„Liebe auf den ersten Blick“ – Die Neue Südtiroler Tageszeitung
Der Rechtsextremist Martin Sellner will am Sonntag in Bozen mit Jürgen Wirth Anderlan frühstücken. Schreitet der Innenminister ein?
Kommt er? Kommt er nicht?
Ja, Martin Sellner wird am kommenden Sonntag nach Bozen kommen – zu einem „Widerstandsfrühstück“ mit dem Landtagsabgeordneten und ehemaligen Schützen-Chef Jürgen Wirth Anderlan.
Der Kopf der Identitären in Österreich, der als einer der führenden Ideologen der rechtsextremen Szene im deutschsprachigen Raum gilt, schreibt auf seinem X-Account:
„Am ersten Maiwochenende besuche ich Wirth Anderlan in Bozen. Wir trafen uns in Wien und es war Liebe auf den ersten Blick. Einige haben mir schon geschrieben und meinten sie würden mich auch gerne mal kennenlernen. Ich überlege am Sonntagvormittag, den 5. Mai ein Widerstandsfrühstück in Bozen zu organisieren. Wer hat Lust und wäre mit dabei? Bitte schreibt es in die Kommentare, damit ich abschätzen kann, ob es sich auszahlt!“
Die Anfrage an den Innenminister
Indes wächst der Widerstand gegen Pläne der Rechtsextremen auf politischer Ebene.
Die SVP-Senatorin Julia Unterberger und der Sinistra-Italiana-Senator und Ex-Unterstaatssekretär Giuseppe De Cristofaro haben eine dringende Anfrage an den Innenminister zum angekündigten Sellner-Besuch in Bozen eingereicht.
Nach dem von der Recherche-Plattform Correctiv aufgedeckten Rechtsextremen-Treffen im November 2023 in Potsdam ist Martin Sellner in mehreren Ländern ein unerwünschter Gast. Sellners hatte bei dem Treffen radikaler Rechter in einer Potsdamer Villa über die sogenannte Remigration gesprochen.
Er versteht darunter, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln massenhaft das Land verlassen müssen, auch Menschen mit deutschem Pass.
Deutschland hat nach dem Correctiv-Scoop ein bundesweites Einreiseverbot gegen Martin Sellner verhängt, gegen das der stramme Rechte allerdings Rechtsmittel eingelegt hat.
Nicht nur.
Der Provokateur Sellner hat vor wenigen Tagen ungehindert Potsdam besucht und im Rathaus einen „Geschenkkorb“ für den SPD-Bürgermeister abgegeben.
Auch macht sich Martin Sellner auf X über Südtirol lustig, weil das Land wegen seines angekündigten Besuches „Kopf steht …“
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