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Brückenkatastrophe von Baltimore Containerschiff war 2016 schon
Ein Frachtschiff rammte in der Nacht auf Dienstag eine 2,5 Kilomter lange Autobahnbrücke in Baltimore. Die Brücke stürzte ein. Doch die Behörden konnten offenbar den Verkehr rechtzeitig stoppen....

Ein Frachtschiff rammte in der Nacht auf Dienstag eine 2,5 Kilomter lange Autobahnbrücke in Baltimore. Die Brücke stürzte ein. Doch die Behörden konnten offenbar den Verkehr rechtzeitig stoppen. Nach sechs Vermissten wird intensiv gesucht.

In der Stadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland ist am Dienstag eine über 2,5 Kilometer lange Autobahnbrücke eingestürzt, nachdem sie von einem Schiff gerammt worden war. Erste Notrufe erreichten die Polizei nach eigenen Angaben in der Nacht um 1.35 Uhr (Ortszeit, 6.35 Uhr MEZ). Die Brücke stürzte zu großen Teilen ein.

Ein Bautrupp war gerade dabei, Schlaglöcher auf der Brücke zu reparieren, acht Personen stürzten in den 8 Grad Celsius kalten Fluss. Zwei Personen wurden gerettet, eine unverletzt und eine schwer verletzt. Sechs Personen werden noch vermisst, sagte der Verkehrsminister des Bundesstaats Maryland, Paul Wiedefeld am Dienstagvormittag Ortszeit. Erste Notrufe erreichten die Polizei nach eigenen Angaben in der Nacht um 1.35 Uhr. Zunächst war die Rede von bis zu 20 vermissten Personen.

Containerschiff offenbar schon einmal in Unfall verwickelt

Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, sagte, dass die Besatzung des Containerschiffes „Dali“ in der Lage war, einen Notruf abzusetzen, bevor sie auf die Francis-Scott-Key-Bridge auflief. Den Behörden war es Moore zufolge noch möglich, den Verkehr zu stoppen. Medienberichten zufolge hat die Besatzung die Kontrolle über das Schiff verloren, weil der Antrieb ausgefallen war.

Bei dem Containerschiff handelt es sich Daten des Anbieters LSEG zufolge um die unter der Flagge von Singapur fahrende „Dali“. Sie war von der Reederei Maersk gechartert worden und sollte Dienstagfrüh aus dem Hafen von Baltimore nach Colombo auslaufen. Dort sollte sie am 22. April ankommen. „Wir sind entsetzt über das, was in Baltimore passiert ist“, teilte Maersk mit. „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen.“ Das Schiff ist knapp 290 Meter lang. Durch den Unfall sei laut Reederei keine Umweltverschmutzung entstanden.

Nach Angaben der Antwerpener Hafenbehörden war das Containerschiff schon vor mehreren Jahren in einen Zwischenfall verwickelt. Am 11. Juli 2016 prallte die „Dali“ gegen einen Kai, als es versuchte, den Nordsee-Containerterminal zu verlassen. Die Hafenbehörde konnte keine näheren Angaben zur Unfallursache machen, erklärte aber, dass das Schiff nach dem Vorfall noch einige Zeit zur Reparatur im Dock gelegen habe. „In der Regel werden solche Unfälle untersucht, und die Schiffe dürfen erst auslaufen, wenn Experten festgestellt haben, dass es sicher ist“, sagte ein Sprecher des Antwerpener Hafens gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Notstand ausgerufen, kein Terror-Hinweis

Der Gouverneur rief am Dienstag den Notstand aus. So können Hilfsmaßnahmen der Regierung von US-Präsident Joe Biden im nahe gelegenen Washington ermöglicht werden. Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach von einer „unfassbaren Tragödie“ und schrecklichen Bildern „wie aus einem Action-Film“. Es müsse jetzt vor allem darum gehen, die Vermissten zu finden und den Betroffenen und ihren Familien beizustehen, sagte er bei einer Pressekonferenz. Auch Brückenarbeiter sollen verunglückt sein. Es hätten sich zu dem nächtlichen Zeitpunkt Arbeiter auf der Brücke befunden, die Beton-Ausbesserungen vorgenommen hätten.

Den Behörden zufolge gibt es absolut keine Hinweise auf Terrorismus. Auch aus dem Weißen Haus hieß es, es gebe keine Anzeichen dafür, dass in böswilliger Absicht gehandelt worden sei. Präsident Joe Biden werde über die Rettungsarbeiten auf dem Laufenden gehalten.

Videoaufnahmen in Onlinediensten zeigten den spektakulären Einsturz der beleuchteten Brücke. Erst kippte der gerammte Brückenpfeiler ein, dann verzog sich die gesamte Stahlkonstruktion in einer Wellenbewegung und stürzte abschnittsweise in den Fluss. Laut aktuellen Informationen gehen die Verantwortlichen davon aus, dass mindestens sieben Fahrzeuge abgestürzt sind.

Die Temperaturen böten aber Grund zu großer Sorge, nicht nur in Bezug auf die Verunglückten, sagte ein Feuerwehrmann dem US-Sender CNN. Schon die Außentemperatur fühle sich wie minus ein Grad Celsius oder weniger an, das Wasser sei sicher noch kälter. „Das kann eine Sorge und ein Risiko für unsere Taucher darstellen.“

Autobahnbrücke jährlich von elf Millionen Fahrzeugen genutzt

Baltimore ist der verkehrsreichste US-Hafen für Autotransporte. 2023 wurden dort nach Angaben der Regierung von Maryland knapp 850.000 Autos und leichte Lkw umgeschlagen. Zu den Autobauern, die über Baltimore In- und Exporte regeln, gehören Toyota, General Motors und Volkswagen. Mehr als 40 Schiffe mussten nach dem Einsturz im Hafen bleiben. Mindestens 30 Schiffe waren noch auf dem Weg nach Baltimore.

Ein Unfall dieser Art ist selten, aber weltweit betrachtet kein Einzelfall: Erst im Februar 2024 starben in der südchinesischen Provinz Guangdong fünf Menschen, nachdem ein Frachter eine Autobrücke gerammt und teilweise zum Einsturz gebracht hatte. In Brasilien stürzte im April 2019 eine fast 900 Meter lange Straßenbrücke über den Moju-Fluss ein, nachdem eine Fähre einen der massiven Pfeiler gerammt hatte. Im US-Bundesstaat Kentucky riss im Jänner 2012 ein mit Raketenteilen für die US-Luftwaffe und die Raumfahrtbehörde NASA beladenes Schiff eine mehr als 90 Meter lange Lücke in eine Straßenbrücke. Der Kapitän war eine falsche Route unter der Brücke gefahren, die nur für Wassersportler, nicht aber für schwere Schiffe ausgewiesen war. (APA/Ag.)

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