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WM-Qualifikation: Grenzenloser Losjubel!

WMQualifikation Grenzenloser Losjubel
Jetzt aber! Fast unser halbes Fußballfanleben mussten wir warten, bis wir uns wieder für eine Weltmeisterschaft qualifizieren

Blog: Auf der Fußballtribüne

Jetzt aber! Fast unser halbes Fußballfanleben mussten wir warten, bis wir uns wieder für eine Weltmeisterschaft qualifizieren

Blog

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Claus Farnberger Gerald Simon

16. Dezember 2024, 11:17

Im Gastblog freuen sich Claus Farnberger und Gerald Simon über das Losglück der österreichischen Nationalmannschaft bei der WM.

2026, wenn der Anpfiff zur nächsten WM in Übersee erfolgen wird, werden es 28 Jahre gewesen sein. Der Fußballfansohn ist bislang überhaupt ohne WM-Teilnahme aufgewachsen, die meisten österreichischen Teamkicker sowieso. 1998 machte sich David Alaba als sechsjähriger Knirps noch im Wiener Stadtteil Aspern mit der Fußballkugel vertraut, Marko Arnautović spielte noch bei den Junioren des Floridsdorfer AC und stand am Sprung zur Wiener Austria. Ralf Rangnick war freilich schon damals Fußballtrainer, coachte den SSV Ulm 1846 und führte den Verein von der Regionalliga Süd in die zweite deutsche Bundesliga.

Aber zurück zur Gegenwart. Also, wenn's mit der Qualifikation jetzt nicht klappt, wann soll es denn bitte dann klappen? Verstehen Sie uns nicht falsch, wir wollen nicht überheblich sein – dazu hat der österreichische Fußballfan ja überhaupt keinen Grund –, aber die Gegner in der Qualifikationsgruppe hätten auch übermächtiger sein können. Rumänien, Zypern, Bosnien und Herzegowina und San Marino scheinen tatsächlich in unserer Reichweite zu liegen.

Ianis Hagi, der Sohn des "großen" Gheorghe Hagi, wird einer unserer Gegner in der kommenden WM-Qualifikation sein.
Sandro Tagliavini

Auffallend war, dass das Rauschen im Blätterwald sehr gemäßigt ausfiel. Die nach Superlativen lechzenden Medien gaben sich ungewohnt zurückhaltend. Es sei ein gutes Los und kein Traumlos, die Chancen seien intakt, und nicht "USA, wir kommen!". Sofort wurde vor Rumänien gewarnt, die hätten doch die K.-o.-Runde bei der letzten Euro erreicht. Na und? Wir auch! Rumänien sei Gruppensieger in der Vorrunde gewesen. Na und? Wir auch! Und das sogar gegen Frankreich und die Niederlande. So what? Was will man denn noch? Eine Gruppe mit den Teams aus dem Vatikanstaat, Kugelmugel und dem versunkenen Atlantis? Obwohl wir uns gar nicht sicher sind, ob Kugelmugel ein Mitglied der Uefa ist.

Erneut fand übrigens Teamchef Ralf I. die richtigen Worte: Ohne Wenn und Aber wurde die Parole Gruppensieg ausgegeben. Und so wird's auch kommen! Nicht weil es so kommen kann, sondern weil es so kommen muss!

Völkerverbindende Jubelstimmung

Und dennoch seien noch ein paar lose Betrachtungen nachgeschickt: Die wesentliche Vorarbeit zur günstigen Auslosung hatten die wackeren Dänen geleistet, welche uns in der jüngeren Vergangenheit eher weniger Freude bereitet haben. Dank eines 0:0 in Leskovac am letzten Spieltag der Nations League verwehrten sie den Serben den Sprung in Lostopf 1 und verhalfen stattdessen uns Österreichern dazu. (Es lebe – frei nach Van der Bellen – die Schönheit der WM-Qualifikationsstruktur!).

Somit bekommt es Serbien in der Quali mit England zu tun. Dieses Schicksal hätte, wenn wir die Topfzugehörigkeiten in einem Gedankenexperiment tauschen würden, durchaus auch uns blühen können.

Und noch etwas, damit uns der rot-weiß-rote Kamm nicht zu schwellen droht, bevor wir überhaupt eine einzige Spielminute in der WM-Qualifikation absolviert haben: Am Tag der WM-Auslosung trugen sich dem Vernehmen nach illustre Szenen in mehreren europäischen Ländern zu: In der zypriotischen Hafenstadt Larnaca schmückten fröhliche Seemänner mehrere vor Anker liegende Bitumen-Tanker mit geflochtenen Girlanden aus Phönizischen Wacholderblättern, während 130 Kilometer weiter westlich die Mönche im Kloster Paphos ihre fleischlose Freitagskost um einen Extrateller honigsüßer Loukoumades erweiterten. Zur selben Zeit wurden in zahlreichen bosnischen Waldlichtungen ebenso spontane wie freudvolle Tanz-Happenings inszeniert, die bis zum heutigen Tage andauern. Ähnliches berichten erstaunte internationale Beobachter von den Bergkämmen der Walachei und der Rumänischen Westkarpaten. Und selbst in der Basilika San Marino wurde angeblich am 13. Dezember um 13 Uhr eine nur selten eingesetzte zusätzliche Feiertagsglocke zum Läuten gebracht.

Die völkerverbindende Jubelstimmung hat einen gemeinsamen Grund: das unfassbare Losglück bezüglich WM-Qualifikationsgruppe H. Wir sind also keineswegs die einzig Frohgemuten auf unserem schönen Fußballkontinent. (Claus Farnberger, Gerald Simon, 16.12.2024)

Claus Farnberger, geboren 1967 im Waldviertel, hat seine Liebe zum Fußball während einer Hochblüte des österreichischen Nationalteams, nämlich rund um Córdoba 1978, entdeckt. Nach teilweise grausigen Leidenswegen in Rot-Weiß-Rot und mitunter jahrzehntelanger Absenz von internationalen Großturnieren hat er – nun schon als alternder Liebhaber – frische Hoffnung geschöpft und blickt den bevorstehenden Aufgaben des ÖFB-Teams mit banger Vorfreude entgegen.

Gerald Simon, geboren 1961, ist seit jeher Bewunderer der beiden Kunstgattungen Literatur und Fußball. Gemeinsam mit Claus Farnberger spielt er sich seit Beginn der 2000er-Jahre den Ball in Form von satirischen Doppelpässen zu, verdribbelt sich manchmal, hat aber immer den Zug zum Tor. Die Texte sind sowohl in ihren Büchern als auch – immer aktuell – als Blogbeiträge nachzulesen.

Links

"Fussballfan" – Website von Farnberger & Simon

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