Ilzers Hoffnung und Ilzers Problem
Mit dem 1:1 bei Borussia Dortmund landete die TSG Hoffenheim unter Neu-Trainer Christian Ilzer zuletzt den zweiten Achtungserfolg nach dem 4:3 gegen RB Leipzig. Das Problem: Dazwischen setzte es neben zwei Unentschieden auch drei Niederlagen.
Wenig Trainingszeit zwischen den Wettbewerben: TSG-Trainer Christian Ilzer. picture alliance/dpa
Und so ist die Situation in der Bundesliga nach wie vor angespannt. Nur vier Punkte trennen die Kraichgauer von Relegationsrang 16. Das ist zwar ein Zähler mehr als nach dem zehnten Spieltag, in dessen Folge man sich von Ilzer-Vorgänger Pellegrino Matarazzo trennte. Eine Fortentwicklung aber ist auch unter dem Österreicher nicht zu sehen.
Der Ansatz nach alter Rangnick-Schule ist entschlüsselt
Matarazzo wies stets darauf hin, dass der Kader erst extrem spät fertig wurde ob des Kahlschlags in der sportlichen Leitung Ende Juli. Kritiker entgegneten ihm, dass die TSG dennoch 60 Millionen Euro auf dem Transfermarkt investiert hatte. Was zweifelsfrei stimmt, aber: Angesichts der unter Matarazzo erfolgten Qualifikation für die Europa League fehlte dem Italo-Amerikaner schlicht die Trainingszeit in den englischen Wochen, um aus dem offenkundig wenig planvoll zusammengeschusterten Personalkonstrukt eine dauerhaft funktionierende sportliche Einheit zu formen.
Dass es dafür eben Zeit braucht, sehen die Entscheider nun unter Ilzer. Denn auch wenn der gewonnene Punkt in Dortmund einen Achtungserfolg darstellt, so wird sich auf Dauer die Frage stellen, ob der Stil des bei Sturm Graz sehr erfolgreichen 47-Jährigen auch in der deutschen Bundesliga wirklich funktionieren kann. Der pressing- und gegenpressingorientierte Ansatz nach alter Rangnick-Schule, wie er bei der TSG zuletzt vermehrt daherkam, ist weitgehend entschlüsselt. Und Ilzer hat wie Matarazzo das Problem fehlender Trainingszeit.
"Mal eine ganze Woche, um uns vorzubereiten"
Seit seiner Übernahme in der Länderspielpause, in der diverse Profis mit ihren Nationalteams unterwegs waren, am 15. November hatte der Ex-Grazer im Prinzip keine reguläre Trainingswoche, sondern hetzte zwischen Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League von Termin zu Termin. Und die kurze Winterpause zwischen 22. Dezember und 11. Januar bietet bekanntlich auch nicht die Zeit, die ein Fußballlehrer in einer Sommervorbereitung hätte. Insofern waren es mehr als nur Plattitüden, als Ilzer nach dem 1:1 am Sonntag seiner Hoffnung Ausdruck verlieht: "Jetzt haben wir mal eine ganze Woche Zeit, um uns auf ein Spiel vorzubereiten." Am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) gilt es, die nächsten Punkte im Abstiegskampf zu holen.
Benni Hofmann