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Robotik: Legendärer »Atlas« wird eingemottet

Robotik Legendärer Atlas wird eingemottet
Boston Dynamics kündigt den Abschied seines zweibeinigen Erfolgsmodells an, lässt aber Raum für Spekulationen

Robotik: Legendärer »Atlas« wird eingemottet

Atlas konnte Sportgymnastik, Parkour, sich verprügeln lassen und immer wieder glanzvoll scheitern. Nun darf er die Beine hochlegen. Ein Adjektiv in der Videobeschreibung legt nahe, was auf ihn folgen könnte.

Es ist vielleicht das Ende einer Ära: Der US-amerikanische Roboterhersteller Boston Dynamics schickt seinen legendär gewordenen Humanoiden Atlas in den Ruhestand. Das hat die Firma auf dem für sie üblichen Weg – per viralem Video – der Öffentlichkeit zu verstehen gegeben. Auf gut dreieinhalb Minuten zeigt der Beitrag die schönsten Erfolge der zweibeinigen robotischen Plattform und auch ein paar aufschlussreiche Fails. Mit beidem hatte Atlas im Verlauf der vergangenen mehr als zehn Jahren immer wieder für Aufruhr gesorgt: etwa als er im besten Parkour-Stil von Kisten per Salto absprang oder ein Hockwende über Hindernisse machte.

Nostalgiker werden sich an ein Video von 2016 erinnern, in dem Atlas von seinen Erbauern mit einem Hockeyschläger traktiert wird und das auch visuelle Standards setzte, die sich ganz hervorragend parodieren ließen.

Auch wenn Atlas bei den Demo-Videos immer wieder im Kontext von Lagerhäusern und beim Einräumen von Regalen zu sehen war, ein kommerzieller Erfolg für Boston Dynamics wurde das System nie. Anders als andere Produkte aus den Werkstätten der Firma, die seit 2021 zu Hyundai gehört, wie zum Beispiel der vierbeinige Spot. Er erwies sich als besser geeignet für praktisch nützliche Aufgaben als der humanoide Atlas. Die Zweibeiner sind besonders gefährdet, im Fall einer Störung überzukippen. Wenn die 89 Kilogramm schwere Maschine die Balance verliert und mit den per Hydraulik betriebenen Gliedmaßen Löcher in die Luft tritt, möchte man nicht in der Nähe stehen.

Das nun publizierte Abschiedsvideo endet mit dem vielsagenden Satz »‘Til we meet again, Atlas«, was Raum für die Hoffnung auf ein Wiedersehen lässt. Auch in der Videobeschreibung ist explizit davon die Rede, dass »unser hydraulischer Atlas-Roboter« jetzt die Beine hochlegen dürfe. Szenekenner wie der Technikjournalist Evan Ackerman von »IEEE Spectrum« sehen darin einen nur schwach verborgenen Hinweis auf ein mögliches Nachfolgermodell, das elektrisch betrieben ist. Im Zusammenschnitt der schönsten Stürze sind ebenfalls auffällig viele Störungen des Hydrauliksystems zu erkennen: Da spritzt die Hydraulikflüssigkeit munter in die Gegend oder Ventile verabschieden sich mit leisem Knall.

Tatsächlich ist ein Roboter, der »Hydraulikpfützchen auf den Teppich macht«, wie es Ackerman ausdrückt, wirklich nur eingeschränkt nutzbar. Ob Atlas‘ elektrisch betriebener Nachfolger schon in den Startlöchern steht oder Boston Dynamics nun eine ganz andere Richtung einschlagen wird, ist völlig offen. Dass die Entwickler ihre Humanoiden-Sparte gänzlich einstellen werden, ist eher unwahrscheinlich. Ziemlich sicher ist nur, dass man es auch wieder über ein kommentarlos lanciertes Video erfahren wird.

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