Deutschlands Wirtschaftswachstum: Letzter unter den 20 größten Industrienationen
Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur um 0,2 Prozent wachsen. Diese Prognose stellt eine deutliche Senkung gegenüber früheren Schätzungen dar. Ende Januar hatte der IWF noch ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent für Deutschland vorhergesagt. Nun sind die Erwartungen auf ein marginales Wachstum gesunken. Keine andere führende Wirtschaftsnation muss sich mit solch geringen Wachstumsaussichten auseinandersetzen (spiegel: 16.04.24).
Ursachen für das schwache Wirtschaftswachstum
Der IWF führt die schwache Prognose vor allem auf den anhaltend geringen Konsum in Deutschland zurück. Die Bundesrepublik wurde durch den russischen Angriff auf die Ukraine besonders hart getroffen, was zu erhöhten Energiekosten führte. Im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften, die auf Wachstumskurs sind, schrumpfte die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr um 0,3 Prozent. Für 2025 prognostiziert der IWF eine leichte Besserung mit einem Wachstum von 1,3 Prozent, allerdings liegt auch diese Zahl unter den früheren Erwartungen.
Globaler Ausblick und Deutschland im Vergleich
Weltweit erwartet der IWF ein Wachstum von 3,2 Prozent für dieses und das nächste Jahr, was einer Stabilisierung nach den wirtschaftlichen Turbulenzen durch den Ukraine-Konflikt und die anschließend gestiegene Inflation entspricht. Im Vergleich dazu schneidet Deutschland mit seiner Prognose am schlechtesten unter den wichtigsten Volkswirtschaften ab. Pierre-Olivier Gourinchas, Chefvolkswirt des IWF, kommentierte die globale Lage optimistisch: »Trotz vieler düsterer Prognosen hat die Welt eine Rezession vermieden.« Er betonte weiterhin, dass die Inflation nun rückläufig sei, was zukünftige Zinssenkungen ermöglichen könnte. Für 2024 sieht er jedoch eine fortgesetzte schwache Performance Deutschlands im internationalen Vergleich.
Wirtschaftliche Erwartungen und Inflation
Der IWF stellt fest, dass die Inflation weltweit rückläufig ist, wobei die Abnahme in den Industrienationen stärker ausgeprägt ist als in den ärmeren Ländern. Für die Industriestaaten wird eine Inflation von 2,6 Prozent im Jahr 2024 erwartet, die 2025 auf 2,0 Prozent fallen soll. Diese Entwicklung könnte in der zweiten Jahreshälfte zu Zinssenkungen führen, was die Konjunktur beleben würde. Im Gegensatz dazu werden in den Schwellen- und Entwicklungsländern höhere Inflationsraten erwartet, was zu weiteren wirtschaftlichen Spannungen führen könnte.
Gourinchas äußerte sich zu den globalen Wirtschaftsaussichten und betonte, dass „die meisten Indikatoren eine sanfte Landung an“ deuten. Trotz der positiven Zeichen gibt es nach wie vor erhebliche Herausforderungen. Die hohe Staatsverschuldung, die seit der Coronapandemie angestiegen ist, bleibt ein kritisches Thema. Länder müssen Puffer in ihren Haushalten aufbauen, um auf zukünftige Krisen reagieren zu können, was jedoch kurzfristig das Wirtschaftswachstum dämpfen könnte.
Zusammenfassend steht Deutschland vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen, während der globale Ausblick trotz einiger positiver Entwicklungen unsicher bleibt. Der IWF mahnt zur Vorsicht und fordert politische Maßnahmen, um die Wirtschaft anzukurbeln und auf langfristige Stabilität hinzuarbeiten.
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