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Pechstein erklärt ARD-Boykott: "Schlampige, tendenziöse und ehrverletzende" Berichterstattung

Pechstein erklärt ARDBoykott Schlampige tendenziöse und ehrverletzende Berichterstattung
Die Eisschnelläuferin Claudia Pechstein fordert in einem "Offenen Brief" von der ARD eine "öffentliche Entschuldigung und Richtigstellung".
09:38 Uhr
Pechstein erklärt ARD-Boykott : "Schlampige, tendenziöse und ehrverletzende" Berichterstattung

Die Eisschnelläuferin Claudia Pechstein fordert in einem "Offenen Brief" von der ARD eine "öffentliche Entschuldigung und Richtigstellung".

Joachim Huber
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein zeigt bei ihrer Rückkehr von den Olympischen Spielen auf dem Frankfurter Flughafen mit dem Daumen nach oben. Fragen der ARD lehnt sie ab.
Eisschnellläuferin Claudia Pechstein zeigt bei ihrer Rückkehr von den Olympischen Spielen auf dem Frankfurter Flughafen mit dem...Foto: dpa

Eisschnellläuferin Claudia Pechstein verteidigt in einem "Offenen Brief" an die ARD ihren jahrelangen ARD-Boykott: "Seit wann ist es durch die Pressefreiheit im Grundgesetz abgedeckt, dass wir Sportler jedem Medium ein Interview geben müssen?" Der ARD-Redaktion um Investigativ-Reporter Hajo Seppelt, die vor etwa zehn Jahren über einen Doping-Verdacht gegen Pechstein berichtet hatte, wirft sie "schlampige, fehlerhafte, tendenziöse und ehrverletzende" Arbeit vor. Pechstein beschuldigt den Sender, sie damals falsch zitiert und ihr keine faire Chance gegeben zu haben, auf die Vorwürfe zu reagieren.

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Weiter kritisiert Pechstein in dem Statement auf ihrem Facebook-Account, die ARD habe ihr Publikum in Bezug auf die Gründe für ihren Boykott "glatt angelogen". Denn nicht die Berichterstattung über ihre dreijährige Dopingsperre sei der Grund für ihren Boykott, sondern die ihrer Ansicht nach falschen Anschuldigungen über das spätere Blutdoping. Zudem verschweige der Sender, dass die besagten Blutbehandlungen den verdächtigen Sportlerinnen "keinen Wettbewerbsvorteil" verschafft hätten."

"Feines Gespür für Recht und Gerechtigkeit"

In ihrem "Offenen Brief" an die ARD schreibt Pechstein weiter: Als Polizeihauptmeisterin habe ich schon von Berufswegen ein besonders feines Gespür für Recht und Gerechtigkeit. Deshalb stehe ich nach wie vor zu meiner Aussage: Wenn eine öffentliche Entschuldigung und Richtigstellung von Ihnen erfolgt, stehe ich ab diesem Zeitpunkt wieder für Interviews zur Verfügung." Es sei ja ohnehin nicht so, dass sie alle Sendeanstalten der ARD boykottiere. "Mit dem rbb und mdr bin ich im regen Austausch. Bereits am kommenden Freitag bin ich in der Sendung Riverboat zu Gast. Denn eines gilt nach wie vor: Wer mich fair behandelt, dem stehe ich Rede und Antwort."

Stümperhafter Seppelt

Laut Pechstein soll das Statement "deutlich machen, wie stümperhaft und verblendet Hajo Seppelt, sogenannter Experte der ARD-Doping-Redaktion, arbeiten könne. Und wie ihm seine Chefs trotz eklatanter handwerklicher Fehler die Stange hielten? "Kein Wunder also, wenn die Glaubwürdigkeit der ARD in der breiten Öffentlichkeit immer mehr schwinde..."

DOSB hätte sich andere Lösung gewünscht

"Grundsätzlich entscheiden Athlet*innen selbst, ob sie Interviews geben", hatte der Deutsche Olympische Sportbund zu dem ARD-Boykott von Claudia Pechstein. Der DOSB hätte es aber "begrüßt", wenn sie die Situation "anders gelöst hätte", berichtet der Branchendienst turi2. Die Eisschnellläuferin hatte die ARD von einem Pressetermin zur ihrer Rückkehr von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Das liege daran, dass die ARD "nicht so über sie und einen Dopingverdacht berichteten, wie sie es für angemessen hielt", twittert Investigativ-Reporter Hajo Seppelt. Die Dopingredaktion der ARD um Seppelt hatte sich damals wiederholt mit Pechstein und ihren Blutwerten beschäftigt, wegen derer der Eisschnelllauf-Verband ISU Anfang 2009 die zweijährige Sperre gegen Pechstein veranlasst hatte.

"Seltsames Verständnis von Pressefreiheit"

Für den Deutschen Journalistenverband zeigt Pechstein ein "seltsames Verständnis von Pressefreiheit". Auf Anfrage des Tagesspiegels erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky dazu: "Frau Pechstein spricht seit Jahren nicht mit der ARD wegen Hajo Seppelts Berichterstattung in 2012. Wir akzeptieren dies." Brav, oder?

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