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EU-Parlamentspräsident David Sassoli 65-jährig verstorben

EUParlamentspräsident David Sassoli 65jährig verstorben
Der Italiener war seit den Weihnachtsfeiertagen wegen akuter "Komplikationen im Immunsystem" in Spitalsbehandlung
1956-2022

Der Italiener war seit den Weihnachtsfeiertagen wegen akuter "Komplikationen im Immunsystem" in Spitalsbehandlung

11. Jänner 2022, 06:19

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Anfänge als TV-Journalist, Höhepunkt als EU-Politiker: David Sassoli
Foto: Reuters

Völlig überraschend ist der Präsident des Europaparlaments, David Sassoli, im Alter von 65 Jahren in der Nacht auf Dienstag verstorben – die Mitteilung machte in den Morgenstunden Roberto Cullio, der Sprecher des italienischen Europapolitikers und ehemaligen Starjournalisten.

Sassoli war bereits seit 26. Dezember in einer onkologischen Spezialklinik im italienischen Aviano in der Region Friaul-Julisch Venetien behandelt worden – der Aufenthalt sei unmittelbar nach Weihnachten "wegen einer schweren Komplikation aufgrund einer Funktionsstörung des Immunsystems" erforderlich geworden.

Schon im vergangenen Sommer und Herbst hatte der Sozialdemokrat Parlamentssitzungen wegen hohen Fiebers versäumt gehabt, er war zuletzt italienischen Medienberichten zufolge auch wegen einer Lungenentzündung medizinisch behandelt worden.

Vom Medienstar zum Top-Politiker

Sassoli wurde der europäischen Öffentlichkeit erst vor wenigen Jahren bekannt, in Italien hingegen gehörte er schon seit Jahrzehnten zu den wohl prominentesten Persönlichkeiten – und zwar als Moderator der Hauptnachrichtensendung "Telegiornale" des öffentlich-rechtlichen TV-Senders Rai. Zusammen mit der Südtirolerin Lilli Gruber galt er ab den 1990er Jahren als Aushängeschild eines couragierten Journalismus, der der oft von Skandalen und Skandälchen geprägten Politik des Medienunternehmers und mehrfachen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi etwas entgegenzusetzen versuchte.

Sassoli gründete in jenen Jahren etwa "Articolo 21", einen Verein zum Schutz der Medienfreiheit. Und ähnlich wie die stets streitbare Gruber, die in die Politik ging und 2004 für die Linke ins EU-Parlament gewählt wurde, wechselte ein paar Jahre später auch Sassoli die Bühne: 2009 ließ er sich von Roms Bürgermeister Walter Veltroni vom sozialdemokratischen Partito Democratico (PD) zur Spitzenkandidatur für die Europawahlen überreden – mit Erfolg. Sassoli erzielte mit über 400.000 Stimmen das Spitzenresultat in seinem Wahlkreis und wurde als frisch gewählter EU-Abgeordneter sogleich zum Fraktionschef gemacht.

In Brüssel top, in Italien Flop

2012 wollte Sassoli in die Fußstapfen seines Entdeckers Veltroni treten: Er kandidierte bei den Vorwahlen des PD für das Amt des Bürgermeisters von Rom. Das endete aber mit einer herben Enttäuschung: Sassoli konzentrierte sich also wieder auf die politische Karriere in Brüssel und Straßburg, und das wurde dann honoriert: 2014 rückte er von der Abgeordnetenbank zum Vizepräsidenten des EU-Parlaments auf, 2019 erfuhr seine Laufbahn mit der Wahl zum Präsidenten des EU-Parlaments den Höhepunkt.

Erst im Dezember verzichtete Sassoli auf eine erneute Kandidatur als Parlamentspräsident und leistete damit einer Vereinbarung seiner sozialdemokratischen Fraktion S&D mit jener der proeuropäischen Konservativen EVP Folge. Diese sah vor, nach zweieinhalb Jahren den Vorsitz zu wechseln. "Ich danke Ihnen für Ihre zahlreichen Anfragen, aber ich habe beschlossen, nicht erneut für die Präsidentschaft des Europäischen Parlaments zu kandidieren", twitterte der Italiener erst vor knapp einem Monat, wenige Tage vor Weihnachten. "Die proeuropäische Front würde Gefahr laufen, gespalten zu werden, und das würde gegen meine Geschichte, unsere Überzeugungen und unsere Kämpfe verstoßen. Das kann ich nicht zulassen." Damit machte er den Weg für die maltesische EU-Mandatarin Roberta Metsola frei.

Privat war immer privat

Sein Privatleben schirmte der Toskaner Sassoli – natürlich Fan seines heimatlichen Fußballklubs Fiorentina – immer von der Öffentlichkeit ab. Von ihm wusste man lediglich, dass er zwei Kinder hatte und seine Ehepartnerin Alessandra schon im Gymnasium kennengelernt hatte. Er liebte die Gartenarbeit, und in einem Interview bezeichnete er sich einmal selbstironisch als "Langweiler", weil er gern klassische Musik höre und Bücher über die Geschichte der alten Römer lese. (Gianluca Wallisch, Dominik Straub, 11.1.2022)

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