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Birgit Fenderl verlässt den ORF, will aber "sichtbar bleiben"

Birgit Fenderl verlässt den ORF will aber sichtbar bleiben
Die Moderatorin sagt dem ORF nach 31 Jahren Adieu. Als Mediencoach will sie in Zukunft dafür sorgen, dass Frauen in Medien stärker vorkommen – auch über 50

Abschied

Die Moderatorin sagt dem ORF nach 31 Jahren Adieu. Als Mediencoach will sie in Zukunft dafür sorgen, dass Frauen in Medien stärker vorkommen – auch über 50

19. Dezember 2024, 11:00

Birgit Fenderl moderiert am Freitag zum letzten Mal im ORF.
Birgit Fenderl moderiert am Freitag zum letzten Mal im ORF "Studio 2".
ORF/Thomas Ramstorfer

Zeit für Abschiede im ORF: Claudia Reiterer sagte am Sonntag Adieu, Verena Scheitz schon die Woche davor. Für Birgit Fenderl ist es am Freitag so weit. Das Vorabendmagazin Studio 2 schließt in der bisherigen Form seine Pforten. Ab 7. Jänner startet die Sendung mit einigen Änderungen neu, aber ohne Fenderl. DER STANDARD berichtete.

"Das wird ein sehr emotionaler Tag", sagt Fenderl im Gespräch mit dem STANDARD und hebt ihr Team hervor: "Es war wirklich eine besonders schöne Zusammenarbeit."

Seit Jänner 2019 war die Moderatorin für das Studio 2 im Einsatz. Sie verlässt den ORF aus freien Stücken. "Ich habe mich entschieden und bin völlig davon überzeugt, dass es genau mein Weg ist. Aber dass ich jetzt eine letzte Sendung moderiere, wirkt für mich surreal."

Fenderl ist seit 1993 beim ORF. Die Entscheidung zu gehen sei "keine von heute auf morgen" gewesen. Hinzu sei gekommen, dass die Tochter erwachsen sei und studiere, erzählt die Alleinerzieherin: "Ich habe wieder viel mehr Energie gefunden und einfach gemerkt, da ist noch so viel, das ich umsetzen möchte."

"Frauen hinterfragen sich stärker"

Neben ihrer Tätigkeit an der Fachhochschule für Journalismus will Fenderl Menschen bei Medienauftritten coachen, insbesondere Frauen sind ihr ein Anliegen. Denn dass weniger Frauen als Expertinnen im ORF auftreten, weiß die Moderatorin aus eigener Erfahrung: "Es liegt aber nicht unbedingt an den Medien, dass weniger Frauen in Sendungen oder Diskussionen präsent sind", sagt Fenderl. "Männer sagen viel schneller zu. Frauen hinterfragen sich stärker und stellen ihr Licht oft unter den Scheffel." Dass Frauen vor der Kamera kritischer beurteilt werden als Männer, sieht auch sie: Natürlich sei es "ein Wechselspiel, gerade wenn wir älter sind, aber ich denke, je mehr Frauen mit 50 plus in Fernsehdiskussionen als Expertinnen sitzen, desto normaler wird das."

Frauen sind ab 50 in allen Fernsehprogrammen unterrepräsentiert, das ist durch Studien belegt. Der ORF liefert gerade ein Beispiel dafür: Die Studio 2-Moderatorin Scheitz (53) verliert ihr Engagement, Reiterer (56) wurde nach Im Zentrum noch kein Angebot für einen Job im ORF gemacht. Ab 12. Jänner moderiert Susanne Schnabl (44) den neuen ORF-Sonntagabendtalk. Für den Report wurde noch keine Nachfolge bekanntgegeben. Fenderl, 54, will genau durch den Abschied vom ORF dieser Tendenz gegensteuern: "Mein Ziel ist es, sichtbar zu bleiben."

"Fremdbestimmung ist ein großes Thema"

Der Abschied fällt ihr nicht leicht, aber Fenderl ist voller Tatendrang: Sie will bei Symposien oder Kongressen moderieren, weiter unterrichten, Bücher schreiben und hat Ideen für journalistische Projekte.

Was sie an der Arbeit im ORF vermissen wird? "Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen", sagt Fenderl. "Auch wenn in einer Fernsehsendung die Moderatorin stets als das letzte Glied in der Kette gesehen wird, das draußen steht und sowohl Lob als auch Tadel einfängt, so ist es doch immer Teamwork."

Und was wird sie nicht vermissen? "Fremdbestimmung ist ein großes Thema, und dass Leistung das eine ist und was man damit erreichen kann das andere. Und natürlich gibt es – das wissen alle Leute, die in einem großen Unternehmen arbeiten – sehr viele Reglements und administrativen Aufwand, was für Kreativität nicht immer unbedingt förderlich ist." Vom ORF geht sie im Guten und ist dankbar für "31 spannende Jahre". Am Ende der letzten Sendung schließt sie mit ihrem Team die Türen des Studios, danach wird gemeinsam gefeiert. Wird sie weinen? "Das kann passieren." (Doris Priesching, 19.12.2024)

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