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Unfassbar: Raphael Haaser ist Weltmeister im Riesentorlauf

Unfassbar Raphael Haaser ist Weltmeister im Riesentorlauf
Der Silbermedaillengewinner im Super-G erlöst die seit 34 Rennen sieglosen ÖSV-Männer mit Gold just in der Problemdisziplin. Schwarz hinter drei Schweizern Fünfter
Raphael Haaser, Weltmeister!
Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Kaum zu glauben, aber wahr: Raphael Haaser ist Weltmeister im Riesentorlauf – in der Problemdisziplin der Österreicher über so viele Jahre. Nach Bronze in der Kombination in Courchevel/Méribel 2023 und Super-G-Silber vergangene Woche machte der Tiroler seine Medaillensammlung am Freitag komplett.

Von Halbzeitrang fünf kommend setzte sich Haaser vor drei Schweizern durch und holte acht Jahre nach Marcel Hirscher in St. Moritz und 34 Jahre nach Rudi Nierlich – ebenso in Saalbach-Hinterglemm – Gold im Riesentorlauf. Es war der erste österreichische Sieg in dieser Disziplin seit Marco Schwarz' Weltcup-Erfolg Ende Februar 2023 in Palisades Tahoe, USA.

Mit Gold hat wohl auch Haaser selbst nicht gerechnet.
Foto: REUTERS/Lisi Niesner

Er gewann innert 2:39,71 Minuten 0,23 Sekunden vor Thomas Tumler, 0,51 vor Loic Meillard und 0,58 vor Super-G-Weltmeister Marco Odermatt, der in diesem Winter bereits drei Riesenslaloms gewonnen hatte. Haaser hingegen hat bislang noch nicht einmal einen Weltcupsieg gefeiert, war lediglich viermal Zweiter in einem Super-G.

"Es ist unglaublich. Ich bin noch nie bei einem Weltcuprennen ganz oben gestanden, und jetzt bei der Heim-WM – im Riesentorlauf auch noch, wo es mich manchmal gefuchst hat. Ich nehme es nach dem Motto: Wenn es läuft, dann läuft's. Ich hoffe, dass es so weitergeht. Ich habe mir gesagt, ich habe nichts zu verlieren. Es zählt nur eins, zwei oder drei."

Das so nicht unbedingt zu erwartende Podest mit Thomas Tumler, Raphael Haaser und Loic Meillard.
Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

Ob er ein Teufelskerl sei? "Das müssen andere entscheiden. Ich habe mein Bestes gegeben. Ich habe meine Freude, ob man es glaubt oder nicht. Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll – es ist ein geiler Tag."

Nach seinem fünften Rang zur Halbzeit mit 0,62 Sekunden Rückstand auf den führenden Norweger Timon Haugan sagte Haaser: "Ich habe aktuell eine Freude am Skifahren. Ich hoffe, dass mir im zweiten Durchgang noch einmal Ähnliches gelingt." Es gelang, letztlich lief es auf dem vom österreichischen Swiss-Ski-Coach Helmut Krug herausfordernd gesetzten zweiten Lauf sogar noch besser.

Perfekt in Position.
Foto: IMAGO/IPA Sport/ABACA

Als nach Odermatt auch Meillard zurückfiel, schüttelte Haaser auf dem Leader-Stuhl nur mehr den Kopf. Dann stand nur noch Haugan oben, und letztlich scheiterte auch der Norweger. Während Haasers Vater mit ausgestreckten Armen wie wild auf der Tribüne hüpfte, begab sich der Junior nur kurz in Jubelpose, ehe er wieder recht schnell bei sich selbst ankam: dem Ruhepol. Dann machte er eine langsame Drehung um die eigene Achse, wohl um die Stimmung des mit 19.500 Zuschauerinnen und Zuschauer recht gut besuchten Leckerbissens aufzusaugen.

Ausgezeichnet schlug sich auch Marco Schwarz. Der Kärntner Bronzegewinner 2021 und 2023 in dieser Disziplin verbesserte sich im Finale von Rang acht auf fünf und verpasste mit 0,78 Sekunden Rückstand auf Haaser nur um 32 Hundertstel Bronze. "Ich habe probiert zu attackieren im zweiten Durchgang, leider blöde Fehler gemacht, da kann man nicht um die Medaillen mitfahren." Bei jedem Weltcuprennen würde er den fünften Platz auch wegen der irrsinnig wichtige Punkte gerne nehmen. "Aber wenn man bei der Heim-WM Fünfter wird, scheißt es mich eher an", sagte der Kärntner. "Raphi ist eine geniale Geschichte, dass er so cool bleibt. Ich vergönne es ihm von Herzen."

Marco Schwarz tankte Selbstvertrauen für den Slalom am Sonntag.
Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Haugan fiel auf Platz sieben zurück und lag damit unmittelbar vor dem Norweger Henrik Kristoffersen. Patrick Feurstein machte im zweiten Lauf vier Plätze gut und belegte mit 1,58 Sekunden Rückstand Rang 16.

Pechvogel Brennsteiner

Großes Pech hatte der im Vorfeld als eine der größten ÖSV-Hoffnungen gehandelte Stefan Brennsteiner im ersten Durchgang. Beim Salzburger ging im von seinem Coach Martin Kroisleitner gesetzten Kurs nach wenigen Fahrsekunden eine Bindung auf. Im Zielraum wurden jede Menge Hände über den Köpfen zusammengeschlagen, nachdem sich ein Ski von Brennsteiner verabschiedet hatte. Ein ÖSV-Trainer schleuderte einen Handschuh in den Schnee, und Brennsteiner machte Selbiges mit seinem gerade erst eingefangenen Ski.

Pechvogel des Tages: Stefan Brennsteiner.
Foto: AFP/FABRICE COFFRINI

"Bei dem Schwung ist mir vorgekommen, ich stehe eigentlich gut, und auf einmal ist der Ski weg", sagte der Pinzgauer zu seinem Ausfall. Der Riesentorlaufspezialist hatte sich in diesem Winter stark präsentiert und sich im Vorfeld recht zuversichtlich gezeigt. Er war Dritter in Val d'Isére und Fünfter in Schladming gewesen.

Im Medaillenspiegel hat sich Österreich mit nun zwei Goldenen, drei Silbermedaillen und einer Bronzenen an Italien (zweimal Gold, einmal Silber) vorbei auf Platz zwei gesetzt. Überlegen voran liegen die Schweizer mit drei Goldenen, vier Silbernen und drei Bronzenen.

Zweimal geht's noch

Die 48. Ski-WM wird am Wochenende mit den Slaloms der Frauen (Samstag) und Männer (Sonntag, je 9.45 und 13.15 Uhr, ORF 1) abgeschlossen. Zu den Favoriten zählt neben der Kroatin Zrinka Ljutić und der Schweizerin Camille Rast freilich auch Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin greift nach ihrer 16. WM-Medaille.

Österreichs größte Hoffnungen auf Medaillenzuwachs ruhen auf Katharina Liensberger. Die Weltmeisterin von Cortina d'Ampezzo 2021 war Zweite in Levi, Dritte am Semmering und zuletzt in Flachau und Courchevel zweimal Vierte. Neben ihr gehen Katharina Gallhuber, Katharina Huber und Katharina Truppe an den Start. Cheftrainer Roland Assinger gab die Devise vor: "Gehen wir noch einmal all-in."

Manuel Feller und Fabio Gstrein zählen am Sonntag nicht zuletzt wegen der Plätze zwei und drei beim Nightrace in Schladming zu den Mitfavoriten. Der in seiner Comebacksaison aufstrebende Schwarz und Dominik Raschner könnten aber auch überraschen. (Thomas Hirner, 14.2.2025)

WM-Riesentorlauf der Männer - Endstand:

1. Raphael Haaser (AUT) 2:39,712. Thomas Tumler (SUI) 2:39,94 +0,233. Loic Meillard (SUI) 2:40,22 +0,514. Marco Odermatt (SUI) 2:40,29 +0,58 5. Marco Schwarz (AUT) 2:40,49 +0,78 6. Thibaut Favrot (FRA) 2:40,54 +0,837. Timon Haugan (NOR) 2:40,71 +1,008. Henrik Kristoffersen (NOR) 2:40,73 +1,02 9. Luca de Aliprandini (ITA) 2:40,74 +1,03 10. Atle Lie McGrath (NOR) 2:40,93 +1,2211. Zan Kranjec (SLO) 2:40,97 +1,26 12. Anton Grammel (GER) 2:41,01 +1,30 13. Filip Zubcic (CRO) 2:41,04 +1,33 14. Lucas Pinheiro Braathen (BRA) 2:41,15 +1,4415. Leo Anguenot (FRA) 2:41,20 +1,49 16. Patrick Feurstein (AUT) 2:41,29 +1,58 17. River Radamus (USA) 2:41,36 +1,65 18. Fabian Gratz (GER) 2:41,66 +1,95 19. Bridger Gile (USA) 2:41,72 +2,01 20. Giovanni Franzoni (ITA) 2:41,73 +2,02 121. Alex Vinatzer (ITA) 2:41,79 +2,08 22. Erik Read (CAN) 2:42,07 +2,36 123. Aleix Aubert Serracanta (ESP) 2:42,50 +2,79 124. Filippo della Vite (ITA) 2:42,81 +3,1025. Sam Maes (BEL) 2:43,06 +3,35 26. Jonas Stockinger (GER) 2:43,40 +3,69 127. Adam Zampa (SVK) 2:43,76 +4,05 28. Andreas Zampa (SVK) 2:44,40 +4,69 129. Fabian Ax Swartz (SWE) 2:45,31 +5,60 130. Jan Zabystran (CZE) 2:45,46 +5,75

Ausgeschieden im 1. Durchgang: Stefan Brennsteiner (AUT), Luca Aerni (SUI)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Alexander Steen Olsen (NOR), Eduard Hallberg (FIN), Joan Verdu (AND)

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