Jamie Foxx und Cameron Diaz im Interview: „Fühlt sich an, als hätte ...
Berlin. Jamie Foxx und Cameron Diaz sind in Berlin. Sie kennen sich seit Langem gut, standen schon in den Neunzigern gemeinsam vor der Kamera. Nun feiert ihr Netflix-Film „Back in Action“ Weltpremiere in der deutschen Hauptstadt. Weltpremiere deswegen, weil die zuvor geplante Premiere in New York wegen der Feuer in Los Angeles abgesagt wurde.
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Berlin also. Schon fünf Minuten vor Cameron Diaz (52) kommt Jamie Foxx zum Interview und freut sich breit grinsend und wild gestikulierend über die an einem Tisch sitzenden Journalisten: „Gosh, das ist viel besser. Echte Menschen, keine Zoomcalls!“ Er plaudert über Berlin und seine 16-jährige Tochter, die ihn gerade überall hin begleite (auch abends auf dem Roten Teppich hält er sie stolz an der Hand) und die sich für die Architektur in der Hauptstadt interessiere. Ja, wirklich. „What the fuck, die Architektur?“, scherzt er selbst darüber; aber Kinder seien eben alle anders. Und dann spricht er auch über den Schlaganfall, den er im April 2023 plötzlich erlitt, und wie er sich daran erinnert.
Jamie Foxx, wie geht es Ihnen denn heute?
Jamie Foxx: Jetzt geht es mir gut. Aber es war hart. Ich war weg. Wenn man sich sein Leben erträumt, träumt man keine Tragödie, sondern den besten Traum – ich werde den Lifestyle haben, den Job, das Geld. Und wenn dann etwas passiert, vor allem in so jungen Jahren ... puh. Wenn man merkt, dass man einen Schlaganfall hatte, sich nicht mehr daran erinnern kann, und die Familienmitglieder im Grunde genommen zugesehen haben, wie man stirbt, belastet mich das schon. Man fühlt sich irgendwie schlecht, als hätte ich sie im Stich gelassen. Aber ich hatte großartige Ärzte und Krankenschwestern und bin jetzt glücklich. Es ist, wie wenn man ein Handyfoto macht, und auf den ersten Fotofilter wechselt und alles hellt auf – so ist das Leben für mich.
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Hat Sie der Schlaganfall dennoch verändert?
Foxx: Die Art und Weise, wie man die Dinge betrachtet, verändert sich natürlich. Wir hatten letztens heftige Turbulenzen bei einem Flug, und alle sagten: „Oh Gott.“ Und ich dachte mir: Ja, ich war gerade bei ihm. Was soll schon passieren? Manchmal werde ich richtig euphorisch und manchmal richtig deprimiert. Ich konnte mich an 67 Krankenschwestern, die mich am Leben gehalten haben, nicht erinnern. Ich habe sie dann noch mal getroffen, um ihnen zu danken. Und eine nannte mich einen „Fünf-Prozenter“. Sie sagte: „Weniger als 5 Prozent der Leute, die mit dem kommen, womit du hierher gekommen bist, gehen wieder. Die meisten stecken wir in eine Kiste.“
Jamie Foxx mit seiner Tochter Anelise Bishop bei der Weltpremiere zur Netflix-Produktion „Back in Action“ im Zoo Palast in Berlin.
Quelle: IMAGO/Eventpress
Cameron Diaz, wie erinnern Sie sich an den Moment, als Sie erfuhren, dass Jamie Foxx einen Schlaganfall hatte? Das geschah ja in der Zeit, als Sie „Back in Action“ drehten.
Cameron Diaz: Wie sich jeder vorstellen kann, wenn es um Menschen geht, die einem wichtig sind, war es ein schrecklicher Moment für alle, die ihn lieben. Dass er jetzt hier ist, ist für uns alle das Wichtigste.
Es ist fast unglaublich, dass Sie jetzt wieder zusammen in einem Film zu sehen sind. Wie war das für Sie?
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Foxx: Es hat Spaß gemacht! Wenn man zurückkommt und etwas macht, sollte es auch Spaß machen. Cameron weiß, wie es läuft. Sie ist direkt das Drehbuch durchgegangen, hat gesagt „Ja“, „Nein“, „Können wir das anders machen?“. Das macht vieles einfacher.
Diaz: Wir machen das beide schon so lange, und ich habe es immer als ein Privileg empfunden, Filme machen zu können. So viele Menschen auf der Welt wollen Filme drehen und nach Hollywood und Schauspieler werden, und wir dürfen das schon seit so vielen Jahren tun. Für mich war es möglich, zehn Jahre Pause zu machen und immer noch die Tür offen zu haben, um auf diesem Niveau zurückzukommen. Ich fühle mich sehr glücklich, privilegiert und geehrt.
Sie müssen in den mehr als zehn Jahren doch eine Menge Angebote bekommen haben.
Diaz: Es ist lustig. Wenn ich sage, ich habe zehn Jahre lang nichts gemacht, meine ich: Ich habe wirklich einfach abgeschaltet und aufgehört. (lacht) Als ich das Angebot bekommen habe und die Rückkehr in Erwägung gezogen habe, war es etwa ein Jahr nach Covid, und es gab eine Menge Veränderungen. Mein Mann und ich sprachen darüber und ich sagte: „Ich werde es mir ansehen, es ist Jamie. Mal sehen, ob es das Richtige für mich und für unsere Familie ist.“ Und das war es.
Wie leicht oder schwer war es, nach so langer Pause wieder vor der Kamera zu stehen?
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Diaz: Es ist wie ein Muskelgedächtnis. Wenn man etwas so lange macht, trifft man immer noch sein Ziel. Man arbeitet immer noch mit derselben Art von Leuten am Set zusammen, und es war einfach, sich darauf einzulassen.
Allerdings haben Sie jetzt zwei kleine Kinder. Hat sich dadurch für Sie etwas bei den Dreharbeiten geändert?
Diaz: Ja, die Familie ist meine Priorität. Jamie und ich haben jetzt in zwei verschiedenen Phasen unseres Lebens Filme zusammen gedreht. Ich habe immer bewundert, wie er sich als Elternteil verhalten hat. Egal, was gerade ist, wenn seine Tochter anruft, geht er dran. Wir könnten gerade dabei sein, eine Actionszene zu starten und würde sagen: „Wartet mal kurz, meine Tochter ruft an.“ Er ist sofort zur Stelle und stellt alles für sie hinten an. Das respektiere ich sehr und nehme mir ein Beispiel an ihm.
Sie kennen sich seit vielen Jahren. Was ist etwas, das Sie dennoch während dieses Films übereinander gelernt haben und das Sie überrascht hat?
Foxx: Es war toll zu sehen, wie sie jetzt als Mutter ans Set kam. Sie ist stolz auf ihr Kind, zeigt Fotos auf dem Handy, wie es schläft (lacht). Das hat mich nicht überrascht, aber ich habe mich einfach gefreut darüber.
Scheinen sich kaum verändert zu haben seit ihrem letzten Projekt: Die Hollywoodstars Jamie Foxx (links) und Cameron Diaz 2014 bei einem Termin zum Film „Annie“ – es war der letzte vor Diaz' langer Pause.
Quelle: Facundo Arrizabalaga/EPA/dpa
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Im Film spielen Sie ein Elternpaar, das früher als CIA-Agenten arbeitete und dann ausgestiegen ist, um ein Familienleben zu führen ‒ bis sie auffliegen. Die Kinder sind geschockt, als sie erfahren, dass die Eltern Agenten sind und Menschen töten. Dürfen Ihre Kinder diesen Film sehen?
Diaz: Wir töten niemanden (lacht). Es gibt eine Stelle, an der Blut fließt. Das ist ein sehr wichtiger Handlungsstrang. Aber ansonsten machen wir nur ... (macht mit den Händen Kampfbewegungen nach). Wir schlagen nur Leute k. o.. Es ist Action, es macht Spaß. Ich stelle mir vor, dass sich Teenager mit ihren Eltern diesen Film ansehen und nach der Hälfte des Films anfangen zu fragen: Wer seid ihr eigentlich? Und vielleicht glauben die Kinder den Eltern sogar, wenn sie ihnen sagen, dass Eltern auch ein Leben hatten, bevor sie Eltern wurden.
Hat Ihr älteres Kind, das jetzt vier Jahre alt ist, denn eine Ahnung, was Ihr Job ist?
Diaz: Sie weiß, dass ich Filme mache und war dabei, als wir diesen Film gedreht haben, aber ich glaube, dass sie noch nicht wirklich versteht, was das bedeutet.
Apropos Action: Sie haben viele Ihrer Stunts in dem Actionfilm selbst gemacht. Eine von Ihnen hat es geliebt, einer weniger, hat man gehört ...
Foxx: Ich habe es geliebt (ironischer Unterton). Ich bin besser geworden, als ich mit dir gearbeitet habe (schaut Cameron Diaz an). Ich bin sonst der Typ, der mit seinem Kaffee dasitzt und über die Stuntdoubles sagt: „Sie sollen noch einen Salto machen, ich wäre viel tougher als das.“ Wir hatten ein tolles Stuntteam.
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Diaz: Das Schöne am Filmemachen ist die Filmmagie und ein großer Teil davon ist der Schnitt. Das war schon immer so, auch wenn es in der heutigen Zeit all diese neuen Technologien gibt. Was sich in diesem Film wirklich ausgezahlt hat, ist dass Jamie und ich einmal die Stunts gemacht haben und gefilmt wurden, und dann werden die Stuntleute gefilmt, wie sie es machen, und dann wird beides zusammengebracht und es ist wirklich schwer zu sagen, wer wer ist. Das Stuntteam lässt uns großartig aussehen.
„Back In Action“: Cameron Diaz als Emily und Jamie Foxx als Matt bei ihrem (vorerst) letzten Coup.
Quelle: John Wilson/Netflix
Können Sie noch einen unerwarteten Hinter-den-Kulissen-Moment mit uns teilen?
Foxx: Ich wollte nicht mehr über diese Brücke über die Themse laufen, weil es eiskalt war. Also habe ich Cameron als Ausrede benutzt und dem Regisseur gesagt: „Wir müssen auf Cameron Rücksicht nehmen. Ich glaube nicht, dass sie bei der Kälte noch mal über diese Brücke rennen will.“ Und dann kommt Cameron plötzlich an mir vorbei gesprintet (lacht). Das waren kleine Momente, die ich rückblickend noch ein bisschen mehr schätze.
Sind Sie bereit für „Back in Action 2″?
Foxx: Was? (lacht) Wir werden sehen. Ich finde den Film supergeil. Und wir können sehr kritisch mit unserer eigenen Arbeit sein. Es ist hart, wenn man einen Film promoten muss, von dem man weiß, dass er schlecht ist. Das merkt man auch daran, wenn sie nur über deine Klamotten reden (lacht). Aber das hier ist ein toller Film. Ich hatte die Gelegenheit, ihn immer wieder anzuschauen und zu beobachten, wie andere ihn angesehen haben. Da macht es Sinn, zumindest mit dem Gedanken zu spielen, weiterzumachen.
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Eine letzte Frage noch zu Ihrer Heimat, wo gerade auch die „Back in Action“-Premiere ausfiel wegen der Brände in Los Angeles. Wie blicken Sie auf die Geschehnisse vor Ort?
Diaz: Es gibt niemanden, der jemals so etwas gesehen hat. Es ist die totale und vollkommene Verwüstung einer Stadt, und es ist herzzerreißend. Wir kennen beide Dutzende Menschen, die ihr Zuhause verloren haben. Aber es gibt noch Tausende mehr, die wir nicht kennen, und unsere Herzen sind bei allen und auch bei den Feuerwehrleuten, die Tag und Nacht gegen Mutter Natur arbeiten. Das, was passiert ist, konnte nicht aufgehalten werden ‒ es war der perfekte Sturm. Und es ist noch nicht vorbei, die Stadt hat noch einen langen Weg vor sich und alle müssen an einem Strang ziehen, um sich gegenseitig zu helfen, das durchzustehen.
„Back in Action“ ist ab dem 17. Januar bei Netflix streambar.