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Mit Schockbildern für Benetton wurde er berühmt: Oliviero Toscani ...

Mit Schockbildern für Benetton wurde er berühmt Oliviero Toscani
Seine Kampagnen für Benetton erregten weltweit Aufsehen. Nun ist der italienische Starfotograf Oliviero Toscani nach schwerer Krankheit 82-jährig gestorben.

Seine Kampagnen für Benetton erregten weltweit Aufsehen. Nun ist der italienische Starfotograf Oliviero Toscani nach schwerer Krankheit 82-jährig gestorben.

13.01.2025 um 09:15

Er zählte zu den großen Namen der internationalen Fotografie, hat mit seinen Kampagnen nicht selten für Diskussionen gesorgt. „Etwas zu provozieren ist der Grund, warum Kunst existiert“, hat er der „Presse“ erst 2020 gesagt. Nun ist der italienische Starfotograf Oliviero Toscani im Alter von 82 Jahren verstorben, wie seine Familie bekanntgab.

Demnach starb er in einem Krankenhaus in Cecina, nahe seines Landsitzes in der Toskana. Sein Gesundheitszustand dürfte sich vergangene Woche verschlechtert haben, weshalb er ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Zwei Jahre litt Toscani an der unheilbaren Krankheit Amyloidose. Bei dieser Erkrankung bilden sich fehlerhaft gefaltete Eiweiße, die sich an Organen ablagern. Das kann zu Organversagen führen, häufig auch zum Tod.

Küssende Nonne, Todkranker, blutverschmiertes Baby

Toscani, 1942 in Mailand geboren, studierte Anfang der 1960er Jahre Fotografie und Grafik an der Kunstgewerbeschule Zürich, später arbeitete er für die Modezeitschriften „Elle“ und „Vogue“. Er schoss Werbekampagnen für zahlreiche Marken, darunter Chanel, Toyota oder Esprit. Am bekanntesten sind wohl seine Fotos für die Bekleidungsfirma Benetton, für die er in den 1980er und 1990er Jahren tätig war. 

Toscani war dafür bekannt geworden, in seinen Fotoarbeiten Normen und Tabus zu brechen. Immer wieder sorgte er seit den Achtzigerjahren für Aufsehen mit den Kampagnen für die Modekette United Colors of Benetton, bei der er eine Zeit lang auch als Creative Director tätig war: Er zeigte blutende Soldaten, Todkranke und HIV-Positive. Auch seine Bilder eines Aidskranken im Endstadium, eines noch blutverschmierten Neugeborenen, magersüchtiger Menschen, sich küssender Nonnen und Priester und sein „Peniskalender“ machten Furore. Oft wurde er angefeindet. Von manchen Kritikern wurde Toscani auch Rassismus vorgeworfen.

Eugenio Giani, der Präsident der Region Toskana, wo Toscani zuletzt lebte, würdigte den Künstler als „Meister der Fotografie“ und als „Freigeist“. Sein Geist werde die Menschen weiterhin inspirieren, schrieb Giani am Montagmorgen in einer Mitteilung auf seinem Facebook-Account.

Kampagne gegen Anorexie  mit dem mittlerweile verstorbenen Model Isabelle Caro.
Kampagne gegen Anorexie mit dem mittlerweile verstorbenen Model Isabelle Caro. Imago
Der Priester und die Nonne.
Der Priester und die Nonne. Imago
Der zum Tode verurteilte amerikanische Häftling Leroy Orange wurde vom künstlerischem Leiter Oliviero Toscani für Benettons Werbekampagne „Dem Tod ins Gesicht sehen“ aufgenommen.
Der zum Tode verurteilte amerikanische Häftling Leroy Orange wurde vom künstlerischem Leiter Oliviero Toscani für Benettons Werbekampagne „Dem Tod ins Gesicht sehen“ aufgenommen. Oliviero Toscani/ REUTERS
Toscani war dafür bekannt geworden, in seinen Fotoarbeiten Normen und Tabus zu brechen. 
Toscani war dafür bekannt geworden, in seinen Fotoarbeiten Normen und Tabus zu brechen.  Imago

In den späten 80er-Jahren wurde ihm nach einer Kampagne, in der eine schwarze Frau ein weißes Baby stillt, Rassismus vorgeworfen. 2018 erst sorgte seine Entscheidung, ein Foto von aus einem sinkenden Schiff geretteten Migranten als Bild für eine neue Kampagne Benettons zu verwenden, für eine Kontroverse: Der damalige Innenminister Matteo Salvini bezeichnete die Aufnahme als unannehmbar und rief zum Boykott der Marke Benetton auf.

„Ich war immer frei“

Im vergangenen August hatte Toscani sich für die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ stark abgemagert fotografieren lassen. 40 Kilo hatte er wegen seiner Krankheit verloren. „Man weiß nicht, wie viel Zeit ich noch zu leben habe, aber so zu leben, interessiert mich natürlich nicht“, erklärte der Fotograf und Vater dreier Kinder. Er habe sich einer experimentellen Behandlung unterzogen.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas erleben würde, es ist eine neue Situation, der man sich stellen muss.“ Vor dem Sterben habe er keine Angst, „solange es nicht weh tut“. „Außerdem habe ich zu viel und zu gut gelebt, ich bin verwöhnt. Ich hatte nie einen Arbeitgeber, ich war immer frei.“ (APA/red.)

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