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USA: Woher die Trendwende bei grünen und sauberen Investments kommt

USA Woher die Trendwende bei grünen und sauberen Investments kommt
Aktien, die eigentlich vom Inflation Reduction Act in den USA profitieren sollten, drehten erst vor einem Jahr ins Plus. Norbert Hagen erklärt die Hintergründe.

Der Bereich, den die Amerikaner „green and clean investments“ nennen, stellt sich etwas diffus dar. Green steht in der Regel für erneuerbare Energien, während Clean Technologien umfasst, die den CO2-Fußabdruck reduzieren. Die Aktienkurse von US-Unternehmen wie Eaton, Johnson Control, GE Vernova (GEV) oder Owens Corning haben sich in den zurückliegenden drei Jahren überwiegend positiv entwickelt.

Ganz anders sieht die Entwicklung bei den erneuerbaren Energien aus. Hier sind vor allem Versorger aktiv, die Strom aus nachhaltigen Quellen wie Fotovoltaik, Wind, Wasserkraft und erneuerbarem Wasserstoff in Brennstoffzellen erzeugen. In den USA zählen dazu Versorger wie Next Era Energy, Duke Energy, Dominion Energy oder Northland Power, die in der Regel aggressiv expandieren. Daneben gibt es die Hersteller erneuerbarer Energiequellen. Dazu zählen beispielsweise First Solar, Enphase Energy, Solar Edge und AES.

Grüne Investments haben den perfekten Sturm erlebt

Nach der Verabschiedung des Inflation Reduction Act Mitte 2022, der auch den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen sollte, haben sich die Aktienkurse dieser Unternehmen zeitweise teils mehr als halbiert. Einzige Ausnahme ist First Solar, der einzige westliche Solarmodulhersteller, der der chinesischen Billigkonkurrenz noch Paroli bietet.

Diese „grünen“ Investments haben den perfekten Sturm erlebt. Wettbewerb durch Niedrigkostenproduzenten aus China, Zölle, eine unzureichende Infrastruktur und stark steigende Metallpreise sorgten für reichlich Gegenwind. Dazu kamen noch die hohen Zinsen, die die Fremdfinanzierung erschwert und verteuert haben und die Nachfrage nach den Endprodukten belasteten.

Und nun auch noch Donald Trump. Der alte und neue US-Präsident wird vermutlich die Förderung für erneuerbare Energien kürzen oder sogar ganz streichen. Zumindest aber wird er wahrscheinlich keine neuen Hindernisse für den Ausbau der Erneuerbaren schaffen.

Erneuerbaren liefern mittlerweile preisgünstiger Strom

Die entscheidende Frage, die sich jetzt stellt, lautet: Scheitert die Einführung dieser Technologie? Danach sieht es nicht aus. Die USA haben in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte bei der Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien gemacht. Der Anteil sauberer Energie hat sich von 2000 bis 2023 von 4 auf 12 Prozent verdreifacht. Im vergangenen Jahr wurde mehr als ein Fünftel des gesamten Stroms in den USA aus erneuerbaren Quellen erzeugt.

Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) werden die USA ihre Kapazität bei Wind- und Solarstrom bis 2030 in etwa verdoppeln, wobei die Solarenergie voraussichtlich die am schnellsten wachsende Energiequelle sein wird.

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Der Hauptgrund für die optimistischen Annahmen der IEA ist, dass die Erneuerbaren mittlerweile preisgünstiger Strom liefern als fossile Energieträger. Nach Berechnungen der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (Irena) waren 81 Prozent der zuletzt in den USA zugebauten erneuerbaren Stromerzeugungskapazitäten kostengünstiger als die billigsten fossilen Neuanlagen. Und die Preise sinken weiter. Onshore-Windstrom verbilligte sich im vergangenen Jahr um 3 Prozent, Offshore-Windstrom um 7 Prozent und Strom aus Fotovoltaik-Anlagen sogar um 12 Prozent.

Nachfrage-Booster KI

Nach Jahren der Stagnation wird der Stromverbrauch in den USA künftig wieder wachsen. In den nächsten zehn Jahren soll der Bedarf um 15 bis 20 Prozent steigen. Hauptgrund ist die künstliche Intelligenz (KI). Die großen amerikanischen Tech-Konzerne wie Amazon, Alphabet oder Microsoft benötigen riesige Rechenzentren, die enorme Mengen an Strom verbrauchen. KI-Modelle wie Chat GPT fressen zehnmal mehr Energie als eine herkömmliche Google-Suche.

Big Tech hat zwar den Bau neuer Mini-Kernkraftwerke in Auftrag gegeben. Diese müssen aber noch entwickelt werden. Bis die neuen Atomkraftwerke tatsächlich ans Netz gehen, werden noch viele Jahre vergehen. Ohne erneuerbare Energien wird es den USA in den nächsten Jahren kaum gelingen, den wachsenden Strombedarf zu decken. Der Ausbau wird freilich nicht einfach sein. Es braucht bessere Batteriespeicher und die Einführung intelligenter Übertragungsnetze. Und Trump dürfte eher bremsen als fördern. Doch die Kurse von Next Era Energy, Duke Energy und Dominion Energy haben bereits vor rund einem Jahr gedreht und befinden sich seitdem im Rally-Modus. Seit Trumps Wahlsieg sind sie weiter gestiegen.

Über den Autor:

Norbert Hagen ist Sprecher des Vorstands der ICM Investmentbank. Das Institut wurde 1999 als Buyout der Hypo-Vereinsbank-Gruppe gegründet und verwaltet über 500 Millionen Euro an Kundengeldern.

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