Dazn gegen die DFL: Der Streit um die Bundesliga-TV-Rechte
Der Streit zwischen dem auf Sportübertragungen spezialisierten Streamingdienst und der DFL, die das gesamte operative Geschäft des Ligaverbandes einschließlich der Bundesliga und der 2. Bundesliga verantwortet, spitzt sich zu. Nachdem die DFL nach dpa-Informationen bei der Auktion vor zwei Wochen das TV-Rechtepaket B für die Spielzeiten 2025/2026 bis 2028/2029 an den Pay-TV-Anbieter Sky vergeben hat, einen direkten Konkurrenten von Dazn, geht Dazn auf die Barrikaden und plant rechtliche Schritte.
Beim Rechtepaket B handelt es sich um das große Paket der Ausschreibung mit den Samstagsspielen der Liga am Nachmittag sowie den Einzelspielen am Freitagabend inklusive der Relegationsrunde. Gerade für auf Sportübertragungen spezialisierte Streamingdienste wie Sky oder Dazn ist die Bundesliga das seit vielen Jahren wichtigste Argument, um die Kund:innen zum Abschluss von Verträgen zu bringen, insbesondere seitdem die Spiele nicht mehr in größerem Umfang im Free-TV übertragen werden.
Laut Bild soll der Streamingdienst trotz des besten Angebotes (in Höhe von 400 Millionen Euro) nicht zum Zug gekommen sein. Der Ligaverband bemängelte dagegen, dass das Angebot von Dazn nicht ausschreibungskonform gewesen sei. Man habe den Anbieter daher nicht bei der Vergabe berücksichtigen können. Stein des Anstoßes sind offenbar die durch Dazn gegebenen Finanzgarantien, die der DFL nicht ausgereicht haben sollen. Dies sei der Grund, warum Sky trotz des niedrigeren Gebots den Zuschlag erhalten soll. Zwar lieferte Dazn im Nachgang entsprechende Bankgarantien, habe diese aber erst nach einer Woche aufbringen können, nicht innerhalb der von der ausschreibenden DFL geforderten 24-Stunden-Frist.
Unsicherheit für die Vereine – Rückstellungen nötig
Kommt es zu einem längeren Rechtsstreit, wäre dies für die Vereine mit Liquiditätsproblemen verbunden. Denn bis rechtliche Klarheit geschaffen ist, könnte und müsste die Liga entsprechende Rückstellungen bilden und würde nur einen Teil der generierten Einnahmen aus der Verwertung der TV-Rechte ausschütten können.
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Um das Verfahren zu beschleunigen und in kürzerer Zeit eine Entscheidung zu erreichen, kann Dazn daher ein Schiedsgericht anrufen – diese Vorgehensweise ist in den Statuten der Rechtevergabe vorgesehen. Und in der Tat plant der Streaminganbieter nach eigenen Angaben, an diesem Dienstag die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) anzurufen. Das könnte im Laufe der nächsten Wochen Klarheit bringen, wohingegen der Gang vor ein öffentliches Gericht einen jahrelangen Rechtsstreit zur Folge hätte.
Das sind die Vorteile eines Schiedsgerichtsurteils
Abgesehen von der schnelleren Abwicklung bedeutet die Beteiligung des DIS eine etwas andere Vorgehensweise als sonst üblich. In diesem Fall ernennt jede Streitpartei eine:n unparteiische:n und unabhängige:n Schiedsrichter:in. Beide Schiedsrichter:innen wählen gemeinsam einen Obperson (Obmann/Obfrau). Das aus drei Personen bestehende Schiedsgericht hat die Aufgabe, eine gütliche Beilegung der Streitigkeit herbeizuführen. Sollte dies nicht möglich sein, so entscheidet das Schiedsgericht wie ein ordentliches Gericht. Kommt es zu einem Schiedsspruch durch das Gericht, hat dieser somit dieselbe Wirkung wie ein rechtskräftiges Urteil und kann vor einem ordentlichen Gericht nur dann angefochten werden, wenn es formelle Verstöße gab.
Doch aktuell scheinen die Fronten verhärtet: Dazn unterstellt der DFL „Verleumdungen“ dahin gehend, man habe in der Vergangenheit bewusst Zahlungsverzögerungen verursacht. „Nun wurde die Glaubwürdigkeit von Dazn als vertrauenswürdigem Geschäftspartner durch das Verhalten sowie die Äußerungen der DFL-Geschäftsführung in den vergangenen zwei Wochen massiv diskreditiert“, heißt es in einem Schreiben an die Vereine der Liga. Dagegen unterstellt die DFL Dazn, Tatsachen falsch darzustellen und „einen Keil in die Liga zu treiben“.
Dass der Ligaverband hier so genau hinschaut, hat unter anderem mit Erfahrungen der Vergangenheit zu tun – denn sowohl im Fall der Kirch-Pleite vor rund 20 Jahren als auch beim Ende von Arena und beim Eurosport-Ausstieg, bei dem eine Unterlizenz an Dazn vergeben wurde, waren der Liga und den Vereinen Schäden entstanden. Eurosport berief sich zu Beginn der Corona-Pandemie auf ein Sonderkündigungsrecht aufgrund höherer Gewalt.
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