Warren Buffett redet auf der HV von Berkshire Hathaway auch über Apple

Die wichtigste: Obwohl Berkshire Hathaway rund ein Zehntel seiner Apple-Aktien verkauft hat, glaubt Buffett weiter an die Zukunft des iPhone-Herstellers. „Apple bleibt unsere größte Investition, eines unserer profitabelsten Unternehmen und ein Unternehmen, das wir im Idealfall ewig halten wollen.“

Konkrete Gründe für den Verkauf nannte Buffett nicht. Er deutete aber steuerliche Überlegungen an, vor allem in Erwartung höherer Steuern auf Kapitalerträge: „Wenn Politiker irgendwann merken, dass sie nicht beliebig Schulden machen können, aber auch keine Leistungen kürzen wollen, bleibt ihnen nur, höhere Steuern zu erheben. Auch auf Kapitalerträge.“

Diese Erwartungen eingerechnet, lohnt es sich für Berkshire, einen Teil seiner immens im Preis gestiegenen Apple -Position zu verkaufen, bevor der Staat darauf höhere Abgaben verlangt. Buffett erinnerte an Zeiten, in denen US-Anleger über 50 Prozent ihrer Gewinne an das Finanzamt abführten.

Buffett betonte allerdings, höhere Steuern gerne zu zahlen: „In einem Land, das so viel für seine Menschen getan hat, zahlen wir unsere vollen Steuern. Und keiner unserer Aktionäre sollte ein Problem damit haben. Würde das jedes Unternehmen so sehen, müsste keine Privatperson in den USA Steuern zahlen.“

Für deutsche Anleger interessant ist Buffetts Aussage, weil eine steigende Kapitalertragssteuer in den USA auch anderen Ländern als Signal dienen könnte, Kapitalerträge stärker zu besteuern. Auch die Bundesrepublik braucht Einnahmen.

Buffetts wichtigste Aussagen zu allen Themen im Überblick:

1. Zu Aktien & Anlagestrategien

„Wir haben alles verkauft. Wir haben viel Geld dabei verloren. Und das habe ich ganz allein geschafft. Ich habe falsch eingeschätzt, wie Menschen ihre Freizeit verbringen und Filme und Serien konsumieren.“ (Zur Erklärung, warum Berkshire bei Paramount ausstieg, nachdem es im Dezember 2023 noch über 66 Millionen Aktien des Unterhaltungs-Riesen besessen hatte.)

„Wir prüfen derzeit eine Anlageoption in Kanada.“ (Auf die Frage, ob er in Kanada investieren würde. Gerüchten zufolge kauft Berkshire derzeit Aktien eines Finanzunternehmens.)

„Wir finden derzeit kaum gute Gelegenheiten. Also wächst unser Cash. Uns freut, dass wir darauf jetzt wieder 5,4 Prozent Zinsen bekommen. Aber es wäre bei einem Prozent nicht anders. Sagen Sie das nur nicht der Zentralbank!“ (Zum Rekordstand flüssiger Mittel von knapp 190 Milliarden US-Dollar.)

„Die wichtigsten Lektionen beim Investieren lauten: Kaufe eine Aktie so sorgfältig, als würdest du das ganze Unternehmen kaufen, und sehe den Markt als deinen Diener, nicht als Informationsquelle oder Herrscher.“

2. Zur Wirtschaft

„Die USA bleiben auf absehbare Zeit unser Schwerpunkt.“ (Auf die Frage, ob er gezielt Investitionen in China sucht.)

„Ich sehe keine Alternative zum Dollar als Weltreservewährung.“ (Zu Sorgen, asiatische oder digitale Währungen könnten den US-Dollar als Weltreservewährung ablösen.)

„Wir betreiben Kraftwerke und Energieunternehmen effizienter als der Staat. Davon profitieren alle Menschen.“ (Auf die Frage, ob Länder Energieunternehmen verstaatlichen sollten.)

3. Zum Ende 2024 verstorbenen Charlie Munger:

„Charlie war der geniale Architekt hinter Berkshire Hathaway. Ich war so etwas wie der Generalunternehmer. Oder der Dachdecker.“

„Charlie hat sich für alles interessiert und bis zuletzt alles erforscht. Deswegen hat sich nicht nur er für die Welt interessiert, sondern auch die Welt für ihn, einen 99-Jährigen.“

„Charlie hat mich nicht nur nie belogen, er hat die Wahrheit auch nie zu seinen Gunsten gebogen. Wenn man solche Menschen findet, hält man sie in seinem Leben. Den Rest kann man vergessen.“

„Wer kein Leben lebt, in dem er sich mit Leuten umgibt, denen er vertraut, und zwar nur mit ihnen, verpasst etwas.“

„Charlie hat alle Techniken gelernt, mit denen Menschen andere Menschen überlisten und ausnutzen, aber nur, um sich und andere davor zu schützen. Wer so denkt, ist ein besonderer Mensch.“

4. Zu Künstlicher Intelligenz (KI):

„KI wird unseren Wohlstand vergrößern, aber wir sollten bei genauen Vorhersagen vorsichtig bleiben. [Der bekannte Ökonom] John Maynard Keynes hat vor rund 100 Jahren das riesige Produktivitätswachstum des 20. Jahrhunderts recht genau vorhergesagt. Aber selbst Keynes lag falsch darin, wo und wie das passiert. Und wenn selbst Keynes falsch liegt, sollten wir daraus etwas lernen.“ (Zur Frage, welche Berufe und Unternehmen von KI profitieren und welche darunter leiden.)

„Das macht Betrügereien zur Wachstumsindustrie. Neulich hätte ich mir beinahe selbst Geld in entferntes Land geschickt.“ (Zu Betrügern, die den Enkel-Trick mit täuschend echten KI-Kopien von Stimme und Aussehen echter Menschen durchführen. Buffett berichtete, unlängst eine solche KI-Kopie von sich selbst gesehen zu haben.)

„KI ist wie die Kernspaltung. Lassen wir den Geist einmal aus der Flasche, bekommen wir ihn nicht mehr zurück. Dann kann er Großartiges leisten, aber uns auch wünschen lassen, ihn doch zurückzubekommen.“

5. Zu erneuerbaren Energien:

„Sie können ein Kind nicht in einem Monat bekommen, indem Sie neun Frauen schwängern. Manche Dinge brauchen ihre Zeit.“ (Auf die Frage, warum Berkshire-Hathway trotz Klimawandel auch Gaskraftwerke baut. Diese ersetzen Kohlekraftwerke, um Erzeugungslücken bei den erneuerbaren Energien auszugleichen, erklärte das Berkshire-Management. Langfristig blieben erneuerbare Energien mit Batterien zum Schwankungsausgleich das Ziel ihrer Stromstrategie).

„Solarenergie wird nie die einzige Energieform sein.“

6. Zum guten Leben

„Wenn Sie nicht reich sind, seien Sie nett. Dann tragen Sie mehr zur Welt bei als die meisten reichen Menschen. Und wenn Sie zu den finanziell Glücklichen gehören: Machen Sie auch andere glücklich.“

„Überlege dir, wen du heiraten willst und warum diese Person dein Leben verbessert. Dann arbeite daran, jemand zu werden, mit dem diese Person wirklich zusammen sein will.“

„Überlege, wie du auf dein Leben zurückblicken willst. Dann lebe so, dass du das eines Tages tun kannst.“

„Es ist besser, Dummheiten zu vermeiden, als genial sein zu wollen. Das Ergebnis ist dasselbe, aber wenn man es so macht wie wir, erreicht man es leichter.“

7. Zur Bedeutung von Vorbildern:

“Charlie hatte viele Helden. Aber als ich ihn fragte, wen er vor seinem Tod am liebsten getroffen hätte, sagte er: ‚Ich habe sie schon getroffen. Ich habe ihre Bücher gelesen. Das empfehle ich Ihnen allen: Treffen Sie Ihre Helden. Treffen Sie sie oft. Und warten Sie nicht bis zum letzten Tag.”

8. Zur Kultur bei Berkshire Hathaway:

„Die Schaut-mich-an-Leute gehen lieber woanders hin.“

“Feiern sind ein wichtiges Werkzeug, damit eine Gruppe von Menschen gut zusammenarbeitet.“

“Ich mag das Gefühl von Vertrauen. Charlie ging es genauso. Deshalb machen wir das hier. Und deshalb machen wir es so, wie wir es machen.“

9. Zu seiner Nachfolge bei Berkshire Hathaway:

„Glücklicherweise erfahren Sie bald, wie sich das neue Management um Berkshire kümmert. Mir geht es gut, aber ich kenne die Sterbetafeln. Ich sollte keine Vierjahresverträge mehr unterschreiben. Obwohl das viele Leute tun, bei denen man nicht sicher sein kann, wo sie in vier Jahren sein werden.“ (Zur Frage, ob sein designierter Nachfolger Greg Abel das Unternehmen genauso gut führen werde wie er.)

„Ich hoffe, sie kommen nächstes Jahr wieder zur Hauptversammlung. Vor allem hoffe ich, ich komme auch.“