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Deutsche Wirtschaft: Warum die Zeichen wieder auf Wachstum stehen

Deutsche Wirtschaft Warum die Zeichen wieder auf Wachstum stehen
Die Produktion in der Industrie und im Baugewerbe legt erneut kräftig zu. Sogar für die Chemiebranche sieht es wieder besser aus. Gleichwohl schwächelt es bei den Exporten.

Frankfurt am Main. Das ist mehr als nur der berühmte Silberstreif am Horizont. Die deutsche Industrie, das Baugewerbe und die Energiewirtschaft produzierten im Februar 2,1 Prozent mehr als im Vormonat. Und zudem wurden auch die Zahlen für den Januar vom Statistischen Bundesamt nach oben korrigiert. Das gesamte Jahr 2023 war hingegen von einem nahezu stetigen Rückgang gekennzeichnet gewesen.

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Besonders deutlich fiel das Wachstum in der Automobilindustrie, der wichtigsten hiesigen Branche, aus. Hier errechneten die Wiesbadener Statistiker ein Plus von 5,7 Prozent. Wobei die Kfz-Fertigung bereits im Vorjahr immer mehr in Schwung gekommen war. Nach Berechnungen der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY waren die heimischen Umsätze der Konzerne und ihrer Zulieferer 2023 insgesamt um 10 Prozent auf 558 Milliarden Euro geklettert. Die EY‑Fachleute führen den neuen Rekordwert vor allem auf die Überwindung von Produktions- und Lieferengpässen zurück. Dieser Trend hat sich im neuen Jahr fortgesetzt und weiter verstärkt.

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Überraschung: Im Baugewerbe geht es bergauf

Überraschend ist außerdem, dass die Chemieindustrie im Februar ebenfalls deutlich zulegen konnte, und zwar um 4,6 Prozent. Aus der Branche war zuletzt ein heftiges Wehklagen zu hören, vor allem wegen hoher Energie- und Rohstoffpreise. Offenbar gelingt es den Unternehmen aber zunehmend besser, die hohen Kosten an ihre Kundinnen und Kunden weiterzureichen – die Autobranche ist einer der wichtigsten Abnehmer chemischer Produkte. Hinzu kommt, dass es insbesondere bei den Preisen für Erdgas, von denen der Sektor besonders abhängig ist, eine spürbare Entlastung gab, das kurbelt die Produktion an.

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Und gleich noch eine Überraschung: Im arg gebeutelten Baugewerbe ging es ebenfalls spürbar nach oben, und zwar um 7,9 Prozent im Monatsvergleich. Dies deutet darauf hin, dass die Talsohle in dieser Branche durchschritten sein könnte.

Inflationsziel von 2 Prozent in greifbarer Nähe

Volkswirtinnen und Volkswirte gehen davon aus, dass viele Unternehmen in diversen Wirtschaftssektoren die Belastungen durch die hohen Zinsen inzwischen besser wegstecken können, zumal der Inflationsdruck weiter abnimmt. Die Teuerung nähert sich langsam, aber sicher dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent. Gleichwohl hatten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen für Februar zum Januar nur mit einem Produktionswachstum von lediglich 0,3 Prozent im Schnitt gerechnet.

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Quelle: Reuters

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Nach Ansicht von Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, deutet das nun massive zweite Plus in Folge auf eine Stabilisierung der Industrie hin. Er verweist dabei insbesondere darauf, dass sich alle energieintensiven Unternehmen berappelt hätten. In dieser Kategorie gab es einen Anstieg um 4,2 Prozent. Und auch im Vergleich zum Vorjahresmonat wurde kalenderbereinigt fast ein Prozent mehr hergestellt.

Welthandel dürfte anziehen

Allerdings scheint am Konjunkturhimmel nicht nur die Sonne. Da sind auch Wolken: Die Exportbilanz fiel im Februar negativ aus. Der Wert der Warenausfuhren sank im zweiten Monat um 2 Prozent im Vergleich zum Januar. Besonders deutlich ging es bei Geschäften mit anderen EU‑Ländern zurück, mit knapp 73 Milliarden Euro nämlich um fast 4 Prozent. Die Union ist der wichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen. Ausfuhren in Länder jenseits der EU legten hingegen leicht zu auf einen Wert von 60 Milliarden Euro.

Protektionismus und lokale Zertifizierungsvorgaben machen deutschen Unternehmen laut Außenhandelsverband BGA zu schaffen. Hinzu kommen geopolitische Verwerfungen und eine immer noch labile Konjunktur in China – einem der wichtigsten Ziele für deutsche Ausfuhren. Allerdings hat sich die Stimmung in der deutschen Exportwirtschaft laut Ifo-Institut zuletzt deutlich gesteigert. „Der Welthandel dürfte in den kommenden Monaten anziehen“, so Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.

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