Anleihen: Worauf Anleger achten müssen (Chart)
Seit es wieder Zinsen gibt, haben viele Investoren die Anlageklasse Anleihen wiederentdeckt. Allerdings lohnt es sich, in dem Segment genauer hinzuschauen – denn Anleihe ist nicht gleich Anleihe, sagt Jan Tachtler vom Multi Family Office HQ Trust.
In einer aktuellen Analyse zeigt der Portfoliomanager, dass Investoren derzeit in vielen Marktsegmenten außergewöhnlich hohe Zinsen erwirtschaften können. Seine Untersuchung umfasst die vergangenen 20 Jahre und damit so unterschiedliche Marktumgebungen wie die Finanzkrise, die lange Niedrigzinsphase sowie die Corona-Krise. Aus Tachtlers Analyse lassen sich direkte Handlungsempfehlungen für Investoren ableiten.
Renditeabstände beachten: Wo lohnt das Risiko?
Demnach winken in immerhin sechs von neun analysierten Marktsegmenten aktuell überdurchschnittliche Zinsen. Als wahre Renditeperlen identifizierte Tachtler US-Staatsanleihen und Schwellenländeranleihen in Hartwährungen: „In diesen beiden Segmenten liegt die Verzinsung oberhalb des 80-Prozent-Perzentils: In den vergangenen 20 Jahren war die Rendite also lediglich in 20 Prozent der Fälle höher.“ Damit sind diese beiden Segmente deutliche Spitzenreiter.
Doch nicht überall glänzt es: Die klassischen Hochzinsanleihen, sowohl aus den USA als auch aus dem Euroraum, sowie Schwellenländeranleihen in Lokalwährung zeigen sich derzeit etwas zurückhaltender und notieren leicht unter ihren historischen Durchschnittswerten, fand Tachtler heraus.
Der Portfoliomanager verglich auch die Renditeabstände zwischen unterschiedlichen Segmenten, um zu ermitteln, wo es sich unter Umständen lohnt, mehr Risiko auf sich zu nehmen – und wo nicht. Dabei ermittelte er, dass sowohl US-Unternehmensanleihen mit hoher Bonität als auch US-Hochzinsanleihen derzeit eher unattraktiv sind und Anleger lieber US-Staatsanleihenvorziehen sollte: Die nur minimalen Renditeabstände rechtfertigten aktuell das Risiko nicht. Beide Anlageklassen seien „historisch unattraktiv“, findet Tachtler.
Anleihen: An das Währungsrisiko denken
Im Euroraum sieht die Lage anders aus. Hier sind Euro-notierte Unternehmensanleihen in ihrem Renditeabstand zu Euro-Staatsanleihen etwas attraktiver als in anderen Weltregionen. Auch Schwellenländeranleihen in Hartwährungen wirkten gemessen an ihren Renditeabstände zu US-Staatsanleihen recht attraktiv, so Tachtler. Dagegen hätten Unternehmensanleihen aus Schwellenländern „nur noch wenig Potenzial“.
Insgesamt sollten Anleger beim Kauf von Anleihen nicht bloß auf deren Verzinsung sehen, sondern auch die Währungsrisiken im Blick behalten, rät Tachtler. „Ohne Währungsabsicherung erreichen Bonds zum Teil Volatilitäten, die an Aktien erinnern“, weiß er. Tachtlers Tipp: Im Zweifel die Anleihen absichern. Das schmälert zwar die Renditen („bei einer Dollar-Euro-Absicherung beispielsweise um 1,65 Prozentpunkte“), lasse Anleger aber ruhig schlafen.