Nach Bekanntgabe der Windows-11-Systemanforderungen droht Millionen PCs das Ende. Nun hat Microsoft die strengen Hürden zumindet testweise gesenkt.
Ab Herbst 2021 soll Windows 11 verfügbar sein – doch für viele ältere PCs leider nicht. Mit seinen strengen Windows-11-Systemanforderungen verwandelt Microsoft wohl Millionen lauffähige Computer in Technikschrott, schließlich endet der Support für Windows 10 im Jahr 2025. Doch mit der ersten offiziellen Testversion von Windows 11 lockerte der Konzern die strengen Vorgaben. Was das bedeutet und wie Sie Ihren Computer auf Kompatibilität prüfen, erkärt COMPUTER BILD.
Windows 11: Systemanforderungen
Die höchste Hürde für ältere PCs ist wohl der Prozessor. Windows 11 setzt zwar "nur" einen 1 Gigahertz schnellen 64-Bit-Prozessor mit zwei oder mehr Kernen voraus, macht aber einen harten Schnitt bei der Prozessorgeneration. Auf Support-Seiten führt Microsoft die kompatiblen Chips von Intel, AMD und Qualcomm auf – und die Listen haben es in sich: Denn demnach will Microsoft nur noch Prozessoren ab Intels 8. Generation, AMDs Zen-2-Linie und der Qualcomm-Serie 7 unterstützen. Damit wären – grob gesagt – alle PCs und Notebooks aus dem Rennen, die mehr als drei Jahre alt sind: Kein Wunder, dass die Vorgabe teils hitzige Diskussionen auslöste. Inzwischen lenkte Microsoft zumindest teilweise ein: Im Windows-Blog gab der Konzern bekannt, man werde im Rahmen des Insider-Programms zumindest testweise auch Prozessoren der 7. Intel-Generation und AMDs Zen 1 zulassen.
Neben 64 Gigabyte Speicher und 4 Gigabyte Arbeitsspeicher ist zusätzlich ein UEFI-Bios mit TPM-2.0-Chip nötig – damit sind alle mit Windows 7 ausgelieferten Computer und auch die meisten Windows-8-Geräte aus dem Rennen. Außerdem muss Ihre Grafikkarte kompatibel zu DirectX 12 sein. Wollen Sie Windows 11 auf einem Notebook installieren, braucht es einen Bildschirm, der mehr als 9 Zoll misst und mindestens in HD (720p) auflöst. Für das Setup sind eine Internetverbindung und ein Microsoft-Account nötig – ohne Microsoft-Konto klappt es nur noch in der Pro-Version von Windows 11. Es gibt Gerüchte über weitere Hardware-Voraussetzungen: So berichtet Neowin, dass Windows 11 neben Bluetooth 4.0 ein Präzisions-Touchpad und eine hochauflösende Webcam benötigt. Sie sind nicht sicher, ob Ihr Computer die Voraussetzungen erfüllt? Dann empfiehlt Microsoft den Download eines Prüftools, siehe nächster Abschnitt.
PC Health Check herunterladen
Windows 11: Kompatibilität prüfen
Viele PC-Besitzer, die nach der Windows-11-Enthüllung einen PC-Check mit Microsofts Programm PC-Integritätsprüfung ("PC Health Check") vornahmen, sahen nur die enttäuschende Meldung "Windows 11 kann auf diesem PC nicht ausgeführt werden". Ein Klick auf "Weitere Informationen" zeigte lediglich die oben genannten Systemvoraussetzungen – jedoch nicht, woran es dem Computer eigentlich mangelt. Im Windows-Blog räumte Microsoft inzwischen die Schwächen bei der Software ein und zog das Tool sogar zurück. Man wolle es bis zur Windows-11-Veröffentlichung im Herbst überarbeiten und empfiehlt bis dahin einen Blick in die Liste der Mindestvoraussetzungen.
Eine gute Alternative ist das OpenSouce-Programm WhyNotWin11 von Robert Maehl. Die Software prüft elf wichtige Hardware-Voraussetzungen wie Systemarchitektur, Prozessortyp, den verfügbaren Arbeits- und Festplattenspeicher – und zeigt die Ergebnisse übersichtlich mit Ampelfarben an. Erscheint ein Prüfpunkt in Rot, ist die jeweilige Systemvoraussetzung nicht erfüllt, bei Gelb ist dies noch unklar. Dies dürfte meist beim Prozessor ("CPU") der Fall sein, weil das jeweilige Modell nicht in den oben genannten Kompatibilitätslisten auftaucht. Hier ist Geduld gefragt: Betroffene können nur hoffen, dass Microsoft die Listen noch ergänzt.
WhyNotWin11 herunterladen
Secure Boot einschalten
Zeigen die Prüftools Inkompatibilitäten, müssen PC-Besitzer die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Häufig sorgen nur im BIOS deaktivierte Sicherheitsfunktionen für Frust bei der Kompatibilitätsprüfung. In den meisten Fällen ist dies wohl bei der Startsicherung "Secure Boot" der Fall. Weil die zum Beispiel den Start von Live-CDs wie der COMPUTER BILD-Notfall-DVD behindert, haben viele PC-Besitzer "Secure Boot" deaktiviert. Ist das auch bei Ihnen der Fall, schalten Sie die Funktion wie folgt wieder ein:
Klicken Sie im Startmenü auf Ein/Aus.
Klicken Sie bei gedrückter Shift-Taste auf Neu starten.
In der Wiederherstellungsumgebung klicken Sie auf Problembehandlung, Erweiterte Optionen, UEFI-Firmwareeinstellung und Neu starten.
Im Uefi-Bios navigieren Sie zum Menü Boot und stellen sicher, dass die Option "Secure Boot" auf "Enabled" steht. Beachten Sie die Hinweise auf dem Bildschirm.
Drücken Sie die Tasten F10 und Enter, um Windows neu zu starten.
TPM einschalten
Zeigt WhyNotWin11 bei "TPM Version" die Rote Karte, müssen Sie wie oben beschrieben TPM ("Trusted Platform Module") einschalten. Wichtig: Auf manchen Geräten heißt die Technik anders, bei Intel-Mainboards etwa "Intel Platform Trust Technology" (Intel PTT). Sie finden die Option im BIOS unter "Security" oder "Boot". Falls TPM aktiv ist, könnte die Funktion jedoch veraltet sein. Das erkennen Sie so:
Drücken Sie unter Windows das Tastenkürzel Windowstaste + R.
Tippen Sie tpm.msc ein.
Schauen Sie im nächsten Fenster unten rechts bei "Spezifikationsversion" nach, welcher Wert dort auftaucht.
Steht dort wie im Bild oben eine "2", ist TMP aktiv und kompatibel mit Windows 11. Ist der Wert kleiner, ist der Computer wahrscheinlich zu alt. Ganz sicher ist das momentan noch nicht, weil möglicherweise die TPM-Version 1.2 ausreicht. Dies hatte Microsoft in der früheren Version eines Support-Artikels behauptet, der inzwischen aber revidiert wurde.
UEFI-Boot einschalten
Eine weitere über das BIOS beeinflussbare Voraussetzung ist der Start des PCs im neueren UEFI-Modus. Ist im PC nämlich der "BIOS-Kompatibiliätsmodus" aktiviert, etwa weil dort eine ältere Windows-Version läuft, klappt die Windows-11-Installation nicht. Um das zu ändern, wechseln Sie wie oben beschrieben ins UEFI-BIOS und dort ins Menü "Boot". Nun stellen Sie den "Boot Mode" zum Beispiel von "Legacy Support" auf "UEFI" oder "UEFI only". Ist die Option nicht zu finden, suchen Sie die Einstellung "CSM" (Compatibility Support Module) und stellen diese auf "Disabled".
Mit dem PC-Kauf lieber warten?
Sie liebäugeln mit dem Kauf eines neuen Notebooks, sind aber unsicher, ob Windows 11 darauf läuft? Keine Panik, per Blogpost verspricht Microsoft die enge Zusammenarbeit mit allen Einzelhandelspartnern, um sicherzustellen, dass Windows 11 ab Herbst auch auf Hardware funktioniert, die Sie heute mit installiertem Windows 10 kaufen.
Was kostet Windows 11?
Das Upgrade auf die nächste Version ist grundsätzlich kostenlos. Es soll ab Herbst 2021 für Nutzer zur Verfügung stehen, die über einen "qualifizierten" Windows-10-PC verfügen. Ob die Ansage auch Notebooks und Computer abdeckt, die ein Upgrade von Windows 7 oder 8 auf Windows 10 erhalten haben, ist damit allerdings nicht ganz klar.