Villingen-Schwenningen: Helfer bringen Kröten sicher in ihr Laichgebiet
Sie stehen wieder: die Krötenschutzzäune entlang der Straßen. Die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis hat zwölf davon an markanten Stellen errichten lassen. Mehr als 100 Ehrenamtliche sind dort im Einsatz.
Der milde Februar hat dafür gesorgt, dass die Kröten von ihrem Winterquartier in ihr Laichgebiet ziehen, wo sie einst aufgewachsen sind. Ein oftmals gefährliches und tödliches Unterfangen, wenn die Wanderung über stark frequentierte Verkehrswege führt.
Zwölf Zäune schützen Kröten vor Autos
Krötenschutzzäune, das sind grüne Planenstreifen, die mit Bodenankern fixiert werden.
Ein solcher Schutzzaun befindet sich an der alten Villinger Straße zwischen Rietheim und Villingen. Auf dem Weg zu den Weihern müssen die Kröten die stark frequentierte Kreisstraße überqueren. Michael Käfer koordiniert 15 Ehrenamtliche, die dort zum Schutz der Amphibien beitragen.
„Die Zäune werden so angebracht, dass die Kröten nicht unten durchschlüpfen können“, erklärt Käfer. Die Tiere würden sich entlang der Plane weiterbewegen und dabei in einen der im Boden eingegrabenen Fangeimern fallen. „Zum Schutz der Tiere werden die Eimer mit Gras und Laub befüllt“, so Käfer.
Stöcke bewahren Mäuse vor dem Ertrinken
In jedem Fangeimer befänden sich Löcher am Boden, damit Niederschlagswasser oder Oberflächenwasser ins Erdreich versinken könne. „Zusätzlich sind ein bis zwei Stöcke in den Eimern, damit Mäuse, die hineingeraten sind, wieder von selbst hinausklettern können“.
Jeden Tag sind ein bis zwei Helfer morgens gegen 8 Uhr entlang des Krötenschutzzauns im Einsatz, um die Tiere aus den Eimern einzusammeln und nach Überqueren der Kreisstraße auf sicheres Terrain zu bringen.
Die KrötenwanderungMilde Temperaturen über fünf Grad, die in der Region schon Anfang Februar erreicht wurden, holen Kröten und Frösche aus der Winterruhe. Diese verbringen sie an frostfreien Orten wie Komposthaufen, Laubhaufen, Baumwurzeln oder schützenden Gartenlauben und in feuchten Erdlöchern. Die Amphibien wandern in der Abenddämmerung zu ihren Geburtsgewässern, um dort ihre Eier abzulegen. Die Reise kann oftmals mehrere Tage andauern. 600 Meter schafft eine Kröte an einem Tag. Michael Käfer wünscht sich, dass sich noch mehr Helfer finden, die mit in den Einsatz gehen. Interessenten können sich telefonisch direkt bei ihm unter 0170 6351269 melden.
Wir haben Elfriede und Klaus Hofele im Einsatz begleitet. Das Ehepaar kommt aus Mönchweiler und hat immer mittwochs Dienst. „Es ist uns ein Anliegen, dass die Kröten heil über die Straße kommen und nicht überfahren werden“, sagt Elfriede Hofele.
Seit 2019 seien sie jedes Jahr mit dabei. Die Aufgaben für heute sind verteilt. Sie kontrolliert die Fangeimer, er hält zum Umsiedeln den Transporteimer bereit. Die Ausbeute an diesem regnerischen und zwei Grad kühlen Morgen sind zwei Kröten.
Oft sind es mehr: Am 23. Februar beispielsweise sei es wärmer gewesen und sie konnten 16 Kröten umsiedeln. 14 Fangeimer sind auf der 500 Meter langen Strecke verteilt.
„Vor zwei Jahren hatten wir an einem Morgen 160 Tiere gesammelt.“Klaus Hofele, ehrenamtlicher Helfer
„Der Regen ist in Ordnung, aber die Temperatur ist zu niedrig“, sagt Elfriede Hofele, die genau hinschaut, ob sich nicht doch eine Kröte im Eimer versteckt hat. Fünf Grad in der Nacht seien mindestens erforderlich, dass die Kröten weiter wandern würden.
„Vor zwei Jahren hatten wir an einem Morgen 160 Tiere gesammelt“, erinnert sich Klaus Hofele. Das sei Rekord gewesen. Die Anzahl der Amphibien werde genau dokumentiert. „Das ist wichtig, um zu erkennen, wie sich das Wanderverhalten entwickelt und wo dementsprechend die Krötenschutzzäune angelegt werden müssen“, erklärt Käfer.
Autos erzeugen tödlichen Sog
2022 seien es 800 und im Jahr danach 600 Kröten gewesen. Die Straßen bergen neben dem Überfahren werden noch eine weitere Gefahr. „Wenn Fahrzeuge mit 50 Kilometer in der Stunde fahren, erzeugen diese einen derartigen Sog, dass die Kröten innerlich zerplatzen“, sagt Käfer.
Deshalb sei in den Straßenabschnitten mit Krötenzäunen, die neben der Fahrbahn verlaufen, auf 30 Kilometer in der Stunde begrenzt. Voraussichtlich weitere vier Wochen werden die Ehrenamtlichen die Fangeimer jeden Tag kontrollieren.