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Neues Album von Rod Stewart und Jool Hollands "Swing Fever"

Neues Album von Rod Stewart und Jool Hollands Swing Fever
„Swing Fever“, die erste Studioeinspielung von Rod Stewart und Musikalleskönner Jools Holland ist eine äußerst locker-vitale Angelegenheit geworden.

Rod Stewart und der Musikalleskönner Jools Holland machen erstmals gemeinsame Sache. „Swing Fever“, die erste Studioeinspielung der beiden, ist eine äußerst locker-vitale Angelegenheit geworden. Von ihren Alltagsgeschäften selbst entpflichtet, lassen es die beiden Herren gesetzten Alters noch mal regelrecht schwofend krachen.

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Gleich der Platteneinstieg verdeutlicht, worum es auf dem Album geht. Zwei kantige Schläge auf die Snare-Drum reichen aus, um die Ohren für das eigenwillige Klangpanorama von „Swing Fever“ zu öffnen. Sobald Kontrabass, Piano, Percussion und Blechbläser forsch-freundlich in den Takt einsteigen, schwingt und rumpelt es wie in Tonaufnahmen aus den frühen 60er-Jahren.

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Keck interpretiert Rod Stewart dazu den Text des Filmmusicaltitelstücks „Lullaby Of Broadway“, „Das Wiegenlied vom Broadway“. Die Erstveröffentlichung wurde von Doris Day eingesungen, die Musik spielte dem damaligen Big-Band-Soundverständnis von Hollywood-Filmemachern zu. Stewart und Holland beschreiten mit ihrer Song-Neulesung einen anderen Weg. Die Musiker des Rhythm & Blues-Orchesters aus London, dem Holland vorsteht, servieren die Nummer halb und halb. Einerseits werden Elemente des Rock ‚n‘ Roll akzentuiert. Vermengt werden sie andererseits jedoch mit den durchweg tanzbaren Eigenheiten des Jazz.

Das Album„Rod Stewart with Jools Holland – Swing Fever“ erscheint am 23. Februar 2024. Foto: Warner Music

Klavier und allerlei getrommelte Artefakte konkurrieren in Louis Primas „Oh, Marie“ um die Deutungshoheit des Tempos miteinander. 1956 uraufgeführt, fordert das Paradebeispiel eines Ruf-und-Echo-Songs Stewart gesanglich heraus. Der 79-Jährige besteht den Test trotz des natürlichen Alterungsprozesses seiner unverkennbaren Stimmen bestens. Deren vordergründige Präsenz im Mix-Verfahren der Platte übt besonderen Reiz aus. Während der Gesangsunterhalter klar die Mitte einnimmt, füllen Trompeter, Saxofonisten und Posaunisten den Ort des Geschehens aus dritter und vierter Reihe aus.

Überraschend prominent ist die zweite Reihe vom Schlagzeug besetzt, hinter dem erst Piano und Bass platziert wurden. „Jools‘ Band gebührt ein dickes Lob“, sagt Stewart, während er sich an die „Swing Fever“-Aufnahmen erinnert. Besonders angetan war er von den rhythmischen Feinarbeiten des Schlagzeugers Gilson Lavis und des Bassisten Dave Swift. „Gilson ist der Drummer, dessen Trommeln dem von Charlie Watts am nächsten kommt. Kein Zweiter kann einen Beat so gut akzentuieren wie er. Und dann noch Jools an seinem alten Klavier! Wir standen während der Studiozeit mächtig unter Dampf–- im kreativ-positiven Sinne.“

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Er hätte das Album auch mit einer Reihe von Session-Solisten aufnehmen können, führt Stewart weiter aus. Richtig angefühlt hätte sich das Engagieren von Mietmusikern allerdings nicht. Die spezielle Chemie aufeinander eingespielter Musikmacher schwebte ihm vor, als er mit dem Gedanken an das Albumprojekt flirtete. Alles müsste live in einem nicht allzu großen Studio eingespielt werden.

In Jools Hollands Atelier im Londoner Stadtteil Greenwich, das beste akustische Voraussetzungen bot, wurde man schließlich fündig. Der Ort bietet einem Trio satt Platz. Die 18-köpfige „Swing Fever“-Band musste sich dort jedoch erst mal räumlich arrangieren. Der Freude am gemeinsamen Klangkörper tat die Enge derweil keinen Abbruch. Man fieberte, ganz im Gegenteil, dem Swing intensiver entgegen.

Sogar eine Stepptanz-Einlage

Am Ende reichte das Spielfeld sogar für eine Stepptanz-Einlage aus. „Rod sagte zu mir: ‚Ich will nicht, dass das Album super-glatt klingt‘, erinnert sich Holland mit einem Lächeln. „Ich entgegnete: ‚Da bist du bei mir genau richtig.‘ Was er suchte, war die Freude an der Musik, nach der auch ich suche. Im Anschluss an die erste Session war ich wirklich erleichtert, weil meine Band und ich genau das taten, was wir von Natur aus tun.“

13 Song-Klassiker aus der Swing-Ära wurden für „Swing Fever“ frisch arrangiert. Zusammengenommen vermitteln sie den Eindruck, aus der Zeit gefallen zu sein. Sie erzählen von einem Abschnitt der Popularmusikgeschichte, als niemand ein Handy, einen Computer und nicht jeder ein Auto besaß. Nur die Speerspitze konnte auf mehrere Badezimmer verweisen, ans Rennen um den größten Flachbildfernseher war gar nicht zu denken.

Nostalgie wird greifbar

Musik wurde hingegen zumeist noch live in Pubs gespielt. Es herrschten vergleichsweise größere Gemeinschaftsgefühle beim Mitsingen jazzbeeinflusster englischsprachiger Swing-Gassenhauer vor. Nostalgie wird förmlich greifbar, wenn Stewart „Sentimental Journey“ anstimmt oder den nahbaren Troubadour im unverwüstlichen „Pennies From Heaven“ gibt. Gänzlich rückwärtsgewandt ist der Habitus jedoch nicht, der dem Album zugrunde liegt. Vielmehr bestätigt er der alten Aufnahmeweise wegen als Ausnahme die weniger auf Songstrukturen basierende gegenwärtige Digitalregel. Stewart hingegen wirkt trotz seiner bald 80 Lenze juvenil und aufgekratzt wie eh und je. Nahbar noch dazu. Ein Kumpel-Typ war er immer schon alleine seiner Fußball-Verehrung wegen. Seit den späten 70er-Jahren verschanzte er sich aber vorzugsweise in seiner Beverly Hills-Villa, sofern er nicht auf den großen Showbühnen der Welt präsent war.

Seit geraumer Zeit lebt er wieder in England. Der Eindruck mag täuschen, nach dem er zwischen den Gesangsnoten den Wiederanschluss ans Proletariat sucht. Die Karriere des Sohns eines Vaters aus der Londoner Arbeiterklasse begann jedoch genau dort, wo zuvor „Love Is The Sweetest Thing“ gesungen wurde. Auf „Swing Fever“ intoniert er das Stück in augenzwinkernd-torkelnder Honky-Tonk-Manier. Neben der Swing-Seelenverwandtschaft verbindet Stewart und Holland die Leidenschaft für Modelleisenbahnen. Vielleicht fand die erste öffentliche Teilaufführung des neuen Albums deshalb im Londoner St. Pancras-Bahnhof statt.

Sir Roderick David Stewart wurde am 10. Januar 1945 im Londoner Stadtteil Highgate geboren. 1967 wurde er Sänger der Band des Gitarristen Jeff Beck, 1969 Mitglied der Faces. Im selben Jahr erschien sein erstes Soloalbum. Mitte der 70er-Jahre wurde Stewart mit Hits wie „Sailing“ weltweit zum Superstar.

Julian Miles „Jools“ Holland wurde am 24. Januar 1958 im Londoner Stadtteil Blackheath geboren. Mit acht Jahren hatte er sich als Autodidakt bereits das Pianospielen beigebracht. 1974 gründete er die Band Squeeze mit. In den 1980er-Jahren war er Co-Moderator der beliebten Musiksendung „The Tube“, bevor er mit dem Format „Later... with Jools Holland“ seine eigene Live-TV-Show in der BBC leitete.

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