Traum.

Die Ökonomen hat das nicht überrascht. Sie wissen, dass Zollmauern kontraproduktiv sind, weil Handelshemmnisse grundsätzliche keine Bilanzlücken schließen, was nur scheinbar kontraintuitiv ist. Die wahren Schuldigen lauern anderswo. Der eine ist die US-Wirtschaft, die mehr konsumiert als produziert. Wie seit 1975, als die USA zuletzt einen Handelsüberschuss einfuhren. Der andere ist eine US-Regierung, ob links oder rechts, die routinemäßig mehr ausgibt als sie einnimmt. Steil steigen die Schulden des Bundes seit Jahrtausendbeginn; heute liegen sie bei 35 Billionen Dollar, fünf mehr als das BIP. Mega-Schulden beflügeln die Kaufkraft, also müssen preisgünstige Importe her, um die angeheizte Nachfrage zu befriedigen. Oder die Inflation kommt. Das ist das kleine Einmaleins aller Wirtschaftspolitik.

Trump kennt die Historie nicht. Die vergangenen zwei Jahrhunderte enthüllen, dass Zölle ein stumpfes Schwert sind. Im Verlauf haben die USA die Abgaben mal brutal erhöht, mal kräftig gesenkt. Doch ob 50 oder jetzt drei Prozent: Ein- und Ausfuhren stiegen und fielen. Überraschung: Das Auf und Ab hat die Handelsbilanz nicht tangiert. Zumal: Wer Importe drosselt, nimmt den Handelspartnern das Geld, mit dem sie "Made in USA" kaufen könnten.

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Als Kurven gezeichnet blieben Ein- und Ausfuhren als Anteil am BIP seit 1800 praktisch deckungsgleich, egal, wie hoch oder niedrig die Zollsätze waren. Folglich wirkt Zollpolitik nicht. Trumps Brutalismus wird daran nichts ändern, zumal er trotz aller Beteuerungen die Staatsschulden nicht runterfahren wird. Das hatte er auch während seiner ersten Amtszeit nicht geschafft. Schließlich muss er, wie Obama und Biden vor ihm, seine Wähler im Lande bedienen, zudem mit massiven Rüstungsausgaben seinen globalen Machtanspruch finanzieren.

Die Moral von der Geschicht hat Tom Hanks in Forrest Gump zusammengefasst: "Stupid is as stupid does" – blöd ist, wer Blödes tut. Ab dem 20. Januar gilt: Auf in den Handelskrieg, der nur Verlierer kennt!

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